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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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Gesuchte hier
geschlafen hatte und nicht im ehelichen Schlafzimmer. Dieser Raum war nicht wie
die anderen maritim eingerichtet, sondern eindeutig seemännisch. Auf Wärmland
wirkte er wie die Symbiose aus dem Kommandostand für einen Kapitän und einer zu
großen Seemannskajüte. Man wurde geradezu erschlagen von der Menge
entsprechender Sammelstücke. Da fehlten weder Anker noch Steuerrad noch
Bullauge. Flaggen verschiedener Nationen, Fischernetze, Urkunden, Fotografien,
Kartenausschnitte, ein Haikopf von nicht geringer Größe und eine große Muräne
hatten ihren Platz an den Wänden, an der Decke und auf dem Fußboden. Hätte man
ihm dieses Zimmer als den Ausstellungsraum eines Seemannsmuseums angekündigt,
so wäre Wärmland von der Fülle der Stücke überwältigt gewesen. Und das, obwohl
er dort – anders als hier – einiges erwartet hätte.
    »Wow«, war denn auch der erste kurze Satz, den Regine Nau zum
Ausdruck brachte. »Das ist ja der Hammer. Als wäre Eicksen Kapitän oder so was
gewesen.«
    »Als Marinesoldat war er zumindest viel auf Schiffen unterwegs«,
meinte Wärmland. »Das Meer und die Seefahrt sind etwas ganz Wichtiges für sein
Leben. Das hat man ja schon unten im Haus ahnen können bei all diesen Bildern.«
    Wärmland fiel ein sicher sehr schwerer metallener Tauchhelm mit
Gitter vor der Sichtscheibe auf, der auf einem kleinen Schrank aus dunkelbraunem
Holz stand. Der Schrank schien irgendwie eine exotische Arbeit zu sein, die
Wärmland mal für mexikanisch, mal für asiatisch hielt. Er musste sich wohl
eingestehen, dass Möbeldesign nicht sein erstes Wissensgebiet war. Er
betrachtete den Messingtauchhelm und fand das Ding irgendwie unheimlich. Die
Vorstellung, selbst in einer solchen Glocke mit angeschlossenem Anzug zu
stecken, wirkte auf ihn irgendwie beklemmend. Wenn man sich frei machen konnte
von den Bildern der Enge oder Atemnot, ging dieses Teil jedoch als sehr
interessantes Sammlerstück durch.
    Viele andere kleine und große Gegenstände erregten seine
Aufmerksamkeit. Aber er durfte sich nicht erschlagen lassen von der optischen
Fülle, die dieser Raum zweifelsohne bot. Er musste ihn analytisch betrachten
und die Informationen herausfiltern, die sie weiterbrachten. Sie hatten
Eicksens Privatzimmer gefunden. Hier hatte der Mann seine Persönlichkeit
ausgelebt oder das, was er in sich selbst gesehen hatte. Wärmland hatte schon
ähnliche Räume gesehen, wenn auch bei Weitem nicht so überaus markant
ausgestattet. Räume, in denen sich ein Mann seine Erinnerungen bewahrte. Die an
aktuelle Dinge ebenso wie die an vergangene Zeiten, die nicht wiederkehren
würden. Bei Männern im Rentenalter dienten die in aktiveren Lebensphasen
gesammelten Gegenstände häufig der Kompensation, etwa dem intensiven
Nacherleben einer als bedeutungsvoll eingeschätzten beruflichen Vergangenheit.
An manchen Stücken solcher Sammlungen hingen die Männer oft ganz besonders und
konnten äußerst aggressiv auf Störungen oder Beschädigungen reagieren.
    Wärmland konzentrierte seinen Blick nun etwas mehr auf die Details.
Zum Beispiel auf die Fotos, die da immer wieder zwischen all den Gegenständen
an der Wand hingen. Ein Gesicht tauchte immer wieder auf, und Wärmland
vermutete, dass es sich bei diesem Mann um Eicksen handelte. Er war allerdings
nur selten allein abgebildet, sondern meist in Gesellschaft von Kameraden.
Nicht wenige waren in Übersee aufgenommen, wie Wärmland den gelegentlich im
Hintergrund abgebildeten fremdländischen Schriftzügen, Pflanzen oder Bauweisen
entnehmen konnte. Zweifelsohne war Eicksen ganz schön herumgekommen auf der
Welt. Aber die Seefahrt brachte so etwas mit sich, das war nicht weiter
erstaunlich.
    Auch Wärmlands Kollegen nahmen alles im Raum in Augenschein. Ab und
zu bekundeten sie ihr Erstaunen über irgendeine Entdeckung, die sie in der
Menge der Sammlungsstücke gemacht hatten. Wärmland aber versuchte, sich auf das
zu konzentrieren, was ihm hier jenseits der oberflächlichen Wahrnehmung noch
mitgeteilt wurde. Zunächst bemerkte er, dass sich unterhalb der kapitalen
Muräne, die sich scheinbar von rechts auf den Haikopf zu ihrer Linken
zuschlängelte, eine freie Fläche befand. Nur zwei sehr lange Nägel ragten dort
aus der Wand heraus. Wärmland fragte sich, was für ein Tier dort wohl
angebracht oder aufgehängt worden war, das nun fehlte. Dann blieb sein Blick an
einer weiteren freien Stelle hängen. Dieser Bereich war völlig frei von Regalen
mit Gegenständen oder

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