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Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina May
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ganz unverhofft,
ausgerechnet eine Klosterschwester daher, deren Lebensdeckel sie auch schon
einmal geöffnet hatte. Es war schon eine Weile her, und da war der Ausgang der
Geschichte noch lange nicht festgeschrieben gewesen.
    »Althea, die Heilende«, begrüßte Kath die jüngere Frau und reichte
ihr beide Hände. »Und der Herr Kriminalkommissar. Ihr seid wie eine frische
Brise.«
    Sie bat ihre Gäste nicht ins Haus, sondern führte sie den kleinen
Weg über den Rasen, auf die Terrasse dahinter. Mit Blick auf den See.
    Hexen wussten vielleicht immer, wann Besuch naht, Katharina konnte
man dagegen schon mal überraschen. Sie hatte auch keine schwarze Katze. »Macht
es euch gemütlich«, sagte sie.
    Und die Nonne nahm sie beim Wort, setzte sich in einen der
Korbsessel, zog ihre Schuhe aus und das Ordensgewand ein Stück weit über die
Knie.
    Katharina holte etwas zu trinken, sie fragte nicht erst, was
gewünscht wurde. »Schöne Knie. Und prüde bist du gottlob nicht geworden in
deinem Kloster.«
    Althea schenkte ihr ein verschmitztes Lächeln, das Katharina
»schade« denken ließ. Schade, weil sie eine schöne Frau vor sich hatte, eine
schöne Frau in Verkleidung. Obwohl – diese Frau glaubte an sich und an den
Herrgott. Wessen Hand es auch war, die sie einst ergriffen hatte, es war die
rettende gewesen.
    »Worüber denkst du nach, Kath?« Althea sah sie forschend an.
    »Über dich«, gab Katharina wahrheitsgemäß zurück. »Und ich komm
nicht drauf, ob du’s mit dem Pfarrer getrieben hast.«
    Die Klosterschwester lachte lauthals, ihre männliche Begleitung
hustete vernehmlich.
    Katharina sagte: »Junger Mann, ich bin ein paar Jahre zu alt, um
noch schön drum herum zu reden. Außerdem bin ich neugierig. Also?«
    »Ach, Kath, ich bin nicht stolz auf die Dinge, die ich getan habe –
auf die meisten nicht, aber der Pfarrer …« Schwester Althea schnalzte mit der
Zunge. »Der war Zucker.«
    »O mein Gott«, sagte Stefan Sanders.
    »Nein, der hatte damit wirklich überhaupt nichts zu tun«, betonte
sie.
    Der Kriminalkommissar schüttelte den Kopf. »So, Sie haben Ihre
Antwort bekommen, jetzt hätte ich gern einige von Ihnen. Und ich bin nicht
neugierig.« Er hatte sich in seinem Sessel vorgebeugt.
    Warum taten das die Leute immer, was sollte das bringen? Konnte man
seine Antworten nicht auch entspannt in Empfang nehmen? Offenbar nicht.
    »Das solltest du aber sein«, sagte sie. »Weil du es herausfinden
musst. Das Mädchen aus Frankfurt und der Junge vom Chiemsee. Eines war Mord,
das andere … ich bin nicht sicher. Da ist etwas passiert. Erzähl es mir!«
    »Können Sie … sehen, wer von beiden zuerst starb?« Der Kommissar
hatte kurz gezögert, ihr war klar, dass er nicht wusste, wie er damit umgehen
sollte.
    »Und er sagt, er ist nicht neugierig.« Katharina hatte ihn an der
Angel, sie würde ihn noch ein wenig zappeln lassen. »So lassen sich Morde nicht
aufschlüsseln.«
    Kriminalkommissar Sanders zuckte die Achseln, belustigt hoben sich
Katharinas Mundwinkel. Er glaubte, das Heft in der Hand zu haben, weil etwas
anderes für ihn gar nicht in Frage kam. »Im Koffer war Blut. Der Junge vom
Chiemsee war nicht tot, als man ihn dort hineinlegte«, erläuterte er.
»Normalerweise gebe ich so etwas nicht preis.«
    Katharina beantwortete seine Frage immer noch nicht. »Was habt ihr
im Koffer gefunden?«
    »Was hätten wir denn im Koffer finden sollen?« Er hätte besser
gefragt, was sich nicht mehr im Koffer befand.
    »Das ist kein Ratespiel. Jemand hat seine Hand nach etwas
ausgestreckt. Nach etwas aus dem Koffer. Papier, so wertvoll, dass jemand
deswegen nicht mehr ruhig schlafen kann.«
    »Papier? Ich fürchte, ich verstehe nicht.«
    »Du verstehst so einiges nicht«, bemerkte Katharina. »Aber du
solltest schnell machen mit dem Verstehen. Weil nämlich noch jemand dem
Geschehen von damals nachschnüffelt. Es wird gefährlich für die dicke Dame, die
glaubt, alle Macht läge in ihren Händen.«
    »Die dicke Dame.« Jetzt verstand er. Wenn auch längst nicht alles.
    Katharina sah es in seinen Augen. Und sie sah noch etwas anderes.
»Du liebst diese eigenwillige Nonne.«
    Althea wandte fragend den Kopf, während der junge Kriminalkommissar
nur den Mund aufmachte – und nichts sagte.
    »Ich hab dich schon verstanden, keine Bange.« Katharina lachte. Du
meine Güte, warum fürchtete sich alle Welt davor, man könnte etwas Verkehrtes
denken. »Liebe und Liebe, das meint nicht immer dasselbe. Manchmal betrifft

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