Tod am Laacher See
Gestalt im
Wasser berichtet hatte. »Haben Sie vielleicht einen Hinweis darauf gefunden,
dass jemand nachgeholfen haben könnte?«
»Das muss ich leider verneinen«, sagte Leyendecker mit Bedauern.
»Der Mann war ganz sicher am Ende seiner Kräfte. Sollte er vornüber ins Wasser
gefallen sein, hat er sich mit großer Wahrscheinlichkeit quasi selbst ertränkt.
Dann bedurfte es keiner weiteren Nachhilfe. Sie versuchen rauszufinden, ob es
sich bei diesen beiden um denselben Täter handelt wie am Laacher See, nicht
wahr?«
Wärmland nickte. »Dort hat er es ja zumindest bei den Anglern
anscheinend darauf angelegt, seine Opfer ins Wasser zu zerren, um sie dann zu
ertränken.«
»Aber selbst wenn er auch hier entsprechend nachgeholfen hat, dürfte
er sich dabei kaum angestrengt haben. Der Mann war ja schon so gut wie tot.«
Leyendecker bedeckte die Körper wieder mit den Tüchern und schob sie in die
Kühlfächer zurück.
Wärmland bedankte sich und wollte gehen, hatte aber doch noch eine
Frage. »Haben Sie etwas von Dr. Bremicker gehört? Es heißt, er sei in den USA .«
Mit Dr. Bremicker hatte Wärmland in seinem letzten großen
Mordfall zusammengearbeitet. Der von der Presse damals »Indianer« getaufte
Mörder hatte ihnen mit seiner durchaus kreativ zu nennenden Vorgehensweise
damals einiges Kopfzerbrechen bereitet.
»Das stimmt«, bestätigte Leyendecker. »Er ist noch bis Ende November
an der Medical School der Stanford University in Kalifornien. Er fürchtet schon
die Rückkehr in unseren hiesigen Winter und den Verlust des von ihm sehr
geschätzten Barbecues. Er hat wohl etwas zugenommen.«
»Was unseren Winter angeht, kann ich ihn gut verstehen«, sagte
Wärmland und verließ den Raum. Er fand den Ausgang auch ohne Begleitung.
***
Vor der Tür schaute sich Wärmland nach seiner Kollegin um. Sie
stand an eine nahe Linde gelehnt und lächelte ihn an, als sie ihn sah. Er ging
auf sie zu.
»Alles wieder gut?«, fragte er mit einem Unterton von Besorgnis.
»Ja, es geht wieder. Aber dieser verbrannte Mensch war dann doch eine
Nummer zu viel. Tut mir leid.«
»Das ist okay. Ich hab Ihnen ja schon gesagt, wie es mir mal
ergangen ist. Sie befinden sich in guter Gesellschaft.« Er schaute auf die Uhr.
Um sechzehn Uhr fand die Pressekonferenz statt. Davor musste er noch der Direktorin
von diesem Besuch berichten. »Wir haben noch ein wenig Zeit. Nicht viel, aber
für einen kleinen Abstecher in das Café mit den besten Kuchen würde es reichen.
Jetzt, wo Sie Ihren Magen zwangsentleert haben, sollten Sie vielleicht wieder
etwas einwerfen, meinen Sie nicht?«
Regine Nau war sich nicht sicher, ob sie schon so weit war. Sie
äußerte Interesse, konnte allerdings nicht garantieren, dass sie schon etwas
essen konnte. Das hielt Wärmland für eine akzeptable Grundlage für eine
Expedition nach Poppelsdorf, dem Stadtteil mit der von ihm angepriesenen
Konditorei.
Nachdem sie die Viktoriabrücke überquert hatten, die die
Haupteisenbahnader des Rheintales überspannte, bogen sie nach rechts in die
Meckenheimer Allee ein. Dort machte Wärmland seine Mitarbeiterin auf das zu
ihrer Linken liegende Poppelsdorfer Schloss aufmerksam.
»Das Schloss ist von einem etwa zehn Hektar großen, wunderbaren
botanischen Garten umgeben, in dem sie dreizehntausend verschiedene Pflanzen
kultivieren«, referierte er. »Und gleich sind wir da.« Seine Vorfreude war
nicht zu überhören.
Am Westzipfel des Gartens begann die Clemens-August-Straße, die
zusammen mit dem gleichnamigen Platz und vielen kleinen Geschäften das Herz von
Poppelsdorf ausmachte.
»Da links ist es.« Wärmland wies über die Straße auf das
Schloss-Café, das ihm schon bei so manchem Bonnbesuch als Kuchen-Oase gedient
hatte. Dabei fiel ihm ein, dass er Regine Nau noch nie irgendetwas Süßes hatte
naschen sehen. Möglicherweise war er ja völlig auf dem Holzweg mit seinem Ansinnen.
Nun, falls sie mit der großen Auswahl von Kuchen nichts anfangen konnte, würde
er sich eben mit einem Extrastück Obstkuchen über seinen Irrtum hinwegtrösten
müssen. Doch zunächst musste er sich dem Parkproblem stellen. Rund um den
Clemens-August-Platz war nichts zu finden. Also fuhr er zurück in Richtung
Schloss und fand an der Nordwestecke des botanischen Gartens endlich einen
Platz in der Karlrobert-Kreiten-Straße.
Auf dem Fußweg zum Café wies Wärmland auf das Straßenschild. »Dieser
Kreiten wurde 1916 in Bonn geboren. Der aus Chile stammende Claudio Arrau,
einer der
Weitere Kostenlose Bücher