Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina May
Vom Netzwerk:
und dazu männlich.
    Einige Sekunden blieb Stefan irgendwo zwischen dem Hell des Tages
und der Dämmerung des Raumes stehen. Die beiden waren vorne am Altar. Seine
Tante und ein Junge.
    »Oma Friederike redet so komisches Zeug. Sie ist ziemlich sauer auf
dich … auf Sie, und da … da wollte ich mal schauen. Aber die Madonna ist
nirgendwo. Ich hätte mit ihr aber sowieso nichts angestellt, wirklich. Also
echt, was die sich denkt.«
    Stefan fragte sich, wobei Marian den Kleinen erwischt hatte. Mit
einiger Verspätung machte er sich jetzt bemerkbar, zog seinen Dienstausweis aus
der Tasche, setzte sein finsterstes Gesicht auf und hielt ihn dem Bengel vor
die Nase. »Kriminalkommissar Sanders. Gibt es Schwierigkeiten, Schwester?«
    Der Junge wurde leichenblass, schüttelte den Kopf und brachte nur
ein Krächzen zustande. »Neiiin.«
    Marian schien sich prächtig zu amüsieren. »Stefan, darf ich dir
Maximilian vorstellen, Friederike Villbrocks Enkel. Und er hat wirklich
überhaupt nichts gemacht.«
    »Nein, echt nicht! Nur meine Oma macht gerade was. Die ist unterwegs
zur Chiemseewerft in sooo hohen Schuhen.« Nach Maximilians Berechnung musste
Friederike Villbrock auf Stelzen gehen. »Und mit einem Kleid und Lippenstift«,
fügte er hinzu. »Ich weiß das, weil sie in der Badewanne immer laut mit sich
selbst redet.«

13
    Pfeilkraut (Sagitaria sagittifolia)
    Standort: Kalkhaltiger, nährstoffreicher Schlamm in Röhrichten langsam fließender und
stehender Gewässer oder gelegentlich überschwemmter Ufersäume.
    Wissenswertes: Pfeilkraut verträgt keine volle Sonne. Es richtet deshalb seine Blätter in
Nord-Süd-Richtung aus und wird daher als Kompasspflanze bezeichnet.
    Er hatte die Frau im Sommerkleid mit Schuhen, in denen sie
nur stöckeln, aber nicht richtig laufen konnte, aus dem Haus kommen sehen.
Hatte Lukas sie hereingebeten? Sie sah nicht aus wie eine potenzielle Kundin,
sie sah nicht einmal aus wie jemand, der sich mit Booten auskennt.
    Außerdem war sie nicht hübsch genug. Nicht der Typ, für den sich
sein Enkel, der Weiberheld, interessierte.
    Wer oder was war sie dann? Benedikt würde es herausfinden.
    Der Ärger kam immer auf leisen Sohlen. Und ehe man sich’s versah,
war alles vorbei, alles anders.
    Schon vor hundert Jahren hatte die Chiemseewerft in dem Ruf
gestanden, auch diffizile Spezialaufträge anzunehmen. Bis nach Übersee wurden
die schnittigen Boote und Yachten damals verkauft. Und Übersee meinte die Neue Welt – Amerika.
    Benedikt hatte geglaubt, Moritz würde die Werft übernehmen. Moritz
hatte Verstand, Talent und eine Zukunftsvision. Er hätte die Werft zu einem
florierenden Unternehmen gemacht. Mit einer zeitgemäßen Firmenstruktur,
öffentlichen Aufträgen und einem Gebrauchtboothandel. Lukas war zwar
handwerklich geschickt, aber kein Rechner, kein Geschäftsmann. Und doch war
Benedikt schließlich gar nichts anderes übrig geblieben. Moritz war weg.
    Eine Zeit lang hatte er selbst noch Segler entworfen und an den
Booten mitgebaut, aber irgendwann musste er zugeben, dass er zu alt wurde.
Seine Augen waren schlechter, seine Reaktionen langsamer und seine Hände
zittriger.
    Lukas hatte ihn erpresst: »Entweder du überschreibst mir die Werft
jetzt, oder ich bin weg, genau wie dein Liebling Moritz. Dann kannst du
schauen, ob du jemanden findest, der nach deiner Pfeife tanzt.«
    Benedikt überschrieb ihm die Werft. Damals. Die Klausel, die
besagte, dass Lukas die Chiemseewerft fünfundzwanzig Jahre lang nicht verkaufen
durfte, griff schon lange nicht mehr.
    »Was ist Zeit«, murmelte Benedikt. So viele Jahre, in denen er immer
gehofft hatte, dass Lukas der Bootsbau vielleicht doch noch etwas bedeuten
könnte. Träume eines alten Mannes, denn so wurde es nie.
    Mit Moritz wäre es anders gekommen.
    Und jetzt? War die Stöckelfrau da gewesen, um ein Angebot für die
Werft zu machen?
    Lukas saß in der Küche, als Benedikt mit finsterem Gesicht
hereinmarschierte. Der alte Mann hielt sich nicht mit irgendwelchem
Drumherumgerede auf. Das brachte sowieso nichts. »Was war das grade? Wen hab
ich gesehen? Denkst du an einen Verkauf oder bist du schon ein bisschen
weiter?«
    Sein Enkel verzog die Mundwinkel. Was sollte das sein, ein Lächeln?
»Da bist du falsch gewickelt, Bene. Die Dame gehört zur Judikative. Sie ist
Richterin.«
    Lukas kostete den Moment aus. Benedikt zog die Augenbrauen zusammen.
»Und da kommt sie zu uns auf die Werft … in dem Aufzug? Mörderschuhwerk.«
    »Das kannst du gern

Weitere Kostenlose Bücher