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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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er angefangen hatte, von dem Unfall zu
träumen. Immer wieder war er nachts schwitzend und keuchend aufgewacht und
hatte damit auch sie stets unfreiwillig geweckt. Schließlich hatte er sich
draußen auf dem Sofa im Wohnraum seine Schlafstelle gerichtet, um seine
Freundin nicht länger zu stören. Wahrscheinlich hatte diese Maßnahme der
ohnehin schon gefährdeten Beziehung den Rest gegeben.
    Nun saß er allein auf achtundfünfzig Quadratmetern und fühlte sich
unendlich einsam. Tröstlich für ihn war nur der Umstand, dass die Alpträume
nachgelassen hatten, in denen er den Unfall immer wieder durchlebte.
    Nach einem Sonntagsbesuch bei seinen Eltern am Vormittag hatte er
einem Fußballspiel der Kreisliga zugeschaut, bei dem ein netter Arbeitskollege
von ihm mitgespielt hatte. Er war seiner Einladung gefolgt, da sein
Freundeskreis nicht gerade üppig besetzt war, und nach dem Spiel noch auf ein
Bier mit ins Vereinslokal gegangen. Doch als sein Kollege dann von seiner
Verlobten abgeholt worden war, hatte auch dieser fulminante Höhepunkt des Tages
ein schnelles Ende gefunden. Fast alle seine »besseren« Bekannten hatte
Beatrice in ihre Beziehung eingebracht. Und dieser Personenkreis machte sich
nun nach der Trennung rar. Malchow war mal wieder bewusst geworden, dass er
sich schwertat mit Freundschaften. Missmutig hatte er sich eine Tiefkühlpizza
aufgewärmt und sich vor den kleinen Fernseher gehockt. Den großen Apparat hatte
Beatrice mitgenommen, sodass er gezwungen gewesen war, sich einen kleinen,
gebrauchten Fernseher zu besorgen. Nun verfolgte er einen Kölner »Tatort« mit
den Kommissaren Ballauf und Schenk. Diese beiden Ermittler fand Malchow
ziemlich cool, und er hatte in seiner Programmzeitung gelesen, dass in diesem
Fall auch die Eifel eine Rolle spielen würde. Seine Eltern ließen sich dagegen
keine Folge von » SOKO Wismar« entgehen, denn sie
waren im Herzen immer noch ihrer alten Heimat Mecklenburg-Vorpommern verbunden.
    Seine souveränen Kölner Kommissare entführten ihn nun zumindest für
eine Weile in eine andere, interessantere Welt, in die es Malchow noch nicht
geschafft hatte. Nach dem bisher markantesten »Höhepunkt« seines Lebens, dem
schrecklichen Verkehrsunfall mit drei Toten, der sich noch immer in seine
Träume schlich, konnte es für ihn jedoch eigentlich nur noch bergauf gehen. Der
Fahrerjob war zumindest für eine Weile okay. Und wenn er demnächst eine neue
Wohnung gefunden hatte, würde er sich vielleicht auch noch einmal zu einer
weiteren Ausbildung aufraffen können. Er war schließlich jung genug für neue
Perspektiven, auch wenn ihn seine Emotionen nach der Trennung von Beatrice
zunächst einmal ziemlich runtergezogen und in gewisser Weise gelähmt hatten.
    Als der »Tatort« vorüber war, nahm sich Malchow noch ein Bier aus
dem Kühlschrank und verfolgte eine amerikanische Krimiserie, die eine Stunde
lang lief. Wenn er fit war, sah er sich meist auch noch die Folgesendung an.
Doch heute war er zu müde und schaltete das Gerät ab. Er ging ins Badezimmer, legte
seine Kleidung ab und schlüpfte in einen Schlafanzug. Nachdem er die Zähne
geputzt hatte, ging er hinüber in den kleinen Wohnraum. Bevor er sich ins Bett
legte, öffnete Malchow die Balkontür so weit, dass er hinaustreten konnte. Er
trat bis an das Geländer vor und schaute in die Dunkelheit. Zu seinen Füßen
erstreckte sich ein Hof, der über eine Zufahrt links neben dem Haus zu
erreichen war. Das Hofgelände wurde auf drei Seiten von Garagen flankiert,
deren Zahl größer war als die der Wohnungen. Der Eigentümer des Mietshauses
hatte sie an Fremde vermietet, die nicht im Haus selbst, aber nahe im Dorf
wohnten. Eine der acht Garagen stieß rechts an das Haus an, sodass man mit
einem beherzten Kletterakt vom Balkon auf das Garagendach gelangen konnte.
Malchow ließ den Blick über den Hof schweifen, über dem am hinteren Ende eine
kleine Lampe einen schwächlichen Lichtschein produzierte. Ein kaum mehr als
einen Meter hoher Zaun trennte ihn von der steil ansteigenden Böschung der
Eisenbahnstrecke Mayen-Andernach.
    Malchow schaute nach oben und sah viele Sterne, die geduldig auf ihn
herabblickten. Er war nicht religiös, aber irgendetwas machte ihn ehrfürchtig
angesichts dieser Weite über seinem Kopf. Bei diesem Anblick voller Frieden und
Stille wünschte er sich ganz innig einen ruhigen Schlaf ohne diesen
schrecklichen Alptraum. Er kehrte in die Wohnung zurück und ließ die Tür einen
Spaltbreit offen. Um ein

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