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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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Unangenehme Erinnerungen
kamen in ihm hoch. Erinnerungen an einen ziemlich verstörten alten Mann, dem es
nicht sehr gut gegangen war und der den nahen Tod gespürt hatte.
    Wärmland steuerte auf die Information zu. Er zog seinen
Dienstausweis und streckte ihn der Dame hinter dem Tresen entgegen. Für ein
charmantes Lächeln fehlte es ihm jedoch an der geeigneten Stimmung.
    »Ein Kollege von mir, Hauptkommissar Sven Trobisch, soll mit einer
Schussverletzung eingeliefert worden sein. Können Sie mir sagen, wo er jetzt
ist?«
    Die Frau bemühte ihren Rechner.
    »Er ist noch in der OP . Tut mir leid,
da werden Sie sich noch etwas gedulden müssen.«
    »Wie ernst ist es denn?«, fragte er ungeduldig, doch es war ihm
schon klar, wie die Antwort ausfallen würde. Sie durfte natürlich keine
Auskunft geben.
    Wärmland bedankte sich und ging zurück zu seinem Land Rover.
    Dort nahm er sein Handy und ließ sich im Polizeipräsidium mit
Trobischs Abteilung verbinden. Hauptkommissar Bernardi meldete sich.
    »Wärmland hier. Was ist schiefgegangen, Herr Kollege?«, fragte er
ohne Umschweife.
    »Dieser Rogalla ist ein abgebrühtes Arschloch. Aber sie haben auch
einen Fehler gemacht, und er konnte Sven noch erwischen vor seiner Flucht. Er
hat durch eine Tür geschossen.«
    »Wie, Flucht? Das soll doch wohl nicht etwa heißen, dass euch der
Mistkerl abgehauen ist, oder doch?« Wärmland konnte es nicht glauben.
    »Genau das bedeutet es leider. Der Typ war auf alles gefasst. Er
hatte einen Fluchtweg vorbereitet, als hätte er einkalkuliert, dass wir ihm
eines Tages auf die Pelle rücken.«
    »Aber ihr habt ihn doch sicher mit dem SEK umstellt?«, fragte Wärmland aufgebracht.
    »Schon. Aber im Keller war ein Durchbruch hinüber in ein leer
stehendes Nachbargebäude, durch den er entkommen ist. Einen solchen Fluchtweg
hatten die Jungs nicht in ihrer Rechnung. Dieser Mistkerl hat das ganz schlau
angefangen und ist dann unauffällig mit einem unscheinbaren älteren Golf
abgehauen. Das wissen wir durch Zeugen. Die Fahndung läuft.«
    »War Sven bei Bewusstsein, als ihn der Rettungswagen abgeholt hat?«
    »Das kann man wohl sagen. Er war aber stinksauer, dass er dem
Arschloch ins Feuer gelaufen ist. Lebensbedrohlich war der Schuss wohl nicht.
So ein Oberschenkeldurchschuss am rechten Bein.«
    Unwillkürlich musste Wärmland an einen vorangegangenen Mordfall
denken. Er hatte dem flüchtigen Täter eine Kugel hinterhergeschickt, die ihn
stoppen, aber nicht umbringen sollte. Er hatte auf den Oberschenkel gezielt,
dabei aber ungewollt die Hauptschlagader verletzt. Der Täter hatte an jenem Tag
noch ein ganzes Stück weit fliehen können, bevor sie ihn einholten. Dann war er
in Wärmlands Armen verblutet.
    Wärmland schüttelte dieses Bild von sich ab. So viele schmerzhafte
Erinnerungen waren damit verbunden. Aber jetzt war nicht der richtige
Zeitpunkt. Falls es den überhaupt gab.
    »Sie operieren anscheinend noch«, sagte Wärmland. »Ich war gerade im
Krankenhaus.«
    »Ja, ich war auch schon da, aber die haben uns heimgeschickt und
wollten sich erst mal in Ruhe allein mit ihm beschäftigen.«
    »Okay«, sagte Wärmland und verabschiedete sich. »Wir sehen uns dann
morgen früh bei der Besprechung.« Das Gespräch hatte ihn nicht sehr beruhigt. Er
dachte, dass es wohl keine Lappalie sein konnte, wenn der Beinschuss einer
solch langen Operation bedurfte. Vielleicht war auch Trobischs Hauptschlagader
in Mitleidenschaft gezogen worden. Aber dann hatte er zumindest vergleichsweise
schnelle Hilfe erhalten.
    Wärmland war ungemein aufgewühlt von der Unklarheit bezüglich der
Situation seines Freundes. Er ging noch mal zurück zur Anmeldung und erfuhr,
dass man Trobisch zur Beobachtung auf die Intensivstation verlegt hatte. An
diesem Abend kam er nicht mehr an ihn ran. Er musste das akzeptieren.
    ***
    Während Wärmland die Stufen zur ersten Etage hinaufstieg, hatte
er schon den üblichen Begrüßungssatz seiner Mutter im Ohr: »Na, mein Junge, was
machen deine Mörder?«
    Genau das waren dann auch ihre Worte, nur dass sie noch ein »heute«
anfügte.
    Noch während Wärmland seine vierundsiebzigjährige Mutter umarmte,
fragte sie, ob er Hunger habe und was sie zu essen machen solle.
    »Ich habe keinen Hunger, Mutter. Danke. Ich war gerade im
Krankenhaus, im Marienhospital. Sven ist angeschossen worden.« Er bemerkte
ihren verständnislosen Blick. »Hauptkommissar Trobisch vom Präsidium, du weißt
doch, mein Koblenzer Kollege.«
    »Ach ja,

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