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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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das sehr sympathisch. Da sie eine Tochter etwa in Stefans Alter hatte,
ergab sich ein kleiner Austausch über ihre jeweiligen Wahrnehmungen zum Thema
»heranwachsende Teenager«.
    Zuletzt schüttelte Wärmland Trobisch und seinem Team die Hand. »Wer
hätte das gedacht«, sagte sein Freund ruhig. »Ich finde ja die Moselsache schon
heftig. Aber das! Solch eine Nummer hat es bei uns nach meinen Erinnerungen
noch nicht gegeben.«
    »Wie im richtigen Leben, mein lieber Sven«, antwortete Wärmland.
»Erst ist es ganz lange beschaulich und ruhig, und dann schlägt es knallhart
zu. Wie einer, der immer brav nur selbst angebautes Gemüse verzehrt, nicht
gesoffen und geraucht hat. Und eines schönen Morgens überrascht ihn sein Arzt
mit einer schicken Krebsdiagnose. Aber so böse das alles auch erscheinen mag:
Der Taucher ist auch nur ein Mensch, der Fehler macht und den wir lokalisieren
und ausschalten können.«
    Trobisch nickte zustimmend. »Jetzt bin ich jedenfalls besonders
froh, dass ich so einen alten, erfahrenen Mann dabeihabe.«
    Wärmland schmunzelte. Sonst nahm Trobisch ihren Altersunterschied
von zehn Jahren oft zum Anlass für Frotzeleien. Aber diesmal war Wärmland klar,
dass er die Anspielung tatsächlich im besten Sinne von sich gegeben hatte. In
Anerkennung von Wärmlands Erfahrung, die in mancherlei dienstlicher Beziehung
ein nennenswerter Vorteil war.
    Wolfram Burbach, der oberste Kripo-Chef aller Kriminalbeamten in der
Nordostregion von Rheinland-Pfalz ergriff das Wort, und alle Anwesenden nahmen
Platz.
    Burbach sprach ein paar Minuten, betonte die Wichtigkeit des Falles
und das Interesse der Bevölkerung. Auch die Staatsanwältin ging bei ihrer daran
anschließenden Rede auf das schon erwähnte große Interesse der Menschen und
Medien ein und kündigte, nicht ganz unerwartet, für den nächsten Tag eine
Pressekonferenz an. Sie betonte, dass mit einem großen Andrang von
Pressevertretern aus der ganzen Republik zu rechnen sei. Dann übergab sie das
Wort an Andrea Schumacher, die auf die eher fachlichen Belange zu sprechen kam.
    Da sowohl der Fall an der Mosel als auch der am Laacher See in den
Zuständigkeitsbereich der Mayener Kriminalinspektion fielen, befürwortete
Schumacher die bewährte Zusammenarbeit der Koblenzer und Mayener mit der
Doppelspitze Wärmland/Trobisch. Wobei die Koblenzer Abteilung diesmal mit einem
größeren Kontingent an Kollegen dabei sein sollte. Sie wies Trobisch an, sich
unter Einbeziehung aller Fachbereiche wie üblich eine geeignete Mannschaft aus
Mitarbeitern seiner Abteilung zusammenzustellen. Wärmland solle, nach
Rücksprache mit Melchior, in seiner Inspektion ebenso verfahren. Die Soko
»Taucher« müsse eine hocheffektive Truppe sein, um den Täter bald zur Strecke
zu bringen. An jedem zweiten Tag sollte in ihrem Beisein und in Anwesenheit der
Staatsanwältin eine Hauptbesprechung in Koblenz stattfinden. Wärmland war klar,
dass sie angesichts der anstehenden Pressekonferenzen nicht mit leeren Händen
dastehen wollte.
    Sowohl Schumacher als auch Burbach wünschten den Ermittlern viel
Erfolg, und Burbach verließ den Raum. Damit hatte die oberste Führungsebene
ihre Position benannt. Die Feinjustierung mussten nun Wärmland und Trobisch
selbst vornehmen.
    Oberrätin Melchior gesellte sich zu Schumacher, und die beiden
Frauen unterhielten sich angeregt. Wärmland registrierte verwundert, wie
unterschiedlich diese beiden Polizistinnen waren. Die Kriminaldirektorin
strahlte eine souveräne Eleganz aus, die viele Männer schon ohne Nennung ihres
Berufes in Verlegenheit bringen konnte. Melchior dagegen hatte etwas von einer
kleinen, gemütlichen Handarbeitslehrerin, der man höchstens eine gewisse
Kompetenz im Bereich Stricknadeln und Wollknäuel zumessen würde. Aber Wärmland
wusste, dass man sich mit dieser Annahme ganz gewaltig verschätzte. Hinter der
unscheinbaren und wenig bedrohlichen Fassade steckte eine analytisch versierte
und hocheffektive Kriminalistin, die eine überraschende Härte an den Tag legen
konnte. Wärmland erinnerte sich an einen Vorfall zu Beginn seiner Dienstzeit in
Mayen, als ein jüngerer Kollege einen angetrunkenen Raufbold, der einer
Körperverletzung bezichtigt worden war, nicht hatte festhalten können. Der Mann
riss sich los und wollte aus dem Gebäude rennen. Zufällig war Melchior auf dem
Gang. Als der Flüchtende auf ihrer Höhe war, brachte sie ihn mit einem
gezielten Stoß eines Regenschirms zu Fall, den sie sich flink aus dem

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