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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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Zufahrt zu einem Parkplatz ausgewiesen war, und sie
stiegen aus.
    »Früher führte ein paar Meter höher eine alte holprige Straße
hinunter nach Steinborn. Da hat keine Böschung den Blick nach Süden behindert.
Aber immerhin hat die Straßenbauverwaltung diesen kleinen Parkplatz angelegt,
damit man die wunderbare Weite doch noch auf sich wirken lassen kann. Siehst du
dahinten die Bergspitze? Das ist der Hohe List mit dem Teleskop drauf. Dahinter
senkt sich der Berg bis hinunter zum Schalkenmehrener Maar.«
    Auch Stefan bewunderte die einmalig plastischen Wolken, die von
einem Gemälde zu stammen schienen. Wie schon zuvor auf dem mächtigen Burgturm
genoss Wärmland auch hier das unglaublich klare und scharfe Bild und die Weite
der Eifellandschaft. Er machte weitere Fotos, bevor sie wieder in den Land
Rover sprangen und ihre Fahrt fortsetzten.
    Bald darauf machten sie ihre Runde durch das riesige,
zweihundertzwanzig Hektar umfassende Freigehege in Daun-Pützborn. Die kleinen
Sauen waren tatsächlich schon dem gestreiften Babykleid entwachsen. Aber dafür
gab es unendlich viele von diesen schon etwas größeren Kleinen, und die balgten
sich heftig um die ihnen von Stefan zugeworfenen Maiskörner. Einige etwas
größere Sauen stießen die Kleinen dabei auch schon mal so energisch zur Seite,
dass Erde und Steine durch die nähere Umgebung flogen. Einige kleine Erdbrocken
flogen sogar durch das offene Fenster in den Land Rover, als Wärmland an einer
hohen Böschung anhielt und die Tiere auf Augenhöhe herumtobten. Was dem Spaß,
den sie dabei hatten, aber keinen Abbruch tat.
    Als Wärmland schließlich in Koblenz in der Roonstraße hielt,
verabschiedete sich Stefan mit einer herzlichen Umarmung. Sie würden sich in
spätestens zwei Wochen wiedersehen. Aber vielleicht konnten sie sich auch schon
früher mal kurz treffen, beispielsweise wenn Wärmland aus dienstlichen Gründen
das Koblenzer Polizeipräsidium aufsuchen musste.
    Stefan wuchtete seine Tasche aus dem Kofferraum, ging bis zur Tür,
drückte auf den Klingelknopf und drehte sich noch einmal um, um Wärmland
zuzuwinken. Der Türöffner summte, und Stefan verschwand mit einem letzten Gruß
in der Türöffnung.
    Wärmland blieb noch einen Moment still im Wagen sitzen, bevor er
weiterfuhr. Es waren nur etwas mehr als vierundzwanzig Stunden gewesen. Aber
die hatte er als reich gefüllt empfunden. Er spürte diesen letzten Augenblick
von intensivem Glück, das ihn an den Wochenenden mit Stefan begleitete und nun
stetig nachlassen würde, wenn er zurückkehrte in seinen Alltag aus Singleleben
und Beruf. Aber noch war er in Gedanken bei der frechen Spontaneität seines
Sohnes, die ihm so viel Freude machte. Mit einem Lächeln lenkte er seinen Wagen
durch die Straßen stadtauswärts.
    Als sich Wärmlands Land Rover mühsam vom Koblenzer Kreuz die A 48
in Richtung Trier hinaufquälte, war wieder mal einer dieser Momente gekommen,
da Wärmland ernsthaft darüber nachdachte, seinen alten Wagen doch einmal durch
ein neueres Modell zu ersetzen. Die Zweieinviertel-Liter-Maschine mit gerade
mal fünfundsiebzig  PS dröhnte und plagte
sich mit dem beinahe zwei Tonnen wiegenden Gefährt. Ein Gespräch war in solchen
Phasen durch den hohen Lärmpegel kaum möglich. Wärmland hatte den Wagen einige
Monate vor seinem Wechsel nach Mayen von einem Mainzer Bekannten übernommen,
der ihn ihm für ganz kleines Geld angeboten hatte, nachdem er selbst den Wagen
zuvor für einen Spottpreis aus der Insolvenz einer Baufirma erworben hatte.
Dort hatte er als Baustellenfahrzeug noch eine seiner eigentlichen Bestimmung
nahe Verwendung gehabt. Die beinhaltete meist relativ langsames Fahren in
schwierigem Gelände, denn diese Land Rover waren Ende der vierziger Jahre für
die afrikanische Savanne gebaut worden. Für eine deutsche Autobahn hatten seine
Konstrukteure den Land Rover niemals vorgesehen. Das wurde Wärmland nun wieder
schmerzlich bewusst. Auch der unzeitgemäße Verbrauch war eine immer wieder
aufbrechende kleine Wunde, die regelmäßig auf sich aufmerksam machte. Dieser
Wagen war nicht gerade ein Sparmobil. Insgesamt hatte Wärmland nur eine Ausrede
bezüglich der laufenden Kosten: Der Anschaffungspreis hatte zwei Drittel unter
dem zum damaligen Zeitpunkt auf dem Markt erzielbaren Preis gelegen. Also
hatte er vorweg deutlich gespart, um nun hinterher allerdings mit Wartung und
Verbrauch diesen Startvorteil nach und nach aufzubrauchen. Aber der Tag würde
kommen, da er sich trennen

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