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Tochter des Ratsherrn

Tochter des Ratsherrn

Titel: Tochter des Ratsherrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Tan
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sie: »Ganz recht, ich kann meinen Teil nicht gänzlich alleine tun. Darum habe ich jemanden hinzugebeten, der sich an meiner Stelle darum kümmert.« Den Blick Richtung Ausgang gewandt rief sie laut: »Du kannst jetzt eintreten!«
    Mit einem Ruck wurde die Tür zum Kontor von Johannes vom Berge geöffnet. Herein kam ein baumlanger Kerl.
    »Bodo«, stieß Johannes verächtlich hervor. »Was hat dieser Nichtsnutz hier zu suchen?«
    Heseke hatte nichts anderes erwartet, und sie konnte Bodo ansehen, dass auch er nicht überrascht war. Seit nunmehr zwanzig Jahren hatte sich der einstige Bote von Johannes vom Berge nicht mehr in Hamburg blicken lassen. Nachdem er und sein damaliger Gefährte, der Missionar Nikolaus, Johannes’ letzten Auftrag nicht ausgeführt hatten und Alberts Ermordung im fernen Friesland deshalb gescheitert war, war beiden nichts anderes übrig geblieben, als überstürzt die Stadt zu verlassen, um ihren Kopf zu retten.
    Erst auf Hesekes Geheiß hin war der mittlerweile gealterte, aber immer noch kräftige Hüne zurückgekehrt. Es war leicht gewesen, ihn dazu zu bringen. Wegen seines einstigen Versagens lebte er seit Jahren in Armut und ständiger Angst vor Johannes, in dessen tiefer Schuld er stand. Es bestand kein Zweifel daran, dass er dem Geforderten Folge leisten würde – schon allein, um endlich Frieden mit der Vergangenheit zu schließen.
    Bodo war der richtige Mann für die Ausführung ihres Plans, wie Heseke fand. Denn sollten sie und Johannes auch dieses Mal scheitern, war das Schlimmste, was passieren konnte, dass Bodo dabei getötet wurde. Dieser Verlust wäre durchaus zu verschmerzen, niemand würde den fremden Hünen vermissen.
    Wie immer verstand Johannes vom Berge erst viel später, wie listig die Gedanken seiner Frau waren. Auch wenn Bodos Antlitz noch immer die Wut in ihm hochkochen ließ, willigte er schließlich in ihren Plan ein.

8
    Thiderich hatte Ava nicht wecken wollen, doch wie immer war ihr Schlaf nur leicht.
    »Musst du schon gehen, Liebling? Die Sonne ist ja noch nicht einmal aufgegangen«, fragte sie mit der weichen Stimme einer gerade Erwachten.
    »Ja, je früher ich gehe, umso eher bin ich in Plön. In ein paar Tagen schon kommen der alte und der sitzende Rat zusammen. Ich muss fort sein, bevor die Entscheidung über die Geschäfte mit dem Grafenhaus fällt.«
    Trotz der Eile sah er seine Frau noch einmal genau an. Das fahle Licht, das durch die schmale Luke in der Schlafkammer fiel, war spärlich, dennoch konnte er ihre Schönheit erkennen. Zu dieser frühen Stunde bezauberte sie ihn stets am meisten. Ohne Haube fiel ihr das lange dunkle Haar zerzaust über die schmalen Schultern, ihre Haut schien noch blasser und die großen Augen noch dunkler zu sein. Es war nicht verwunderlich, dass die Männer der Stadt ihn heimlich um seine Frau beneideten. »Es wird nicht lange dauern, Ava. Wenn mich der Graf gleich empfängt, bin ich schon in ein paar Tagen zurück.«
    Thiderich wollte seiner Frau nichts erzählen, was sie beunruhigen könnte, darum verschwieg er ihr seine Entscheidung, alleine nach Plön zu reiten. Obwohl er auch Walther und Albert versichert hatte, dass er sich einer Gruppe von reisenden Kaufleuten anschließen würde, hatte er sich bereits dagegen entschieden. Alleine wäre er schneller und würde keine lästigen Fragen über das Ziel seiner Reise beantworten müssen. In diesen Zeiten konnte man niemandem trauen. Es war besser, wenn keiner wusste, dass er zu Graf Gerhard II. ritt. Außerdem bot seine prall gefüllte Geldkatze für manch einen harmlos wirkenden Reisegefährten mit Sicherheit Grund genug, Thiderich des Nachts die Kehle durchzuschneiden. Nein, all das wollte er nicht auf sich nehmen, trotz der Gefahr von Strauchdieben und Plackern.
    Entschlossen warf er sich den Tasselmantel um und verabschiedete sich von Ava. Wie immer, wenn er ging, hauchte er ihr drei Küsse auf – einen für jedes Kind und einen für sie.
    Nur wenig später verließ Thiderich auf Millie die Stadt. Seine fuchsfarbene Stute war bereits fünfundzwanzig Jahre alt, doch außer den tiefen Furchen über ihren Augen wies nichts auf ihr hohes Alter hin. Noch immer konnte sie schnell galoppieren, und noch immer tänzelte sie ungeduldig, wenn man sie zu eng am Zügel fasste.
    Damals, bei ihrem ersten gemeinsamen Ritt nach Friesland, hätte Thiderich es zwar niemals für möglich gehalten, doch er hatte sein Herz an dieses Pferd verloren. Trotz ihres störrischen Wesens, ihrer

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