Tod am Chiemsee (German Edition)
Chiemsee-Sommernachtslikör drucken. Dann kann doch nichts schiefgehen«, erklärte sie ihrem
Gesprächspartner. Althea war ziemlich zufrieden mit sich. Insbesondere mit
ihrem investigativen Hintergedanken.
Mit der dicken Dame konnte nur Friederike Villbrock gemeint sein.
Konnte man jemanden lieben, auch wenn man nicht wiedergeliebt wurde?
Natürlich. Es kam viele tausend Male vor.
Was wusste Friederike? Mehr als Althea, so viel stand fest.
Friederike hatte den Zettel in der Madonna versteckt. Sie hatte schon damals
ihre Umgebung mit anderen Augen betrachtet – die Richterin. Wer etwas
herausforderte, der musste mit einer Reaktion rechnen.
Friederike war es gelungen, eine harmlose Nonne gegen sich
aufzubringen, dachte Althea. Da war es denkbar, dass sie sich mit jemandem
einließ, mit dem sie noch eine Rechnung offen zu haben glaubte. Lukas Lanz zum
Beispiel.
Vielleicht unterschätzte Friederike die Gefahr, aber wenn sie damit
hausieren ging, dann …
Doch wer sollte etwas dagegen tun? Der Kriminalkommissar vielleicht,
doch Schwester Althea alias Marian Reinhart wohl kaum.
Sie würde stattdessen versuchen, die Fischer zum Reden zu bringen
und den Finder des Koffers ausfindig zu machen.
19
Eberesche (Sorbus aucuparia)
Standort: Das bei uns häufig vorkommende Wildgehölz ist in ganz Europa sowie im
westlichen Asien verbreitet. Die Eberesche wächst in lichten Wäldern, an
Waldrändern und in Gebüschen.
Wissenswertes: Der Name »Eberesche« leitet sich aus der Bezeichnung »Aberesche« ab, was so
viel bedeutet wie »falsche Esche« (vgl. »Aber« = »falsch«, zum Beispiel auch
»Aberglauben« = »falscher Glauben«). Eine weitere, häufig gebrauchte
Bezeichnung für das Gehölz ist »Vogelbeere« oder »Vogelbeerbaum«. Sie rührt daher,
dass Vögel eine besondere Vorliebe für die nahrhaften roten Früchte haben. Die
leuchtend rote Farbe der Vogelbeeren galt schon früh als Zeichen für
Lebenskraft und wurde außerdem mit Feuer und Blitz in Verbindung gebracht. So
wurden früher Ebereschenzweige zum Schutz vor Blitzschlag vor die Fenster und
in die Dachbalken gehängt.
Als er, von der Autobahn kommend, bei Ramersdorf über die
Kreuzung fuhr, gingen gerade zwei Nonnen über die Ampel, und Stefan Sanders
schüttelte belustigt den Kopf. »Jetzt ist es aber gut mit der himmlischen
Verfolgung.«
Sein Büro befand sich im Polizeipräsidium in der Ettstraße, nur
einen Steinwurf weit von St. Michael entfernt. Es lag auch nahe an der
Einkaufsmeile in der Neuhauserstraße, aber daran dachte er in diesem Moment nicht.
Das nahm allmählich beängstigende Formen an. Jedenfalls würde Stefan
heute wieder in seinem eigenen Bett schlafen. Keine nackten Nonnen auf
Beutefang.
Der Paternoster, der ihn nach oben trug, ratterte beruhigend, und
als er im zweiten Stock ausstieg, hatte er wenigstens eine Vorstellung, womit
er anfangen wollte. Er würde sich noch ein wenig mit den Familien der Opfer
befassen. Und mit den Schülerinnen, die mit Theresa Biedermann im Internat auf
Frauenchiemsee gewesen waren. Lange her, das hieß ja nicht unbedingt vorbei …
oder, Schwester Althea?
Diese Recherchearbeit war Routine, eines der Ergebnisse würde
vielleicht einen Hinweis auf einen Mörder geben.
Eine andere mögliche Recherche nannte die Mörderin beim Namen, doch
vor dem Inhalt der Akte fürchtete er sich.
Wer hatte damals alles mit dem Kloster zu tun gehabt? Das würde ihm
die Priorin am ehesten beantworten können. Und wie freute er sich darauf,
Schwester Jadwiga in ihrer frisch gelüfteten und entstaubten Rumpelkammer zu
begrüßen.
Auf Stefans Gesicht stahl sich ein Lächeln. Etwas anderes dagegen
irritierte ihn. Wie sollte er die Aussage von Katharina Venzl bewerten? Stefan
war sicher, sie glaubte an das, was sie gesehen hatte.
Die Fahrt nach München wäre vielleicht nicht unbedingt nötig
gewesen. Die meisten Gespräche hätte er auch per Handy führen können. Aber er
brauchte noch ein paar weitere Einblicke.
Was sollte das für ein Papier sein, das sich angeblich im Koffer
befunden hatte? Etwas abgewandelt gab er diese Frage an Nadine Brenner weiter,
eine Kollegin, die für knifflige Details in Sachen Spuren zuständig war. »Ich
hab schon geschaut, aber ich tu’s gern noch mal.«
Dass jemand mal etwas gern tat, was in irgendeiner Form mit
zusätzlicher Arbeit zu tun hatte, war neu. Die Antwort kam auch prompt eine
Stunde später. Nadine hatte winzige Spuren von altem Leim gefunden, an einer
Seite des
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