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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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entzündete sich die Matratze, auf der er geschlafen hatte.
    »Nein!«, schrie Hofmann aus vollem Hals, ehe er sich umwandte und in
Richtung Tür stolperte. Aber die Flammen waren schneller. Sie schossen über den
mit Benzin getränkten Boden und holten ihn ein, noch ehe er die Tür erreicht
hatte. In dem Augenblick, da er seine linke Hand an den Innengriff legte,
entzündete sich seine Hose. Eine halbe Sekunde später hatte das Feuer seine
durchtränkte Kleidung auf der gesamten rechten Körperseite in Brand gesetzt.
Verzweifelt drückte Hofmann den Griff nach unten, aber wie gewöhnlich klemmte
die Tür. Die Flammen auf seiner rechten Schulter loderten so heiß, dass er die
Augen schließen musste. Inzwischen brannte fast der komplette Innenraum des
Wohnwagens, Hofmann war von Flammen und Rauch eingehüllt und hustete noch viel
heftiger als zuvor. Mit von Adrenalin und Panik gespeister Energie drückte er
mit seinem gesamten Körpergewicht gegen die Tür. Er stand bereits völlig in
Flammen, als sie endlich nachgab und er unkontrolliert ins Freie und auf die
Wiese vor dem Wagen stürzte. Trotz der unter unmenschlichen Schmerzen rasch
fortschreitenden Vernichtung seiner Haut richtete sich Hofmann noch einmal auf,
taumelte, einer lebenden Fackel gleich, in Richtung Flussufer, fiel erneut auf
die Wiese, rappelte sich hoch und schaffte es mit einem letzten Aufbäumen gegen
die Katastrophe bis zum Moselufer.
    ***
    Franz Scherer hatte gestern Abend lediglich eine Flasche Bier
aus dem Bordkühlschrank seines Wohnmobils genossen. So hielt er es an allen
Tagen. Für ihn war es ein ausreichendes Maß, das auch seiner Ehefrau
Marie-Luise keinen Kummer machte. Auch sie hatten den Campingplatz am Vortag
erreicht, er war die erste Station ihrer einwöchigen Tour entlang der Mosel,
die sie bis nach Trier führen sollte. Über Tag hatten die beiden
vierundsiebzigjährigen Senioren noch in Moselkern Station gemacht und eine
Fußwanderung durch das bezaubernde Elzbachtal bis zur legendären Burg Eltz
unternommen. Vom Niederrhein und der Region um Mönchengladbach, ihrer Heimat,
her kannten sie diverse Wasserschlösser. Aber diese sich schlank auf einem
Felsen über dem Flüsschen emporreckende Burg war doch etwas ganz Besonderes.
Begeistert und erschöpft hatten sie schließlich am frühen Abend ihren
Stellplatz auf dem Treis-Kardener Campingplatz »Mosel-Islands« bezogen. Franz
Scherer war seiner Frau bei der Zubereitung eines kleinen Abendessens zur Hand
gegangen, dann hatten sie es sich vor ihrem Fernseher gemütlich gemacht.
    Bei ihrer Ankunft hatten in ihrer unmittelbaren Nähe ein mittelgroßer
Wohnwagen und ein Passat Kombi gestanden. Von den dazugehörigen Menschen war
nichts zu sehen gewesen. Den Scherers war es nur recht, denn das bedeutete eine
Geräuschquelle weniger.
    Es war gegen ein Uhr in der Nacht, als Franz Scherer aus dem Schlaf
gerissen wurde. Etwas benommen richtete er sich auf und fragte sich irritiert,
wer da geschrien hatte. Seine Frau hatte auch etwas bemerkt und fragte
verschlafen, was denn los sei.
    »Es hörte sich an, als hätte jemand geschrien«, sagte er leicht
beunruhigt. Sein Unwohlsein wuchs, als er ein eigenartiges Geräusch hörte, das
vom benachbarten Stellplatz kam, und dort zugleich einen unsteten Lichtschein
registrierte. Scherer schlüpfte in seine Bordpantoffeln und ging zur
Wohnmobiltür. Als er sie öffnete, hörte er ein dumpfes Geräusch und sah, wie
gleich darauf die Tür des Wohnwagens aufflog und eine brennende Gestalt auf die
Wiese stürzte. Er erstarrte. Unfähig, sich selbst zu bewegen, beobachtete er,
wie sich der in Flammen gehüllte Mensch aufrappelte und taumelnd in Richtung
Fluss stolperte.
    »Um Gottes willen«, sagte er entsetzt. »Mariele, ruf sofort den
Notruf an! Da brennt ein Mensch. Ich muss ihm helfen!«
    Scherer wäre in seiner Aufregung beinahe gestürzt, weil er seinen
Fuß etwas ungeschickt auf den Tritt unterhalb der Tür setzte. Er konnte sich
gerade noch abfangen. Mit einer Mischung aus dem Willen, zu helfen, und
lähmendem Schrecken, der ihn fernhalten wollte, folgte er der brennenden
Gestalt, die kaum geradeaus gehen konnte, hinstürzte, sich wieder aufrappelte
und schließlich das Moselufer erreichte. Scherer hörte das leise Zischen, mit
dem das Uferwasser die Flammen an den brennenden Beinen löschte. Dann sank
dieser bedauernswerte Flammenmensch zur Seite, und es zischte noch lauter.
    Noch immer zögerte Scherer. Er hatte sich bis auf etwa zehn Meter

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