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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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    Der Araber sprach
leise auf die Frau ein. Es dauerte eine Weile, bis die Frau die Tür ein wenig
weiter öffnete, ohne die Besucher jedoch in die Wohnung zu bitten.
    »Was wollen Sie?«,
fragte der Nachbar.
    »Wir würden es Frau
al-Shara gern selbst sagen«, erwiderte Christoph.
    »Nein. Sie möchte
nicht mit Ihnen reden. Außerdem versteht sie zu wenig Deutsch. Sagen Sie es
mir, dann werde ich es übersetzen.«
    »Das ist ein
leidiges Problem«, klagte Große Jäger. »Da hoffen die Menschen auf ein
Bleiberecht bei uns, können sich aber selbst in den einfachsten Dingen nicht mit
ihrer Umwelt verständigen.«
    »Was wissen Sie von
uns?«, antwortete der Nachbar mit harter Stimme. »Diese Frau ist allein mit
ihrem Sohn hierhergekommen, um Schutz zu suchen. Sie weiß nicht, wo ihr Mann
und die anderen drei Söhne sind. Fouad ist das Einzige, was ihr geblieben ist.
Und jetzt verfolgt ihn die Polizei.«
    »Hören Sie, Herr …«.
    Doch der Nachbar
ging nicht auf Christophs Frage ein. Er verschwieg seinen Namen.
    »Warum lässt man uns
nicht in Frieden? Vor zwei Tagen war ein anderer Mann hier und wollte Fouads
Mutter sprechen. Er sagte, er wolle ihr helfen.«
    »Wer war der Mann?«
    Der Araber hob die
Schultern in die Höhe und drehte beide Handflächen nach oben. »Was weiß ich.
Warum fragen Sie immer nach Namen?«
    »Wie sah der Mann
aus?«
    »Er war schon älter.
Vielleicht über fünfzig. Er hatte Haare, die über die Ohren gelegt waren.«
    Die Beschreibung
passte auf Maarten van Oy.
    »Was wollte der
Mann?«
    »Wir haben ihn nicht
angehört. Es klang so, als würde er Geld und andere Unterstützung bieten
wollen.«
    »Sie sprechen
hervorragendes Deutsch. Darf ich fragen, wo Sie das gelernt haben?«
    »An der Universität
in Amman. Ich war Journalist. Aber das zählt nicht, wenn man auf der falschen
Seite steht. Doch Sie wollten nicht mit mir reden, sondern mit Frau al-Shara.«
    Fouads Mutter war
dem ganzen Dialog stumm gefolgt. Ihre Augen huschten dabei zwischen den Männern
vor ihrer Haustür hin und her.
    Christoph räusperte
sich, bevor er sich zur Frau umdrehte und sie direkt ansprach. »Frau al-Shara.
Ich fürchte, wir müssen Ihnen eine schlimme Nachricht überbringen.«
    Er war sich nicht
sicher, ob die Frau den Inhalt seiner Worte verstanden hatte oder ob es das
instinktive Gefühl einer Mutter war, als sie ihn mit weit aufgerissenen Augen
ansah und plötzlich laut zu schreien begann.
    Die beiden Beamten
standen hilflos vor der Tür, während Fouads Mutter die Oberarme hängen ließ und
im Ellenbogengelenk die Unterarme und Hände rhythmisch fallen ließ und sich
beim Hochheben mit den flachen Händen ins Gesicht schlug. Dabei stieß sie laute
Wehklagen aus.
    Instinktiv wollte
Große Jäger einen Schritt auf die Frau zumachen. Es sah aus, als wollte er sie
tröstend in den Arm nehmen. Doch er wurde durch den Nachbarn daran gehindert,
der den Oberkommissar an den Schultern packte und forsch zurückriss.
    »Du fasst die Frau
nicht an«, zischte der Mann böse. »Niemand fasst eine Frau an. Hast du das
gehört?«
    Erschrocken wich
Große Jäger zurück. Christoph sah ihm an, dass er arglos Beistand leisten
wollte, ohne dabei die kulturellen Unterschiede zwischen sich und der klagenden
Mutter bedacht zu haben.
    »Hat Frau al-Shara
verstanden, was ich gesagt habe?«, fragte Christoph den Nachbarn.
    »Mütter benötigen
keine Dolmetscher. Aber vielleicht sagen Sie mir, was geschehen ist.«
    Christoph war
erleichtert. Fouads Mutter war nicht ansprechbar.
    »Der Junge ist bei
einem Unfall ums Leben gekommen«, erklärte Christoph vorsichtig.
    »Was für ein
Unfall?«
    »Er ist von der
Eisenbahn überfahren worden.«
    »Das ist unwahr.
Fouad würde sich niemals auf die Schienen stellen.«
    Christoph wich dem
strengen Blick aus den dunklen Augen seines Gegenübers für einen Lidschlag aus,
bevor er zögerlich einräumte: »Das war auch nicht freiwillig. Wir gehen davon
aus, dass …«
    »Sie wollen damit
sagen, dass Fouad ermordet wurde?«
    »Davon gehen wir aus.«
    »Wir werden den
Mörder finden«, erklärte der Mann.
    »Davon sollten Sie
bei allem Schmerz Abstand nehmen. Das ist Aufgabe der Polizei.«
    Der Araber
schüttelte den Kopf. »Ihre Art der Gerechtigkeit ist nicht die unsere.«
    »Unsere Ermittlungen
stehen kurz vor dem Abschluss. Wir sind uns ziemlich sicher, wer die Tat
vollbracht hat.«
    Fouads Mutter war
dem Gespräch nicht weiter gefolgt. Sie stand immer noch da und schlug sich die
Hände

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