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Tochter des Ratsherrn

Tochter des Ratsherrn

Titel: Tochter des Ratsherrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Tan
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derer vom Berge war nicht so schnell zufriedenzustellen. Gänzlich aus der Stadt verschwinden sollte Albert – und sogar das war ihnen gelungen!
    Johannes war dabei nur eine kleine, wenngleich unentbehrliche Hilfe gewesen, als er sich in der unscheinbaren Gewandung einer Magd zum Bürgermeisterhaus geschlichen und unbemerkt einen Brief auf dessen Schwelle gelegt hatte. Den genauen Inhalt des Briefs kannte er bis heute nicht, aber das war ja nun auch nicht mehr wichtig. Das Papier hatte zu Alberts Verbannung geführt und dazu, dass seine Lieben allein zurückblieben. Walther und Godeke besaßen nicht denselben Einfluss wie Albert. Ihnen würde es nicht gelingen zu verhindern, was der geheime Bund mit ihnen vorhatte. Johannes war sich sicher, dass Albert es bitter bereuen würde, seine Familie nicht mit seinem Leben beschützt zu haben!
    Johannes stieß sich von der Wand ab und glättete seine Röcke. Sicher wartete Agnes bereits auf ihn. Er wollte ihr keinen Grund zum Tadel geben. Als er die Küche betrat, sah er sie wie so häufig am Tisch sitzen und das Essen zubereiten. Er bemerkte sofort, dass sie wegen Alberts Verhaftung nicht weniger litt als Ragnhild, Runa und Margareta. Mit sorgengezeichnetem Gesicht hackte sie auf das vor ihr liegende Gemüse ein; fast so, als wollte sie es für den Kummer bestrafen, den sie empfand.
    Noch bevor die Magd Johannes bemerkte, wurde jemand anders auf ihn aufmerksam. Alles ging so schnell, dass ihm keine Zeit zur Flucht blieb.
    Mit einem gewaltigen Satz sprang Poppo von Agnes’ Schoß und rannte fauchend auf Johannes zu. Der Kater war außer sich und griff sofort an. Augenblicklich schrammten seine spitzen Krallen über dessen Arme und bohrten sich dann schmerzhaft ins Fleisch seiner Waden. Nur mit Mühe konnte Johannes einen verräterischen Schmerzensschrei unterdrücken. Zunächst zu überrascht, um sich zu wehren, trat und schlug er nach einem kurzen Augenblick wild um sich, doch das wütende Tier ließ sich nicht abschütteln.
    Agnes hatte die Augen vor Schreck weit aufgerissen, dann jedoch sprang sie auf und eilte Johannes zu Hilfe, so schnell es ihre steifen Beine zuließen. »Poppo! Verschwinde, du Dämon! Was ist nur in dich gefahren? Bist du denn von Sinnen?«, schrie sie aufgebracht und schnappte sich einen Besen. Nachdem der Kater ein, zwei kräftige Hiebe hatte einstecken müssen, flitzte er durch die geöffnete Tür von dannen. Agnes schlug die Tür hinter ihm zu und wandte sich besorgten Blickes Johannes zu. Ihre Augen wanderten sofort zu seinen Beinen, die nun deutlich durch den zerfetzten Rock zu sehen waren. »O Johanna, du blutest ja! Deine Arme, deine Beine! Und dein Kleid, es ist völlig zerrissen. Dieser dumme Kater, das nächste Mal kommt er mir nicht so mild davon, das verspreche ich.«
    Johannes wäre dem Kater vor Wut am liebsten wild schreiend hinterhergerannt; nur mit Mühe konnte er sich zurückhalten. Es war ihm unbegreiflich, warum die Frauen des Hauses dieses boshafte Tier so sehr liebten. Er selbst hasste Poppo – dieser Kater war der Abgesandte des Teufels!
    »Komm mit mir, ich gebe dir mein zweites Kleid, du Ärmste. So kannst du ja schlecht herumlaufen.« Agnes nahm Johannes bei der Hand und führte ihn in ihre gemeinsame Kammer. Sie brauchte nicht lange danach zu suchen, denn sie besaß nur zwei Kleider. Mit einem Griff holte sie es hervor und hielt es kurzerhand an Johannes’ Körper. »Es müsste dir eigentlich passen. Zieh dein Kleid aus, ich werde es für dich flicken.«
    Johannes wurde blass. Was sollte er jetzt tun? Wenn er sich vor Agnes entblößte, würde sie sehen, dass er keine Frau war, doch wenn er es nicht tat, würde sie möglicherweise ebenfalls Verdacht schöpfen.
    Nachdem er eine ganze Weile lang einfach nur dagestanden und sie angestarrt hatte, stemmte Agnes die Arme in die Hüften und sagte mit einem warmen Lächeln: »Jaja, du möchtest dich sicher bedanken, dass ich dein Kleid flicken will und dir solange meines gebe, aber das brauchst du nicht.« Dann fügte sie scherzhaft hinzu: »Ich weiß doch, wie ungeschickt du mit der Nadel umgehst. Nicht auszudenken, wie das Kleid hinterher aussehen würde. Nun komm schon, zier dich nicht, ich gebe dir mein Kleid gern.«
    Auch Johannes zwang sich zu einem Lächeln und nickte, doch er rührte sich nicht.
    »Nun mach schon, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Zieh dich schon aus, ich helfe dir beim Ankleiden.«
    Johannes brach der Schweiß aus. Fahrig trat er von einem Bein aufs

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