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Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina May
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anfragen, ob er sein Boot zur Verfügung stellen
würde – die Idee mit den Chiemsee-Gondeln.
    Der Fischer riss zum Abschluss noch einen gar nicht witzigen
Nonnenwitz. Althea bemühte sich zu lachen, immerhin wollte sie etwas von ihm.
Tobias dagegen gähnte bereits gelangweilt, zog ein Gesicht und schüttelte den
Kopf. Jetzt musste Althea wirklich lachen. Er hatte begriffen, worum es ging.
    Sie hakte ihn unter.
    Lukas Lanz – oder genauer: die Chiemseewerft – lag ohnehin auf dem
Weg, also weshalb nicht dort einmal vorbeischauen.
    Martin Sattler würden sie dann zum Schluss noch an die Angel
bekommen. Man erzählte sich, Simon Petrus und der See würden es immer besonders
gut mit ihm meinen. Wenn er mit dem Boot rausfuhr, kehrte er meist mit
übervollen Netzen wieder heim.
    Vielleicht war in seinem Netz beim letzten Mal ja etwas ganz anderes
an Land gezogen worden …
    »Das finden wir heraus.« Althea hatte es laut ausgesprochen. Und
Tobi nickte freudig.
    Aber zuerst steuerten sie die Chiemseewerft an. Lukas Lanz.
    Sie war noch nie auf der Werft gewesen. Na so was, Althea, mit dem
hattest du doch nichts. Oder?
    »Ich glaube, ich weiß es nicht mehr«, sagte sie.
    Tobias sah sie erwartungsvoll an. »Weißt es nicht mehr? Ich auch
nicht – Kopf in den Sternen.« Und mit einem Mal ging eine seltsame Veränderung
mit ihm vor.
    Sie fragte ihn: »Denkst du, es ist schlimm – es nicht mehr zu
wissen?« Für sie nicht, weil es ganz unwichtig war und nur ein haltloser
Gedankenfetzen. Für Tobias aber zählte dieses Nicht mehr
wissen offenbar sehr, es beschäftigte ihn. Sie hatte eigentlich nichts
Unbedachtes gesagt, doch aus irgendeinem Grund hatte es ihn traurig gemacht.
    »Ganz furchtbar schlimm, aber ich darf nichts sagen, sagt Gregor.
Weil es ein Geheimnis ist, sagt Gregor.«
    Was hast du verdammt noch mal getan? Althea faltete die Hände, eine
unbewusste Reaktion, und Tobias tat es ihr gleich.
    »Schwester Althea … du gehörst doch zur Truppe Gottes. Und wenn man
gestorben ist, gehört man auch dazu.« Tobi hatte sich vor sie geschoben und
marschierte jetzt im Rückwärtsgang vor ihr her. Er würde sie gleich etwas
fragen und er war gespannt auf ihre Reaktion. Althea lief um ihn herum, nun war
sie es, die rückwärts lief. Es war albern, und sie blieb stehen.
    Erwartungsvoll sah er sie an. Truppe Gottes. Unter anderen
Umständen, weniger geheimnisvollen, hätte sie ihm mit einem Lachen geantwortet.
Sie brachte nur ein mattes Nicken zustande, doch ihn schien es zu beruhigen.
»Kannst du Theresa etwas von mir bestellen, bitte? Ich wollte sie ihr
zurückgeben. Ihre schöne Kette mit dem Anhänger. Aber ich konnte nicht, sie war
ja tot.«
    Eiszeit, musste Althea denken. Sie musste sich zusammenreißen. Für
sich selbst und für Tobi. Am liebsten wäre sie mit dem Jungen umgekehrt. Ein
Geheimnis. Verdammt, Gregor, was für ein Geheimnis?
    Tobias machte einen verlorenen Eindruck, er tat Althea leid. Und
genau dafür würde sie ihrem Freund Gregor den Kopf abreißen.
    »Theresa weiß, dass du ihr die Kette zurückgeben wolltest, und
bestimmt hat sie nichts dagegen, dass du sie behältst. Ich würde sie nur gern
ausleihen. Meinst du, das geht?«
    »Ausleihen. Und ich bekomme sie wieder? Und du sagst ihr, dass ich
sie nieee vergesse.«
    »Wirklich nur kurz ausleihen«, erwiderte Althea, weil sie dafür
sorgen würde – weil Stefan dafür sorgen musste. Sie hatte gerade ihr Wort
gegeben. »Theresa hatte dich gern und wenn man jemanden mag, ändert auch der
Tod nichts an diesem Gefühl. Stimmt doch, oder?«
    »Jaaa, stimmt«, sagte er mit leuchtenden Augen.
    »Wo hast du Theresas Kette gefunden, Tobi?«, fragte Althea und
behielt ihn scharf im Auge.
    »Nicht weit überm Zaun, im Gras bei den roten Steinen.« Er begann
schneller zu atmen.
    Althea strich ihm beruhigend über die Wange. Ihr kam eine Idee,
schon wieder eine …
    Sie steckte die Hände in den Kragen ihrer Ordenstracht und holte
einen großen hölzernen Kreuzanhänger an einem Lederband hervor.
    »Oohh«, machte Tobias.
    »Es ist meine Buße«, sagte sie mehr zu sich selbst und zeigte dem
verdutzt dreinblickenden Tobi, dass man die Längsseite des Kreuzes aufschieben
konnte und dahinter ein Hohlraum sichtbar wurde. Platz, um einen kleinen Zettel
zu verstecken. Und es war tatsächlich ihre Buße, denn auf diesem Zettel stand
ihre Reue. Sie würde ihre Sünden und Verfehlungen auch so nicht vergessen, aber
Althea wollte sie tragen.
    Kein Gewicht, das sie

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