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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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sich Oberrätin
Melchior in gleicher Weise äußern würde? Sie war Wärmland ja schon zuvor sehr
sympathisch gewesen. Jetzt hatte diese Sympathie noch eine andere Qualität
erhalten.
    Müde war er trotzdem wieder an diesem Abend. Er beschloss, bald mal
untersuchen zu lassen, ob ihm vielleicht irgendein Mineral oder ein Vitamin
fehlte.
    Nachdem er Regine Nau in Mayen auf dem Parkplatz der
Polizeiinspektion neben ihrem Wagen rausgelassen und sich verabschiedet hatte,
kaufte er noch eine Packung »Schlaf-wohl-Tee« und Dragees mit
Baldrian-Hopfen-Extrakt. In seiner Wohnung warf er eilig den Wasserkocher an
und zog sich dann mit einem großen Pott Tee auf seine Couch zurück. Nach den
Zwanzig-Uhr-Nachrichten folgte auf SWR ein Film
über die Renaturierungsmaßnahmen am Flüsschen Nette, die von der Arbeitsgemeinschaft
Nette betreut wurden. Wärmland sah Impressionen seines Heimatflüsschens, die er
in dieser Schönheit noch nie gesehen hatte. Ziel der Arge Nette war die
Erreichung eines durchgängigen Wasserabflusses in den Rhein ohne Sperrwerke,
die die Wanderungen der Fische verhinderten. Im Unterlauf hatten die Helfer
durch die Anlage von künstlichen Wasserläufen als Umgehung schon erfolgreich
einige Wehre passierbar gemacht. So konnten die seit gut zehn Jahren wieder
aufgetauchten Lachse und Meerforellen im Fluss bis zu geeigneten Laichplätzen
aufsteigen. Zum Abschluss des Beitrags wurden ein paar wunderbare Bilder einer
sehr wilden Nette im sogenannten Rauscherpark bei Saffig gezeigt. Über und
zwischen zahlreichen vulkanischen Felsbrocken suchte sie sich da schäumend
ihren Weg in Richtung Rhein. Wärmland hatte von diesem wilden Abschnitt noch
nie gehört und beschloss, bald einmal mit Stefan dorthin zu fahren.
    Als der Beitrag endete, war es erst neun Uhr. Wärmland war neugierig
geworden und rief auf seinem Rechner die Internetseite der Arge Nette auf.
Neben den Zielen des Vereins und den Beschreibungen bisher durchgeführter
Aktivitäten gab es auch einen Antrag auf Mitgliedschaft, den Wärmland
ausdruckte, ausfüllte und in einen Umschlag steckte. Er war sehr zufrieden mit
sich. Seit seiner Kindheit hatte ihm dieser kleine Fluss Nette viele wunderbare
Augenblicke geschenkt. Jetzt würde er endlich mal etwas zurückgeben können.
Unter fachlicher Anleitung eines Diplom-Geografen, des Vorsitzenden des
Vereins.
    Wärmland schaltete den Computer aus und entschied sich für einen
frühen Schlafversuch. Während er gerade die Decke über sich ausbreitete, kam
ihm eine Idee. Er nahm sein Handy und suchte die SMS von Ariane Althoven. Dann klickte er auf »Antworten« und schrieb: »Schönen
Abend und gute Nacht aus Mayen!  JW «.
    Er hatte die SMS kaum abgeschickt, als
auch schon eine Antwort gemeldet wurde. »Hört sich gefährlich an. Passen Sie
gut auf sich auf! Gute Nacht auch für Sie, AA «,
hatte sie geschrieben. Ein kleines Glücksgefühl umspielte Wärmlands Herz. Vor
seinem inneren Auge sah er ihr lächelndes Gesicht.
    Ich muss sie wiedersehen, dachte er. Sobald es geht, besuche ich sie
daheim. Sie hat es mir angeboten. So viele Mörder können gar nicht herumlaufen,
dass sich zwei Menschen, die einander zugetan sind, nicht finden können.
    Entspannt löschte Wärmland das Licht. Jetzt konnte er wirklich zur
Ruhe kommen, glaubte er. Aber das war ein Irrtum.

FÜNF
    Als die Wohnungsklingel ging, warf Wärmland einen
missmutigen Blick auf die Uhr. Kurz nach dreiundzwanzig Uhr. Er konnte sich
überhaupt nicht vorstellen, wer um diese Zeit noch bei ihm vorbeikommen würde.
Trobisch hätte sich sicher angemeldet. Wärmland schwang sich aus dem Bett und
schlüpfte in seinen Morgenmantel. Wahrscheinlich hatte man fälschlicherweise an
der Haustür unten seine Klingel gedrückt. Oder es war jemand aus dem Haus.
Vielleicht brauchte derjenige noch ein paar Kerzen für ein mitternächtliches
Candle-Light-Dinner. Ich muss mir ein härteres Image zulegen, dachte Wärmland,
damit die Leute etwas mehr Abstand halten. Aber vielleicht war es ja auch die
junge hübsche Physiotherapeutin, die ganz oben neu eingezogen war. Sie hatte
möglicherweise Kummer und benötigte kurzfristig einen starken Mann für ein
zeitlich begrenztes Trostspenden. Klar, die würde dann ja auch ganz sicher zu
mir kommen, dachte Wärmland. Zu einem jung gebliebenen, dynamischen Polizisten
wie mir, der seine Müdigkeit jederzeit ganz lässig in erotische Souveränität
verwandeln konnte.
    Vor der Wohnungstür stand niemand, also betätigte

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