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Tochter des Ratsherrn

Tochter des Ratsherrn

Titel: Tochter des Ratsherrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Tan
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Schifkneht, die doppelte Summe des Anteils an den Grafen gezahlt hat, die Ihr ihm noch schuldig seid.«
    Alberts Miene war wie versteinert. Er sollte ins Einlager auf die Riepenburg? Nicht in das Woltboten-Haus bei Wasser und Brot oder in die Fronerei am Berg? Beinahe machte sich Erleichterung in ihm breit, galt ein Einlager schließlich als nicht halb so strapaziös wie ein Gefängnisaufenthalt.
    In der Regel wurde ein Schuldner oder ein Bürge bloß so lange in einer ehrbaren Herberge wie der Riepenburg festgehalten, bis die geschuldete Summe erbracht worden war. Die Zeit im Haus des Woltboten oder der Fronerei hingegen, wo es an jeglichen Annehmlichkeiten fehlen würde, konnte quälend sein, weshalb ein jeder Übeltäter das Einlager bevorzugte.
    Doch was zählte es schon, wo Albert sich befand, wenn er befürchten musste, von dort niemals mehr zurückzukehren? Eine so große Summe wie der Graf von ihm verlangte, hatte selbst er noch niemals auf einmal in den Händen gehalten. Wie sollte es Thiderich also gelingen, an so viele Münzen zu kommen? Noch dazu, wo er als verschollen galt? Natürlich würde er so nicht einen einzigen Brakteat auftreiben können, weshalb es ihm schlicht unmöglich wäre, diese Forderung zu erfüllen! Doch Albert wusste, dass es keinen Sinn machte, Einspruch zu erheben.
    Willekin Aios trat auf den des Rates verbannten Kaufmann zu und sagte: »Ihr müsst heute noch die Stadt verlassen, Albert. Ich habe Euch einen Ratsboten mitgebracht, der Euer Testament aufnehmen wird. Wenn Ihr einverstanden seid, werde ich es als erster Zeuge unterzeichnen und einen zweiten Mann Eurer Wahl darum bitten, dies ebenfalls zu tun. Bestimmt einen Vormund für Euer Weib, und dann geht mit Gott.«
    Albert fand seine Stimme wieder. »Ich danke Euch, Bürgermeister.«
    Willekin Aios nickte.
    »Mein Nuncius, Walther von Sandstedt, wird der Vormund meines Weibes sein. Als zweiten Zeugen ernenne ich Ecbert von Harn.« Die Auswahl der infrage kommenden Männer war gering, doch Albert hoffte inständig, dass wenigstens der steinalte Ratsherr und frühere Freund seines Vaters ihm noch immer in Freundschaft verbunden war.
    Wieder bejahte der Bürgermeister mit einer knappen Kopfbewegung.
    Die Männer standen nur eine Armlänge voneinander entfernt. Albert konnte sehen, dass Willekin Aios ihm trotz allem wohlgesinnt war, dennoch schüttelte er enttäuscht den Kopf, bevor er ohne letzten Gruß die Kammer verließ.
    Nachdem Albert sein Testament verfasst hatte, fesselte man ihm die Hände und führte ihn aus dem Haus. Er konnte seine Finger gerade noch so viel bewegen, dass er alleine auf das schlammverschmierte Pferd steigen konnte, welches man ihm zuteilte. Ein kleiner Junge hielt es fest am Zügel. Sein ernstes Gesicht ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht vorhatte, dem Reiter die Lederriemen zu übergeben.
    Albert verlor in diesem Moment alles. Es war eindeutig, dass man ihn mit dieser Geste demütigen wollte – kein Mann wollte auf einem Pferd geführt werden, als sei er des Reitens nicht mächtig. Obwohl er den Drang niederzukämpfen versuchte, warf er doch einen letzten Blick auf seine geliebte Ragnhild, die noch immer sichtlich bemüht war, nicht zu weinen. Dann setzte sich das Gefolge des Ritters in Bewegung.
    Ihr Weg führte sie die Reichenstraße Richtung Osten entlang, welche bereits gesäumt war von unzähligen Neugierigen. Die Kunde über den geächteten Ratsherrn Albert von Holdenstede hatte sich verbreitet wie ein Strohfeuer.
    Auch an Runa war sie nicht vorbeigegangen. Jeglichem Anstand zum Trotz stürmte sie in genau dem Moment aus dem Haus, als der Tross des fremden Ritters gerade daran vorbeizog. »Vater, Vater …!«, rief sie immer wieder und rannte, den Bauch mit den Händen stützend, los. Sie hatte nicht glauben wollen, was ihr zu Ohren gekommen war, und musste sich nun mit eigenen Augen davon überzeugen. Als sie Albert auf der Stute erblickte, begann sie bitterlich zu weinen. Was für eine Schande! Es war ihm nicht einmal vergönnt, selbst die Zügel zu halten! Ein schmutzverklebtes Pferd hatte man ihm gegeben, und gefesselt war er auch. »Haltet ein!«, rief sie immer wieder mit zittriger Stimme. »So bleibt doch stehen! Ich flehe Euch an, fremder Ritter …«, doch Eccard Ribe beachtete sie nicht. Erst als sie keine Luft mehr bekam, wurde sie langsamer und blieb schließlich stehen. Der Anblick ihres Vaters verschwamm in einem Tränenschleier. Mutlos und verzweifelt lehnte sich Runa an die

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