Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
Vom Netzwerk:
angenehmer Pluspunkt für ihren Plan, hier eine Woche lang
nach Aalen und Zandern zu fischen. Heute Nacht sollte es losgehen. Am
Nachmittag hatten sie alles für das Aalangeln vorbereitet und dann, da es noch
zu früh gewesen war für die in der Dunkelheit aktiven Raubfische, in Ruhe ein
Abendessen im campingplatzeigenen Restaurant eingenommen. Dabei waren sie in
nette Gesellschaft geraten und mit anderen Gästen des Restaurants, unter denen
sich auch noch andere Angler befanden, ins Gespräch gekommen. Das lag vor allem
an Hofmanns Talent, unentwegt eine Mischung aus derben Witzen und Geschichten
aus dem Leben zum Besten zu geben. Natürlich steuerte auch das eine oder andere
Bier aus der Region einen nicht unerheblichen Teil zur Steigerung des
Amüsements bei, wobei sich das Verhältnis zwischen Königsbacher und Bitburger
etwa die Waage hielt. Jedenfalls waren Hofmann und Baldrup im Verlauf des
feuchtfröhlichen Abends zu der Überzeugung gelangt, dass sie genau den
richtigen Campingplatz gefunden hatten.
    Gegen Mitternacht waren beide Männer so gut mit den vorgenannten
Kaltgetränken befüllt, dass sie trotz ihrer umfangreichen Kenntnisse und
jahrelangen Erfahrung bei der Abnahme der Sportfischerprüfung gewiss
durchgefallen wären. Dennoch wollten sie das Projekt Aal in dieser ersten Nacht
nicht völlig aufgeben. Als die Zahl der Restaurantbesucher abzunehmen begann,
übernahm Hofmann, der durch das viele Erzählen ein paar Biere weniger
konsumiert hatte als sein Kumpel, das Kommando und bugsierte Baldrup nach
draußen.
    »Wir hätten die Schnäpse weglassen sollen«, meinte er lallend, im
Vergleich zu Baldrup jedoch deutlich weniger schwankend. »Wenn nachher einer
beißt, sind wir zu voll, um ihn rauszuholen.«
    »Ach was, das Glück ist mit den Tüchtigen«, erwiderte Baldrup mit
schwerer Zunge. »Wir haben tüchtig dem Gott der Gerstensäfte gehuldigt. Er wird
uns beistehen.« Er brach in ein Kichern aus und hängte sich mit beiden Armen um
Hofmanns Hals, mit der Folge, dass beide stolperten und hinfielen. Jetzt
kicherte auch Hofmann. Mühsam richtete er sich auf und zog dann seinen Kumpel
auf die Beine.
    Als die beiden Männer ihren Wohnwagen erreicht hatten, gönnten sie
sich noch einen winzigen Schluck klaren Schnaps aus den Bordvorräten.
Schließlich mussten sie sich die Flussgeister durch einen ausreichend hohen
inneren Flüssigkeitspegel gewogen machen.
    Das Ende vom Lied des ersten Angelabends war schließlich, dass sich
Baldrup nach einem letzten Zuprosten in sein im vorderen Teil des Wohnwagens
befindliches Bett zurückzog und augenblicklich einschlief. Hofmann dagegen
brachte noch den Ehrgeiz auf, eine Angelschnur mit zwei dicken Tauwürmern als
Köder im Fluss auszulegen und die Angel in einer vorbereiteten Halterung am
Ufer zu fixieren. Obwohl es längst elektronische Bissanzeiger gab, bevorzugten
beide Männer immer noch das altmodische Aalglöckchen, das mit einer Klammer an
der Rutenspitze befestigt wurde und sich selbst bei einem zarten Zupfen an der
Schnur oder einem leichten Wippen der Rutenspitze sofort bemerkbar machte. Das
war Musik in den Ohren alter Aalangler, und beide Männer zählten mit ihren über
sechzig Jahren zu dieser Spezies. Obwohl sie es auf dieser Tour auch auf die
berühmten großen Moselzander abgesehen hatten. Diese erste Nacht jedoch gehörte
den Aalen, auch wenn jetzt nur eine einzige von ursprünglich vier geplanten
Angeln ausgelegt war.
    Hofmann wankte vom Moselufer zurück zum Wohnwagen. Dann hielt er
inne und urinierte im Schatten des Wohnwagens, der durch die etwa zwanzig Meter
entfernte Wegbeleuchtung entstand, ins nahe Gebüsch.
    Nachdem er es endlich geschafft hatte, die klemmende Wohnwagentür
hinter sich zu schließen, musste er sich eingestehen, dass es, wenn er erst mal
eingeschlafen war, unter den gegebenen Voraussetzungen eher unwahrscheinlich
war, dass er in den nächsten Stunden das Glöckchen wahrnehmen würde. Und der
schnarchende Baldrup würde noch viel weniger merken als er. Hofmann zog also
seine Schuhe aus, kletterte auf sein Bett und öffnete das Fenster einen Spalt.
Dadurch gab es vielleicht eine winzige Chance, einen durch das Läuten
angezeigten Aalbiss doch noch zu bemerken.
    Erschöpft ließ er sich auf die Matratze fallen, zog eine leichte
Decke über sich und dachte zufrieden an den amüsanten Abend. Er liebte es, wenn
die Leute derart positiv auf seine Geschichten und seinen Humor reagierten.
Bevor er einschlief, dachte er noch an

Weitere Kostenlose Bücher