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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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hier
erlebst.«
    Inzwischen war der Einsatzleiter aufgetaucht. Er legte
den Arm um die Schulter seines Kameraden. »Komm, Jürgen. Komm erst mal weg da.
Dahinten ist Pastor Henselmann. Den hat irgendwer rausgeklingelt. Schnack ‘ne
Runde mit ihm. Das wird dir guttun.«
    »Ist hier niemand vom Rettungsdienst?«, fragte
Christoph.
    »Doch. Aber der Doktor kümmert sich um die beiden
Eisenbahner. Die stehen unter Schock.«
    »Ich habe die Spurensicherung informiert. Die sind aus
Flensburg unterwegs. In diesem Fall kommt auch die Rechtsmedizin aus Kiel. Das
dürfte bei diesem Nebel ein wenig länger dauern, da der Hubschrauber nicht
einsatzbereit ist. Auf Doc Hinrichsen können wir in diesem Fall wohl
verzichten.«
    »Danke, Harm. Kannst du noch einmal versuchen,
Wilderich zu erreichen?«
    »Habe ich schon. Fehlanzeige. Der ist wie vom Erdboden
verschwunden.«
    Die beiden Beamten sahen sich stumm an. Christoph
schüttelte den Kopf.
    »Das glaube ich nicht«, murmelte er kaum hörbar.
»Gehen wir ein Stück auf den Schienen zurück. Vielleicht finden wir etwas.« Er
steuerte auf den Einsatzleiter der Feuerwehr zu. »Können Sie uns eine starke
Taschenlampe borgen?«
    »Ich komme mit«, antwortete der bullig wirkende Mann
und ging voraus.
    »He, Meister. Wann geht es weiter?«, rief ihnen ein
Fahrgast zu, als sie an einer offenen Wagentür vorbeikamen. »Mein Chef macht
Terz, wenn ich zu spät komme. Bei uns stehen Lkws auf dem Hof. Die müssen
raus.«
    »Es wird noch eine Weile dauern«, erwiderte Christoph.
    »So ‘n Mist«, fluchte der Fahrgast und zog sich
fröstelnd in das Abteil zurück.
    Der Feuerwehrmann ging in gebückter Haltung voran und leuchtete
sorgfältig den Raum unter dem Zug ab. In der Mitte des zweiten Wagens blieb er
stehen. »Dort liegt etwas«, sagte er.
    Auch Christoph sah es. Erneut musste er ein Würgen
unterdrücken. Es sah aus wie das Stück eines Beines. Zwei Wagen weiter machten
sie den nächsten grausigen Fund.
    Sie hatten die Mitte der Brücke erreicht. Der Nebel
war hier so dicht, dass Christoph nur schemenhaft den Rücken der Einsatzjacke
des Feuerwehrmannes erkennen konnte. Die reflektierenden Streifen leuchteten
gespensterhaft im dichten Dunst.
    »Wie weit wollen wir noch?«, fragte der Einsatzleiter,
als er kurz stehen geblieben war. »Man sieht hier die Hand vor Augen nicht. Da
hatte der Lokführer keine Chance, das Hindernis zu entdecken. Mir tut der Mann
leid. Der hat einen Schock fürs Leben bekommen.«
    »Ein Stück noch. Ich möchte über die Brücke hinweg«,
bat Christoph.
    »Von mir aus«, knurrte der Feuerwehrmann und folgte
dem Strahl seiner Taschenlampe.
    Am Ende der Brücke, dort, wo die Stahlträger aufhörten
und sich die eingleisige Strecke auf einem Damm durch die Marsch den Weg
Richtung Norden bahnte, stoppte er so plötzlich, dass Christoph ihn anstieß.
    »Das glaube ich nicht«, murmelte der Uniformierte mit
erstickter Stimme. »Das kann nicht wahr sein.« Er lenkte den Strahl seiner
Lampe zunächst auf die eine Seite des Gleises, dann auf die andere.
    Jetzt sahen auch Christoph und Mommsen die Hände, die
auf beiden Seiten des Gleises mit Draht befestigt waren.
    Schweigend waren die drei Männer zum Standort des
Zuges zurückgekehrt. Inzwischen waren weitere uniformierte Polizisten
eingetroffen. Polizeirat Christiansen, der Leiter des Führungsstabes der
Husumer Direktion, kam ihnen entgegen. »Moin. Das ist ein außergewöhnlicher
Unfall. Wer geht bei dieser Witterung auf der Brücke spazieren?«
    »Moin, Herr Christiansen«, antwortete Christoph. »Das
war kein Unfall, sondern Mord. Der Täter ist so brutal vorgegangen, wie wir es
selten erlebt haben.« Er berichtete von dem, was sie entdeckt hatten.
    »Das kommt nicht oft vor. Hier bei uns – in
Nordfriesland«, schob Christiansen nach. Dann sah er sich um. »Wo steckt Große
Jäger? Den habe ich noch nicht entdeckt.«
    »Der hatte keine Bereitschaft«, antwortete Christoph
ausweichend.
    »Ich auch nicht«, erwiderte der Polizeirat. »Das ist
aber kein Grund, in einem solchen Fall nicht zu erscheinen.« Er wurde durch das
Quäken seines Funkgerätes unterbrochen.
    »Herrje noch mal«, schimpfte Christiansen in das
Gerät, nachdem er einen Moment gelauscht hatte. »Ich will, dass hier Busse
vorbeigeschickt werden, um die Fahrgäste zu evakuieren.« Dann hörte er wieder
in den Lautsprecher. »Das ist mir egal. Wie lange die Strecke hier noch
gesperrt ist, kann ich nicht sagen. Vermutlich wird es Stunden

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