Tod am Laacher See
Dann ließ er sich von dem
jüngeren Kollegen den Wehrführer der örtlichen freiwilligen Feuerwehr zeigen.
Die hatte das Wohnwagenfeuer inzwischen gelöscht.
»Der Wohnwagen stand in hellen Flammen, als wir hier angerückt
sind«, erklärte der Wehrführer. »Das erste Opfer hat es noch aus dem Wagen
herausgeschafft –«
»Das erste Opfer?«, unterbrach ihn Wärmland. »Gibt es denn mehrere?«
»Ja, leider«, bestätigte der Wehrführer. »Der Wohnwagen ist innen
völlig ausgebrannt. Und wie es aussieht, liegt im Bereich des vorderen Bettes,
also in Fahrtrichtung gesehen, ein verkohlter Körper. Der, der noch
rausgekommen ist, hat es bis in die Mosel geschafft, ist aber wohl schlimm
zugerichtet. Der Notarzt hat ihn noch in seinem Wagen. Die sind sich wohl nicht
sicher, wo er mit seinen Brandverletzungen hinmuss. Nach Koblenz oder doch bis
nach Ludwigshafen, wo die Spezialklinik für schwere Verbrennungen ist.«
Wärmland bedankte sich bei dem Mann. Ein Wagen aus Koblenz hatte
gerade angehalten, und drei Kollegen vom Präsenzdienst näherten sich eilig dem
Ort des Geschehens. Wärmland nahm sie in Empfang und teilte ihnen mit, was er
erfahren hatte.
»Bis jetzt haben wir anscheinend eineinhalb Tote. Der Mann im
Notarztwagen muss schwer verletzt sein«, sagte er zu den Kollegen. Doch der
junge Streifenpolizist aus Cochem widersprach.
»Nein, Herr Hauptkommissar, der Mann ist nicht schwer verletzt. Er
ist tot. Ich war eben beim Notarzt. Er hat ihm nicht mehr helfen können.«
»Mist«, entfuhr es Wärmland. Dann hatte er sich wieder gefangen und
wies den Polizisten an: »Ihre Aufgabe ist es jetzt, dafür zu sorgen, dass die
Leute auf Abstand bleiben, damit die Spusi noch was finden kann außer
Fußabdrücken von Schaulustigen, okay?«
Der junge Polizist nickte zustimmend und wandte sich um. Während
einer der Kollegen aus Koblenz im Präsidium anrief, um die Spurensicherung und
den Gerichtsmediziner in Marsch zu setzen, beauftragte Wärmland die beiden
anderen mit der ersten Zeugenbefragung.
Schaulustige hatten sich inzwischen reichlich eingefunden. Aber es
musste ja auch unmittelbare Nachbarn des niedergebrannten Wohnwagens oder
andere Zeugen geben, die möglicherweise etwas gesehen oder gehört hatten.
Der Wehrführer war zu seinen Leuten gegangen, kehrte jetzt aber noch
einmal zurück. »Da ist noch was, Herr Hauptkommissar. Wenn Sie mal gerade
mitkommen wollen?«
Wärmland folgte dem Mann zum hinteren Ende der rauchenden
Fahrzeugruine. Der Wehrführer wies auf einen dunklen eckigen Gegenstand, der
dort im Gras lag.
»Das ist ein Kanister. Ich hab ihn nicht angefasst und auch meinen
Leuten gesagt, dass sie ihn liegen lassen sollen. Aber ich hab ihn mir
angesehen. Und da steckt etwas in der Ausgussöffnung. Sieht aus wie ein
Schlauch.« Erwartungsvoll schaute der Mann auf Wärmland, als rechnete er jetzt
mit einer vollständigen Analyse der Situation inklusive einer chemischen Bestimmung
des Kanisterinhaltes.
»Wie war das Feuer, als Sie hier angekommen sind?«, fragte Wärmland
stattdessen. »Wie hat es gebrannt?«
Der Mann verstand, worauf Wärmland hinauswollte.
»Ich bin ja nur ein einfacher Wehrführer in einem Moseldorf und
nicht bei den Profis von der Berufsfeuerwehr. Aber ich habe mal bei einer Übung
gesehen, wie ein Wohnwagen gebrannt hat. Nach einer Entzündung durch Gas, wie
von der bordeigenen Heizung ausgelöst oder vom Herd. Das war anders. Das hier
hatte eine viel größere Intensität und Hitze. Da könnte man denken, dass nicht
nur die Einrichtung gebrannt hat. Sondern dass –«
»Ein Brandbeschleuniger verwendet wurde?«, unterbrach ihn Wärmland
zum zweiten Mal und hob fragend die Augenbrauen.
»Ja, vielleicht.«
»Der Kanister passt jedenfalls dazu. Danke, dass Sie so umsichtig
waren und ihn haben liegen lassen.«
»Auch wenn man kein Profi ist, kann man sich als normaler Mensch
doch so manches denken«, antwortete der Mann, der sich über das Lob sichtlich
freute.
Wärmland zückte sein Handy und wählte Trobischs Nummer.
»Jetzt ist der richtige Moment, dein Kanu aufzublasen und zum
Moselstrand in Treis zu kommen«, sagte er, als dieser sich meldete. »Wir haben
einen Wohnwagenbrand mit zwei Toten.«
»Mit so was kommst du doch sonst allein klar«, antwortete Trobisch
verschlafen.
Wärmland schmunzelte ein wenig, bevor er antwortete.
»Der Punkt ist, dass neben dem verkohlten Wagen etwas liegt, was
allem Anschein nach ein Benzinkanister ist. Genauer gesagt: ein
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