Tod am Chiemsee (German Edition)
es gar
nicht gehört, sondern eigens dafür ihre alten Kontakte mobilisiert. Nonnen
wetteten nicht, doch gerade hätte sich ein Einsatz sogar gelohnt.
»Ich hatte mit deinem Neffen nur einmal das Vergnügen, es ging um
einen Raubmord. Ein Junkie, dessen Anwalt für seinen Mandanten
Schuldunfähigkeit durchboxen wollte. Schuld und Verantwortung – wer ohne Schuld
handelt, kann dafür nicht bestraft werden.« Friederike zitierte mit einem
aufgesetzten Lächeln aus dem Strafgesetzbuch, während ihre giftgrünen Augen
Althea durchbohrten. »Wie sieht es denn mit deiner Erinnerung aus, oder kostet
einen so eine Drogenkarriere tatsächlich den Kopf?«
Wie hatte Althea nur glauben können, Friederike Villbrock wüsste
davon nichts. War sie wirklich so naiv gewesen anzunehmen, ihre erbittertste
Feindin aus Schultagen hätte dieses Kapitel aus dem Leben der Marian Reinhart
nicht sabbernd vor Genuss durchgeblättert? Die Vergangenheit war nie vergangen.
Wer sich das ausmalte, der träumte nur einen zu schönen Traum.
Sie konnte jetzt zwei Dinge tun: Aufstehen, sich wortlos abwenden
und weggehen. Oder Friederike Villbrock den Hals umdrehen, die ehemalige
Richterin ertränken. Eine wirklich verlockende Vorstellung.
Oder … Althea stand auf und versetzte der Dame samt Schirm einen so
kräftigen Stoß, dass beide in den Fluten des Chiemsees verschwanden.
Leider nicht auf Dauer. Auch an dieser Stelle war der See nicht
sonderlich tief. Allerdings schwamm der Regenschirm besser als die Richterin
a. D.
6
Anis (Pimpinella anisum)
Standort: Anis bevorzugt warme, mäßig feuchte, windgeschützte Standorte und ist
wahrscheinlich im östlichen Mittelmeergebiet beheimatet. Anis wird heute häufig
angebaut und kommt gelegentlich verwildert vor.
Wirkungsweise: Anisfrüchte sind häufig als Bestandteil von Hustentees anzutreffen. In Indien
ist es zum Teil üblich, Aniskörner nach dem Essen zu kauen. Hier kommt neben
der verdauungsfördernden Wirkung auch die antibakterielle Wirkung auf Zähne und
Zahnfleisch zum Tragen.
Wissenswertes: Die Verwendung von Anis als Brotgewürz ist schon seit dem Altertum üblich. Anis
gehört zu den Doldenblütlern und lockt mit seinen zarten weißen Blüten im
Garten Nützlinge an.
Dass er mit Lachern verabschiedet würde, war klar gewesen.
Dass die Kollegen aber zusammengelegt hatten, um ihm in einem Sexshop einen
Keuschheitsgürtel zu besorgen, war ein Hammer.
Stefan hatte nicht einmal gewusst, dass es so etwas für Männer
überhaupt gab. Exklusive Ausführung aus schwarzem Rindsleder, abschließbar,
Gitterkorb mit Nieten versehen, in der Größe variabel. Super. Und mit diesem
Ding im Gepäck fuhr er jetzt in das Frauenkloster im Chiemsee.
Kriminalkommissar Stefan Sanders war in diesem heißen Sommer mit einem
eiskalten Fall betraut worden.
Seine Tante hatte er zum letzten Mal gesehen, als sie bis obenhin
zugedröhnt zur Geburtstagsfeier seiner Mutter erschienen war.
An dieses letzte Mal erinnerte er sich so verdammt gut, weil sie
damals ein durchsichtiges Oberteil getragen hatte und nichts darunter. Er sah
die Stielaugen seines Vaters, und seine Mutter sah sie auch. Sie warf Marian
aus dem Haus. Der Geburtstag war verdorben, seine Eltern hatten sich
anschließend erbittert gestritten, und sein Vater hatte wutentbrannt das Haus
verlassen. Stefan hatte sich vorgestellt, er würde sich mit Tante Marian
treffen und ihr die Bluse ausziehen und …
Er war damals fünfzehn gewesen, da stellte man sich so was eben vor.
Den Mut, seinen Vater zu fragen, ob er es womöglich getan hatte, hatte er aber
nie aufgebracht.
Das Problem war nur, wenn er seiner Tante jetzt gegenüberstand,
würde er womöglich wieder diese Bluse sehen und nichts darunter.
»Krieg dich ein, sie ist Nonne, eine Ordensfrau, bekehrt und ohne
Fehl«, sagte er laut zu sich selbst.
Marian Reinhart – Stefan war sehr gespannt auf diese Frau.
Der Audi flog über die Autobahn, und als er auf dem Parkplatz in
Prien aus dem Wagen stieg, traf ihn die Hitze wie ein Schlag. Wegen der
Klimaanlage hatte er sie zuvor gar nicht bemerkt.
Trotz der hohen Temperaturen oder gerade deshalb waren überall Leute
unterwegs. In den Biergärten der umliegenden Restaurants ließ man es sich gut
gehen und streckte im Schatten die müden Beine aus. Und als sich eine Gruppe
gerade munter über den Tisch zuprostete, überlegte Stefan, ob es in einem
Frauenkloster wohl Bier gab.
Die Fahrt mit der Fähre dauerte knapp fünfzehn Minuten, und
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