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Tochter des Ratsherrn

Tochter des Ratsherrn

Titel: Tochter des Ratsherrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Tan
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warst deinem Herrn ein tüchtiges Pferd.« Millie schnaubte gutmütig. Sie war sichtlich erschöpft. Godeke kämpfte erneut gegen seine Trauer an. Ein letztes Mal legte er bewusst die Hand auf den Körper seines Freundes, natürlich verspürte er keinen Herzschlag.
    Er gab sich einen Ruck. Unbeirrt ob der fragenden Blicke und des verwunderten Getuschels der in der Nähe stehenden Hamburger hob Godeke den Toten von Millies Rücken und schulterte ihn. Dann stapfte er schweren Schrittes die Stufen zur Katharinen-Kirche hinauf, stieß die Tür auf und hielt auf den Altar zu, vor dem ein Priester kniete.
    Der Geistliche hörte auf zu beten, erhob sich und blinzelte gegen das einfallende Sonnenlicht. Dann fragte er mit lauter Stimme: »Wer ist da?«
    Godeke kam wortlos näher und schob sich an dem Kirchenmann vorbei zum Altar, wo er den Freund behutsam ablegte. Schlaff fielen Thiderichs Arme an den Seiten herab. Jetzt erst widmete er sich dem verwunderten Pfarrvikar. »Dies hier ist Thiderich Schifkneht, ein Bürger Hamburgs. Er ist gewaltsam zu Tode gekommen, doch ein reisender Geistlicher hat ihm die Beichte abnehmen können, noch bevor er starb. Ich bitte Euch, nehmt seinen Körper an Euch und gewährt ihm ein christliches Grab in der geweihten Erde seines Kirchspiels. Ich werde die Totenwache übernehmen, sobald ich der Witwe seinen Ring übergeben habe.«
    Der Pfarrvikar nickte dem Fremden zu und machte sich sogleich daran, die Hände des Toten zu falten, wobei er fast unmerklich die Nase über den süßlichen Leichengeruch rümpfte.
    Godeke hingegen war wie betäubt. Schweigend drehte er sich um und durchschritt geräuschvoll das Langhaus. Nachdem er tagelang auf dem weichen Waldboden gelaufen war, kam ihm der Widerhall seiner Stiefel unnatürlich laut vor. Ja, er hatte gelogen, als er behauptet hatte, Thiderich habe seine Sünden vor seinem Tod noch beichten können, und es hatte ihn keinerlei Überwindung gekostet. Godeke nahm diese Sünde gern auf sich, um seinem Freund zu einer angemessenen Beerdigung zu verhelfen. Er war bereit, dafür etliche Kerzen mehr zu spenden als jene, die er Gott schon im Wald versprochen hatte. Als er aus dem kühlen, schattigen Inneren der Kirche trat, blinzelte er genauso ins grelle Sonnenlicht wie eben noch der Priester. Kurz verweilte er auf der obersten Stufe des Kircheneingangs. Er hatte es geschafft. Er hatte sein Versprechen Thiderich gegenüber gehalten und ihn nach Hamburg zurückgebracht, was seine Pein ein wenig linderte. Nun musste er noch einen weiteren schweren Gang antreten – den Gang zu Ava, Thiderichs Frau.

    Zu Anfang seines Einlagers hätte Albert es niemals für möglich gehalten, dass ihm der junge Ritter einst ein guter Berater und enger Vertrauter werden könnte. Es war nicht zu leugnen, dass ihm diese Vertrautheit gerade sehr gelegen kam.
    Albert blickte verstohlen zur Seite, wo Eccard Ribe ritt. Die Erinnerung an den Tag, da ihm der fremde Bote die beiden Briefe des Ratsnotars gebracht hatte, war noch überaus lebendig. Starr vor Entsetzen ob ihres furchtbaren Inhalts, war es Albert nicht gelungen zu entscheiden, was er als Nächstes tun sollte. Glücklicherweise war nur wenige Augenblicke später Eccard Ribe hinter ihm erschienen, worauf er sich ihm dankbar anvertraut hatte.
    Ganz plötzlich dann hatte die Sorge um seine Familie Albert übermannt, und er war in den Stall gestürzt, um trotz der Proteste von Jons Alyss zu satteln.
    Der Ritter hatte all seine Überredungskünste aufwenden müssen, um Albert davon abzuhalten, geradewegs nach Hamburg zu galoppieren und alles nur noch schlimmer zu machen. Der eben noch Gefangene war plötzlich zu seinem Gast geworden, den er zwar noch mit Bitten, aber nicht mehr mit Befehlen beeinflussen konnte. »Nun denkt doch erst einmal nach, bevor Ihr losreitet. Was wollt Ihr denn bewirken – ganz allein und ohne Verbündete?«, hatte er versucht, auf den aufgebrachten Albert einzuwirken.
    »Das muss Euch nicht kümmern, Ritter. Geht mir aus dem Weg. Ich habe mich entschieden, nach Hamburg zu reiten, und genau das werde ich jetzt tun«, war seine abweisende Antwort gewesen. »Ich danke Euch für Euren Rat, doch jetzt brauche ich keine Ratschläge, sondern ein Pferd!«
    Eccard Ribe hatte ihm daraufhin den Weg verstellt. »Das werde ich nicht zulassen, mein Freund. Ihr stürzt Euch ins Unglück. Ich verspreche Euch ein Pferd, wenn Ihr Euch bereit erklärt, nicht überstürzt loszureiten, sondern noch zu warten.«
    »Warum

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