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Tochter des Ratsherrn

Tochter des Ratsherrn

Titel: Tochter des Ratsherrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Tan
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für richtig hielt, folgte der Stimme ihres Herzens – genau wie Runa es getan hatte. »Sollte Eure Gemahlin gerettet werden«, sagte sie entschlossen, »wünsche ich, dass Ihr sie zurücknehmt und ihr verzeiht, was sie Unverzeihliches getan hat. Wenn Ihr meint, dass Ihr es nicht ihretwegen tun könnt, dann tut es für mich. Versprecht es mir!«
    Walther schüttelte den Kopf und öffnete schon den Mund, um etwas zu erwidern, doch die Gräfin hob gebieterisch ihre Hand und brachte ihn damit zum Schweigen.
    »Still, sagt nichts. Ich weiß, was ich da verlange. Es scheint Euch heute vielleicht unmöglich, doch ich weiß, dass es richtig ist. Niemals habe ich einen Mann gesehen, der so viel Liebe für eine Frau in sich trägt wie Ihr für Euer Weib, Walther. Lasst diese Liebe nicht sterben. Gebt mir Euer Versprechen!«
    Er zögerte noch immer. Der Pferdewagen kam ruckartig zum Stehen.
    Margarete sah Walter abwartend an.
    Diesem stand vor Anspannung mittlerweile der Schweiß auf der Stirn. Er wusste, dass sie nun aussteigen mussten, doch noch war er Margarete eine Antwort schuldig. »Gräfin, ich werde jetzt die Tür öffnen. Ihr solltet jetzt …«
    »Ihr rührt Euch erst, wenn ich es sage. Und nun gebt mir Euer Versprechen!«
    Walther atmete hörbar aus. Er konnte wahrlich nicht umhin, Margarete von Dänemark für ihre Stärke zu bewundern. »Ihr habt mein Wort, Gräfin.«
    Nach dieser Zusicherung zeigte sie endlich auf die Tür und bat ihn: »Helft mir aussteigen. Unsere Unterhaltung ist beendet.«
    Walther öffnete ihr den Wagenschlag und half ihr den Tritt hinunter. Jede Verbundenheit zwischen ihnen war augenblicklich verschwunden – Margarete war wieder die Königstochter und er der Spielmann. Sie hatte viel gewagt mit ihrer vertraulichen Unterredung, während der sie erkannt hatte, wie einzigartig und wertvoll die Liebe zu seiner Frau war. Trotz ihrer Gottesfürchtigkeit wollte sie, dass er Runa vergab, wenn sie denn überlebte. Seine Achtung vor ihr war noch mehr gewachsen, zumal sich sein bisheriger Eindruck bestätigt hatte: Die Gräfin war eine überaus gescheite Frau.
    »Muss ich mein Gesinde erst auf Knien darum bitten, oder ist es einer dieser faulen Ratten auch so möglich, die verfluchten Fenster zu öffnen? Ich ersticke hier drinnen!« Graf Gerhard II. zerrte wütend an seinem engen Ausschnitt. Alle Gesichter der im Saal Versammelten glänzten vor Schweiß, genau wie das des Grafen.
    Die jährliche Zusammenkunft anlässlich des St. Veitsmarkts im Kunzenhof hatte noch nicht einmal begonnen, doch die Halle der Schauenburger Grafen war schon gut gefüllt. Es war der fünfzehnte August, und im Gegensatz zum gestrigen Bursprakentag brannte die Sonne heiß vom Himmel. Kein Lüftchen regte sich. Es war schwül.
    Sofort eilte einer der unzähligen Diener herbei, um dem Wunsch des blinden Grafen Folge zu leisten. Er lief zum Anfang der Halle, wo er auf einen hölzernen Fußtritt stieg und mit geübtem Griff das erste einer ganzen Reihe schwerer Fenster entriegelte und aufschob. Von seiner erhöhten Position aus überblickte er die Köpfe der vermögenden Hamburger, welche zu der heutigen Versammlung geladen waren – eine bunte, geschäftige Mischung aus Kauf- und Ratsmännern in Begleitung ihrer Frauen, welche sich eifrig miteinander unterhielten. Am Rand, nahe des Eingangs, standen die weniger einflussreichen Hamburger, weiter gen Saalmitte die wohlhabenderen Familien. Die Wand ihnen gegenüber war mit prachtvollen Sesseln gesäumt, welche auf einer hölzernen Anhöhe thronten. Man hatte Vorkehrungen getroffen, damit die sich gegenseitig hassenden Grafen nicht zu dicht beieinander saßen – so war die rechte Seite für die Brüder Gerhard II., Adolf VI. und Heinrich I. gedacht und die linke Seite für dessen Vetter Johann II. und Adolf V. In der Mitte sollten der Bürgermeister und der Ratsnotar sitzen, die wie jedes Jahr auch heute wieder die Führung der Versammlung übernehmen würden. Noch waren alle Sessel unbesetzt; die Grafen zogen es bislang vor zu stehen.
    »Marquardus!«, rief Gerhard II. auffordernd, auf dass sein treuer Gefolgsmann mit seinem Ohr nahe an den Mund seines Fürsten trat. »Kann es tatsächlich sein, dass meine verbitterten Vetter dieses Jahr nicht zur St.-Veitsmarkts-Versammlung erscheinen? Ich mag ja blind sein, aber ihre Abwesenheit ist mir dennoch nicht entgangen.«
    »Sie werden kommen, mein Herr. Soeben hat mich die Nachricht eines meiner Boten erreicht. Graf Johann II. und Graf

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