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Tochter des Ratsherrn

Tochter des Ratsherrn

Titel: Tochter des Ratsherrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Tan
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zu Graf Gerhard II. reiten, um ihm seinen üblichen Anteil zu geben. Das alles soll stattfinden, bevor der Rat die Entscheidung trifft, ob Geschäfte mit dem Grafenhaus weiterhin rechtens sind oder nicht. Sie wollen Zeit gewinnen. Während Thiderich den Grafen zunächst einmal mit einer Zahlung beruhigt, will Albert Verbündete im Rat suchen, die mit ihm gegen meines Onkels Forderung stimmen.«
    Als Godekes Name fiel, füllten sich die Augen von Luburgis mit Tränen. Nur mühsam konnte sie ein hemmungsloses Schluchzen unterdrücken. Wie gerne hätte sie Johannes in diesem Moment nach ihrem zweiten Stiefsohn ausgefragt! Als dieser sie und seinen Zwillingsbruder Johannes vor über sechs Jahren im Wald zurückgelassen hatte, war sie zunächst furchtbar wütend auf ihn gewesen. Doch der Ärger war mit den Jahren gewichen und bis heute sogar gänzlich verflogen.
    Heseke bemerkte zwar die Tränen ihrer Schwägerin, doch sie war im Gegensatz zu Luburgis klaren Kopfes und sah wie immer sofort die Möglichkeiten, die sich ihr boten. »Dieser Narr!«, schimpfte sie boshaft über Albert und ballte die Faust. »Glaubt er tatsächlich, es stehe in seiner Macht, etwas gegen Johannes auszurichten? Wir werden vielleicht nicht verhindern können, dass er sich mit den grafenfreundlichen Ratsmännern vereint, doch uns bleibt noch ein anderer Weg.«
    »Was meinst du damit«, fragte Luburgis, die ihre Tränen bereits abgewischt hatte und sich nun wieder der vor ihr liegenden Aufgabe besann.
    »Ich meine, Albert ist angreifbar. Wir müssen seine Lage ausnutzen, und ich habe auch schon eine Idee, wie wir ihn zweifach schlagen können. Wir drei werden dafür sorgen, dass Albert und seine Gefährten bei den Grafen in Ungnade fallen, und mein Johannes wird sich darum kümmern, dass Albert die Missbilligung des Rates erregt. Somit wird er alles verlieren – seine Geschäfte und sein Ansehen.« Bereits während Heseke von ihrem Plan berichtete, spürte sie wieder dieses berauschende Gefühl in ihren Gliedern, das sie immer dann befiel, wenn sie dabei war, Ränke zu schmieden. Schon seit jeher hatte sie sich in die Geschicke der Männer gemischt, anfänglich sehr zum Missfallen ihres Gemahls. Doch nachdem sich herausstellte, dass sie in dieser Hinsicht weitaus geschickter war, als er es jemals hätte sein können, ließ Johannes vom Berge sie gewähren. Es war keine Frage, dass er auch diesmal tun würde, was sie von ihm verlangte, um nach so vielen Jahren endlich ihre alten Feinde zu stürzen.
    »An dir ist wahrhaft ein Mann verloren gegangen, Weib. Der Plan ist gut, sehr gut sogar. Endlich haben wir Albert dort, wo wir ihn haben wollen. Und das Beste ist, dass er gerade dabei ist, sich selber eine Falle zu stellen. Wenn wir mit ihm fertig sind, wird kein Mann dieser Stadt sich noch mit ihm auf der Straße blicken lassen wollen.« Johannes grinste, während er diese Worte zu seiner Frau sagte. Es war nicht zu übersehen, dass er bereits versuchte sich das erschrockene Gesicht seines Feindes im entscheidenden Moment vorzustellen.
    Als Heseke den irren Blick ihres Gemahls sah, verdrehte sie innerlich die Augen. Johannes hörte ihr schon gar nicht mehr zu, so sehr fesselte ihn der Rachedurst. Heseke trug selbst Schuld an seinem Verhalten, das wusste sie, hatte ihr Gemahl in den letzten Jahren doch gelernt, dass stets sie das Denken in solchen Momenten übernahm. Doch sie wollte sich nicht beschweren, schließlich konnte keine Frau weit und breit behaupten, ebensolche Freiheiten in ihrer Ehe zu genießen wie sie. Um Nachsicht bemüht sagte sie deshalb: »Mein Gemahl, wir müssen vorsichtig sein. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass wir bei dem Versuch, Albert zu stürzen, scheitern.«
    Johannes erwachte aus seinen Gedanken und wandte sich Heseke mit fragendem Blick zu.
    Mittlerweile doch ungeduldig setzte sie nach: »Hast du auch wirklich verstanden, was genau du zu tun hast? Es ist überaus wichtig, dass du zuallererst abwartest, bis ich meinen Teil erfüllt habe. Erst dann ist dein Handeln erforderlich.«
    Auf diese Worte hin straffte Johannes empört den Rücken. »Natürlich habe ich verstanden. Was gibt es da auch nicht zu verstehen? Zunächst werde ich abwarten, und dann wirst du …«, Johannes hielt inne. Er legte die Stirn in Falten und fügte hinzu: »Du kannst das unmöglich alleine tun. Wer wird dir helfen, Frau?«
    Na endlich, schoss es Heseke durch den Kopf. Er kann doch noch allein denken. Fast schon erleichtert sagte

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