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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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ersten
Treffens entwickelt hatte. Auch ein Kriminalpolizist konnte mal Glück in der
Liebe haben. Vielleicht war diesmal er an der Reihe. Warum auch nicht? Die
Erfahrung des Scheiterns hatte er schon hinter sich. Jetzt wäre es zur
Abwechslung mal an der Zeit, die Erfahrung von Beständigkeit und dauerhaftem
Glück zu machen. Warum sollte sein Schicksal nicht auch diese Variante
eingebaut haben?
    Plötzlich war Wärmland gar nicht mehr so müde, und sein Aufrichten
aus dem Bürostuhl wirkte fast dynamisch. Er würde sich in seiner Wohnung einen
gemütlichen Abend machen. Mit wesentlich kraftvolleren Schritten als vor kaum
einer Stunde, als er das Gebäude betreten hatte, ging er den Flur entlang zum
Ausgang der Kriminalinspektion. Jetzt verspürte er auch einen passablen
Appetit. Also legte er auf dem Heimweg noch einen Stopp beim Rewe auf dem
Habsburgring ein. Er folgte wieder den Rillen im Boden, die er in gut zwei
Jahren mit dem Einkaufswagen vom Eingang bis zur Süßwarenabteilung gezogen
hatte. Zwei Tüten Colafläschchen von zwei verschiedenen Anbietern wanderten als
Erstes in seinen Wagen. Dann griff er sich in bewährter Manier zwei
Fertigpizzen. Er verspürte zwar Lust auf eine herzhafte Mahlzeit, aber Arbeit
durfte das heute nicht machen. Als er an der Fleischtheke vorbeikam, ergänzte
er seinen Einkauf dann doch noch um zwei magere, marinierte Schweinesteaks. Zur
Abrundung landeten ein großer Pott Krautsalat, ein deutscher Weißherbst und ein
Baguette im Einkaufswagen.
    In seiner Wohnung angekommen, verfrachtete er die kühlbedürftigen
Sachen in den Kühlschrank und ins Gefrierfach.
    Mit letzter Kraft putzte er sich drei bis fünfeinhalb Sekunden die
Zähne, schlurfte auf Socken in sein Schlafzimmer und warf sich angezogen auf sein
Bett. Er hatte die Entscheidung getroffen, sich zunächst einmal ein wenig Ruhe
und Entspannung zu gönnen und dann erst zu kochen.
    Er schlief bis kurz nach eins am frühen Morgen. Das Kochen fiel aus.
    Als Wärmland wach wurde und benommen auf den Wecker auf dem
Nachttisch sah, wurde ihm bewusst, dass ihn genau vierundzwanzig Stunden zuvor
der Anruf mit der Brandmeldung ereilt hatte. Er sah wieder die gespenstische
Szenerie mit dem verkohlten Wohnwagen vor sich und konnte danach nicht mehr
richtig abschalten.
    Erst nach mehr als zwei Stunden Unruhe, in denen ihm die Gespräche,
die er geführt hatte, im Kopf herumspukten, schlief er wieder ein. In seinem
Traum irrte er im Dunkeln an einem Flussufer herum, auf der Suche nach seinem
Sohn Stefan. Unterbewusst war ihm klar, dass es sich um eine unangenehme
Abwandlung eines früheren Campingurlaubes mit der Familie in Südfrankreich
handelte. Etwas Derartiges war nie geschehen. Das verringerte jedoch nicht die
Angst, die Stefans Verschwinden in ihm auslöste, während er träumte. Wärmland
und Stefans Mutter trennten sich, um das Flussufer, an dem sie ihr Familienzelt
aufgeschlagen hatten, in verschiedenen Richtungen abzusuchen. Sie waren völlig
allein auf dem riesigen Campingplatz. Niemand war dort, der bei der Suche helfen
konnte. Stefans Mutter ging mit ihrer einzigen kleinen Taschenlampe
flussaufwärts, während Wärmland flussabwärts im fahlen Licht weniger entfernt
stehender Lampen das Ufer absuchte. Seine Verzweiflung wurde immer größer, und
seine Angst vervielfachte sich bei der Vorstellung, dass ihrem Sohn etwas
zugestoßen war. Dann sah Wärmland plötzlich im spärlichen Schilf am Ufer etwas
Dunkles vor sich. Voller Panik sprang er, ohne zu zögern, ins Wasser. Aber noch
ehe er nach dem dunklen Etwas greifen konnte, bewegte es sich. Eine schwarze
Gestalt, deren Gesicht nicht zu erkennen war, richtete sich vor ihm auf. In der
nächsten Sekunde warf sie sich seitlich zurück ins Wasser und verschwand.
    Wärmland wachte auf, fluchte heftig und stand auf. Weil ihm nichts
Besseres einfiel, machte er sich eine heiße Milch mit Honig, wie er es sonst
nur bei Erkältungen oder grippalen Infekten tat. Er brauchte eine kleine Pause
vor dem nächsten Schlafversuch.
    Nach einer Viertelstunde legte er sich wieder ins Bett. Während er
ganz still dalag, griff er bewusst schöne Gedanken und Erinnerungen auf. Er
dachte an seine Ausflüge in die hohen Vulkanberge hinter Mayen und die
Spaziergänge an seinem Lieblingsflüsschen Nette. Er sah die schönsten Stellen
vor sich, an denen sie mal ruhig und verträumt dahinfloss, mal rauschend über
Felsen tobte. Die Nette war für ihn schon in seiner frühen Kindheit ein
besonderer

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