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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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meinem Privatleben aus.«
    »Wilderich! Das ist kein Scherz. Harm und ich
versuchen seit Stunden, dich zu erreichen. Auch die Zentrale ist nicht
durchgekommen.«
    Große Jäger lehnte sich zurück. »Bin ich die
Husumer Kripo? Wir haben einen hoch bezahlten Hauptkommissar und eine fähige
Nachwuchskraft. Ich bekomme meinen Sold nicht dafür, ständig im Interesse der
Gerechtigkeit abrufbereit zu sein.« Er musterte erst Christoph, dann Mommsen.
»Was ist hier eigentlich los?«
    Christoph berichtete von den Ereignissen auf der
Eisenbahnbrücke.
    »Verflixt. Das ist ein dickes Ei.« Der Oberkommissar
kratzte sich die Bartstoppeln. Dann zündete er sich die nächste Zigarette an.
»Ich war stinksauer. Auf mich und auf den Scheißtypen, der Hilke
zusammengeschlagen hat. Da brauchte ich eine Auszeit. Mein Telefon habe ich
abgeschaltet, weil mich seit Tagen ein Versicherungsfritze behelligt.«
    »Und dein Handy?«
    »Schiet. Da war der Akku leer. Das Ding hing am
Ladegerät. Ich habe versäumt, es wieder anzuschalten, nachdem es automatisch
ausgegangen ist.«
    Mommsen räusperte sich. »Unabhängig vom Ergebnis der
Rechtsmedizin können wir die Tatzeit eingrenzen. Der erste Zug fährt um vier
Uhr fünfundzwanzig ab Husum in südlicher Richtung nach Hamburg. Er ist fünf
Minuten später in Friedrichstadt und weitere fünf Minuten danach in Lunden.
Nach Auskunft der Nord-Ostsee-Bahn war er auf die Minute pünktlich.«
    »Wie machen die das bei dem Nebel?«, warf Große Jäger
ein. Doch niemand antwortete ihm.
    »Der letzte Zug davor, der die Brücke passierte, ohne
dass das Opfer dort angebunden war, kam aus Heide und fuhr nach Husum. Dort
traf er pünktlich um null Uhr dreiunddreißig ein. Das heißt, er fuhr um
zweiundzwanzig Minuten nach Mitternacht über die Eider. Dazwischen muss der
Täter den Toten zur Brücke gebracht haben.«
    »Und wenn zwischendurch ein weiterer Zug gefahren ist?
Zum Beispiel ein Güterzug?«, warf Große Jäger ein.
    Mommsen schüttelte den Kopf. »Danach habe ich gefragt.
Die Leute in der Betriebszentrale der Eisenbahn waren sehr kooperativ.«
    »Wann kam der Nebel auf?«, fragte Christoph.
    »Gegen drei«, fuhr Große Jäger dazwischen.
    »Stimmt«, bestätigte Mommsen. »Ich habe mit dem
Wetterdienst gesprochen.«
    Christoph notierte die Zeitangaben und stutzte. »Woher
weißt du das?« Er sah den Oberkommissar an.
    »Och – manchmal bekommt man etwas mit«, antwortete der
ausweichend.
    Christoph zog einen senkrechten Strich auf einem Blatt
Papier.
    »Sind das die Schienen?«, beugte sich Große Jäger über
die Zeichnung.
    »Nein. Ein Zeitstrahl.« Christoph trug einige
Zentimeter unter dem Beginn des Strichs »0:22« ein. »Hier kam der letzte Zug.«
Dann ergänzte er die Zeichnung um die Angabe »4:30« am unteren Ende des
Striches. »Zu dieser Zeit wurde das Opfer überrollt.« Er fuhr mit dem
Kugelschreiber eine gedachte weitere Linie zwischen den beiden Zahlen entlang.
»In dieser Zeitspanne brachte der Täter sein Opfer zur Brücke.«
    »Warum hast du die erste Zeit nicht ganz nach oben
geschrieben?«, fragte Große Jäger neugierig.
    »Wir wissen nicht, wie die beiden dorthin gekommen
sind. Kannte das Opfer seinen Mörder? Folgte es ihm freiwillig? Oder müssen wir
von einer Entführung ausgehen? Dann könnte der Tote schon vor null Uhr
zweiundzwanzig gekidnappt worden sein. Wir wissen im Augenblick einfach noch zu
wenig.«
    »Kann dieser Fall mit der toten Lehrerin in der Gracht
zusammenhängen?«, mischte sich Mommsen ein.
    »Das glaube ich nicht«, antwortete Große Jäger, bevor
Christoph Gelegenheit dazu hatte. »Die Handlungsweise ist doch eine ganz
andere. Was sollte für eine Verbindung bestehen?«
    »Der Draht«, sagte Christoph. »In beiden Fällen spielt
Draht eine Rolle.«
    »Das ist aber ziemlich dünnes Eis, über das du gehst.
Und nun?«
    »Bei den Ermittlungen im Mordfall der Lehrerin sind
uns eine Reihe von Personen begegnet. Die werden wir jetzt nacheinander
aufsuchen und ein paar Fragen stellen.«
    »Und? Was willst du fragen?«
    »Das wird sich ergeben«, antwortete Christoph
ausweichend. Er musste sich selbst noch ein paar Gedanken dazu machen.
    »Hat eigentlich jemand gehört, ob wir den Kerl
geschnappt haben, der Hilke überfallen hat?«
    Christoph schüttelte den Kopf. »Dazu hatten wir noch
keine Gelegenheit.«
    »Ihr seid mir die richtigen Kollegen. Ich halte das
für eine wichtige Sache.«
    Große Jäger hängte sich ans Telefon und versuchte,

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