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Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina May
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wissen, warum sie die Nachricht im Sockel der
Madonna hinterlassen hatte. Es klang sehr nach Eifersucht. Aber wie konnte sie
auf etwas eifersüchtig sein, was sie nie gehabt hatte? Die Liebe von Moritz
Lanz.
    Stefan folgte Schwester Jadwiga durchs Kloster. Er hatte den
Eindruck, als wüsste sie selbst nicht so recht, welches der Zimmer für die
Zwecke des Kommissars in Frage kam. Die Priorin entschuldigte sich mit den
Worten: »Ungestört sind Sie in unserem geheimsten Raum. Dem, der nie benutzt
wird.«
    Und Stefan kam sich vor wie in dem Märchen vom Ritter Blaubart, als
Schwester Jadwiga den Schlüssel im Schloss herumdrehte und ihn in eine Kammer
führte, wo Spinnweben an den Wänden hingen und auf allem eine dicke
Staubschicht lag. Ein muffiger alter Geruch hing über ebenso alten
ausrangierten Möbeln. Fehlen nur noch die Mäuse, dachte Stefan.
    »Wir saugen und lüften, dann müsste es schon gehen«, sagte Schwester
Jadwiga.
    »Das passt. Danke.« Die Richterin wird das Kloster verklagen, kam es
Stefan in den Sinn. Wegen der Badeeinlage im See und der Stauballergie, die ihr
das Verhör einbringen würde.
    »Ich brauche hier außerdem noch einen Tisch und zwei Stühle. Wenn
möglich etwas, das nicht so aussieht, als wären wir bei der Inquisition.« Die
Miene von Schwester Jadwiga erinnerte ihn daran, dass dies ihr Revier war und
es ihm nicht zustand, Ansprüche zu stellen.
    Es war sicher vernünftig, wenn er zuerst Katharina Venzl aufsuchte,
zusammen mit Marian. Ein Blitzentschluss. Er würde hier erst wieder auftauchen,
wenn das Blaubartzimmer ein bisschen weniger wie eine Rumpelkammer aussah.
    Er informierte die Priorin, dass er nach Gollenshausen zu einer
Befragung müsse und dass er Schwester Althea gern dabeihätte.
    »Ich kenne Land und Leute nicht«, fügte er erklärend hinzu.
    »Aha, Land und Leute«, wiederholte Schwester Jadwiga zweifelnd.
»Natürlich, Sie leben ja auch nur ungefähr hundert Kilometer entfernt in
München.« Sie ließ sich nicht für dumm verkaufen. »Marian Reinhart hat unsere
Lebensweise gewählt und damit ihre Vergangenheit hinter sich gelassen. Das
bedeutet aber nicht, dass sie sich in ihrer freien Zeit nicht den Dingen widmen
kann, die ihr wichtig sind. Ich bin keine Gefängniswärterin, Herr
Kriminalkommissar Sanders.«
    Er hatte sie beleidigt. Auf ihn wirkte das Kloster wie eine Bastion.
Allerdings hatte er tatsächlich nicht den Eindruck, dass Marian sich in diesen
Mauern beengt fühlte.
    Stefan bat Schwester Jadwiga um Entschuldigung, bevor er wie ein
gescholtener Halbwüchsiger davonmarschierte.
    Seine Tante war nirgendwo im Kloster zu finden und auch nicht im
Garten. Auf Verdacht die Krautinsel ansteuern, während am See gerade höchster
Badebetrieb herrschte, das wollte er lieber nicht.
    Aber die schwarze Gestalt inmitten von sonnengeflutetem Bunt war
nicht zu übersehen. Marians Füße hingen gleich neben denen von Maximilian im
Chiemsee. Stefan schaute den beiden eine Weile lang zu, bevor er kurzerhand
seine Schuhe auszog und sich zu ihnen auf den Steg setzte.
    Der Junge erzählte Marian gerade, dass er am frühen Morgen einen
Mann gesehen habe, der komisch herumgeschlichen war.
    Männer, die herumschlichen, gefielen Stefan nicht. Dazu hatte sich
schon zu viel ereignet, Kinder wurden entführt, missbraucht und getötet. Daher
sträubten sich ihm die Haare, wenn er hörte: Da schleicht ein Mann herum.
    »War es jemand, den du hier auf der Insel schon mal gesehen hast?«,
fragte Stefan vorsichtig tastend. Gleich darauf wurde ihm klar, dass Vorsicht
unnötig war. Maximilian war der Enkel einer ehemaligen Richterin.
    »Der Typ wohnt gleich da vorne, zusammen mit einem älteren Mann. Er
selbst sieht ein bisschen jünger aus. Und er ist komisch. Er sammelt
irgendwelche Sachen, Müll und so, und stopft alles Mögliche in einen Karton.«
    »Gut beobachtet«, sagte Marian. »Er sieht ein bisschen jünger aus«,
wiederholte sie. »Aber er benimmt sich wie ein Kind, oder? Das war es, was dir
aufgefallen ist.« Marian erklärte dem Jungen: »Er heißt Tobias, und sein Onkel
kümmert sich um ihn, weil nur sein Äußeres älter wird. In seinem Innern wird er
immer ein Kind bleiben.«
    »Das ist doch gemein!«, fand Maximilian.
    »Es ist eine Krankheit. Aber Tobias ist niemand, vor dem man Angst
haben muss. Er ist ein prima Kerl und er würde es wohl übel nehmen, wenn du
seine Schätze als Müll bezeichnest.«
    »Okay, geht in Ordnung, werd ich nicht«, versprach

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