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Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina May
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behalten …
    Ein Geräusch ließ ihn aufhorchen. Er war zurück im Hier und Jetzt.
    Lukas hatte fast alle Bilder im Karton verstaut, die Mappe mit den
alten Zeichnungen lag offen vor ihm auf dem alten schweren Eichenschreibtisch.
    Er dachte an das Boot, an dem er gerade arbeitete, und dabei fiel
ihm wieder der Junge ein, der eigentlich keiner war und der am Rockzipfel der
Klosterschwester gehangen hatte.
    Bene hätte ihn um ein Haar in der Luft zerrissen, als er die Hand
nach der noch nicht vollständig getrockneten Lackschicht ausstreckte.
    Es war die ängstliche, fast panische Reaktion des Jungen gewesen –
Erinnerungen hatten manchmal etwas Seltsames.
    In der Nacht, als Lukas zum Kloster übersetzte, um sich Theresa zu
schnappen, hatte er diesen Jungen gesehen; und da war er tatsächlich noch ein
Junge gewesen. Und er musste ihn auch gesehen haben.
    Vielleicht genügte es nicht, bloß einige alte Bilder wegzupacken,
vielleicht war mehr erforderlich.

28
    Ringelblume (Calendula officinalis)
    Standort: Sonnig, bevorzugt humose Böden, gedeiht aber auch gut an nicht so optimalen
Standorten.
    Wirkungsweise: Ringelblume ist eine aromatische Pflanze, die reichlich ätherische Öle und
Harze enthält. Die Pflanze wirkt antiseptisch, wundheilend, krampflösend.
Extrakte aus den Blüten finden vielseitige Verwendung bei der Pflege von
empfindlicher, gereizter und stark beanspruchter Haut. Sie fördern die Heilung,
wirken beruhigend und steigern die Widerstandsfähigkeit der Haut.
    Die Nacht roch heute nicht nach Seewasser, stattdessen
hatte der Kriminalkommissar wieder die Stadt und ihren vertrauten Feinstaub in
der Nase.
    Er bewohnte ein schönes Loft am Gärtnerplatz. Früher war das Glockenbachviertel
verrufen gewesen, heute dagegen eine beliebte Wohngegend. Man lebte nicht
direkt in der Stadtmitte, aber auch nicht weit davon entfernt.
    Stefan Sanders hatte die hohen Fenster geöffnet und saß mit den
beiden Aktenordnern, vor deren Inhalt es ihn graute, auf der Couch.
    Die Fallakte von Marian Reinhart und den Bericht über den Unfall von
Rick Dante. Gruslig werden dürfte beides.
    Was zuerst?, fragte er sich. Wobei es völlig gleichgültig war, er
musste nur etwas Entlastendes finden. Du willst etwas
finden.
    Ja, unbedingt, aber mehr als das wollte er die Wahrheit und
Gewissheit für Marian.
    Er brühte sich einen Kaffee. Stark. Und er trank ihn schwarz. Stefan
wollte am Ende der Nacht zweifelsfrei wissen, was damals geschehen war. Und das
Ende der Nacht war gar nicht mehr so fern, die Sonne schon lange hinter dem
Horizont verschwunden.
    Stefan wusste nicht einmal genau, wer seine Tante gewesen war, ging
ihm auf.
    »Mein Gott!«, sagte er kopfschüttelnd. Seine Mutter hatte Marian
immer zweitklassig gefunden, und Stefan, der Teenager, hatte geahnt, dass es
pure Eifersucht war. Aber er hatte angenommen, dass es mit seinem Vater
zusammenhing. Weil sein Vater sich von Marian angezogen fühlte.
    Das war jedoch völlig falsch. Marian Reinhart war erstklassig, wovon
auch ein bekanntes Münchner Modelabel überzeugt gewesen war. Sie arbeitete als
Chefeinkäuferin bei Demande , reiste durch die Welt
der Mode genauso wie durch die wirkliche Welt. Ein mörderischer Job, der keine
Fehler verzieh.
    Bei Verhandlungen für eine Präsentation hatte sie Rick Dante
kennengelernt, den Sohn des Inhabers der großen Kaufhauskette Bahrens .
    »So, Mr Dante – dann wollen wir mal sehen …« Er schlug die zweite
Mappe auf.
    Genauso wenig hatte er gewusst, wer sich hinter dem klingenden Namen
Rick Dante verbarg. Niemand, der ihm sympathisch sein konnte, hätte er gesagt,
aber da lag er schon wieder falsch.
    Stefan betrachtete lange das Foto eines dunkelhaarigen Typen mit
einer leicht schiefen Nase und einem einnehmenden Lachen, das schöne Zähne
zeigte. Er sah buchstäblich so aus, als könnte man mit ihm Pferde stehlen. Und
genauso wurde er auch beschrieben.
    Ein zuverlässiger Charakter, der für jeden da war, der noch sein
letztes Hemd gegeben hätte, wie Freunde, Bekannte, Geschäftspartner und
Angestellte einhellig bestätigten. Und zwar nicht, weil jemand Druck ausübte.
Der Mann war beliebt, er wurde bewundert; er unterstützte und förderte
verschiedene engagierte Projekte, war Schutzherr mehrerer wohltätiger
Organisationen.
    Doch Rick Dante hatte noch eine andere Seite: Er verlangte zu viel
von sich und schaffte es irgendwann nicht mehr, seinen Tag ohne Medikamente zu
bewältigen. Zuerst die Tabletten und das Kokain, dann

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