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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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Bildern, obwohl sonst beinahe jeder Zentimeter der Wände
genutzt worden war, um irgendein Exponat oder Erinnerungsstück auszustellen.
Auch hier steckten einige Nägel in der Wand, an denen wahrscheinlich mal etwas
gehangen hatte. Von den Abständen her ergab sich je Nagel jeweils eine Fläche
im Format eines Blattes Schreibpapier. Wärmland tippte auf Rahmen, die
irgendwelche Fotos oder Schriftstücke gezeigt hatten. Es waren sechs Nägel,
jeweils drei nebeneinander, in zwei Reihen angeordnet. Eicksen musste das, was
dort gehangen hatte, entfernt haben. Aber warum? Wärmland konnte sich keinen
Reim darauf machen. Er machte seine Kollegen darauf aufmerksam.
    »Was halten Sie davon? Sieht doch so aus, als hätten da sechs
Bilderrahmen vom Format DIN A 4 gehangen. Warum
hat er die wohl entfernt?«
    Sicher hatte das, was nun fehlte, im Kontext der übrigen Exponate
und Erinnerungsstücke gestanden. Aber warum hatte es dann nicht seinen Platz
behalten? Entweder hatte Eicksen es entfernt, um es zu vernichten, oder er
hatte es mitgenommen auf seine Reise. Das schien Wärmland am plausibelsten. Da
entdeckte er ein Foto, das Eicksen zusammen mit einigen anderen Männern zeigte,
die an einem Pier vor einem hoch aufragenden Kriegsschiff der Marine standen.
Es waren neun Männer insgesamt, die ganz ohne Lächeln und mit entschlossenen
Mienen in die Kamera schauten. Sie trugen Marineuniformen.
    Auf dem Gesicht eines der Männer blieb Wärmlands Blick einen
Augenblick haften. Irgendwie erinnerte ihn dieser Mann an irgendjemanden, den
er schon einmal gesehen oder früher gekannt hatte. Aber ihm fiel nicht ein, wer
das war. So etwas kam ja immer wieder einmal vor, dass man sich durch das
Gesicht eines Menschen an einen anderen erinnert fühlte.
    »Wie finden Sie das Ganze hier?«, fragte er seine Kollegen.
    »Das alles würde gut in ein Marinemuseum passen«, meinte Michalski.
»Allein mit den Gerätschaften aus blinkendem Messing könnte man vermutlich die
Kommandobrücke eines mittelgroßen Dampfers ausrüsten. Also, eines historischen
Dampfers natürlich.«
    »Ich finde die Sammlung sehr beeindruckend, Chef. Aber ich sehe
nichts, was mich denken lässt, dass dieser Mann ein Mörder sein könnte.«
    Regine Nau hatte ausgesprochen, was auch Wärmland dachte. Die Sache
mit den fehlenden Bildern war zwar eigenartig, aber nicht unbedingt ein Hinweis
auf Eicksens Täterschaft.
    Regine Nau steuerte auf den Schreibtisch zu, der rechts neben dem
Fenster stand. Auch so ein Modell, das mit seinem ungewöhnlich dunklen Holz,
den vielen kleinen Schubfächern und ein paar dezenten Schnitzereien sicher aus fernen
Landen stammte. Sie streckte den Arm aus, um an der Wand darüber einen
Fotorahmen zurechtzurücken. Das Bild zeigte den vorderen Teil eines
Kriegsschiffs mit Geschütztürmen und dem Vorschiff mit der Bugspitze, vor der
sich das weite Blau eines unbekannten Meeres erstreckte. Das Bild hing schief,
und Regine Nau wollte es offenbar in die Waagerechte zurückführen. Doch durch
die Berührung löste sich der Nagel, an dem der Rahmen hing, und das Bild fiel
auf den Schreibtisch. Wärmland erstarrte, während Regine Nau erschrocken die
Hand zurückzog. Dann sahen sie den an der Wand klebenden Zeitungsausschnitt,
über dem zuvor das Bild gehangen hatte. Die Überschrift lautete: »Kurierfahrer
unschuldig an tödlicher Tragödie«, Unterzeile: »Der junge Mann kann das Krankenhaus
bald verlassen«. Das Foto zeigte eindeutig Kevin Malchow in einem
Krankenhausbett. Sein Kopf war mit einem Rotstift umrahmt und hervorgehoben
worden.
    Regine Nau wandte langsam den Kopf und sah Wärmland an. »Chef, jetzt
habe ich die Wahrnehmung, von der Sie vorhin im Wohnzimmer gesprochen haben«,
sagte sie mit einer gewissen Bitterkeit in der Stimme.
    In diesem Moment fiel Wärmland ein, warum ihm einer der Männer auf
Eicksens Foto bekannt vorgekommen war: Er hatte den Mann erst vor Kurzem
gesehen. Er hatte bei Dr. Leyendecker in Bonn auf einem Metalltisch
gelegen.
    ***
    Wärmland und sein Team hatten das Feld der Spurensicherung
überlassen und waren in die Kriminalinspektion zurückgekehrt. Dort brachten sie
das gesamte Mayener »Taucher-Team« auf den neuesten Stand.
    »Was halten Sie von der Sache mit Eicksen? Irgendeine neue Idee
vielleicht?«
    Der junge Kommissar Gerdes sprach aus, was Wärmland selbst zu
schaffen machte.
    »Ich kann zwar den Zusammenhang nicht erkennen. Aber dieser Eicksen
wäre eine gute Besetzung für unseren ›Taucher‹. Er

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