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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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Zuschlagen zu verhindern, legte er einen seiner
Schlappen dazwischen. Das gab ihm immer das Gefühl, für eine ordentliche
Portion Frischluft zu sorgen. Auch die Tür zu seinem Schlafraum ließ er einen
Spalt offen, mit einem weiteren Schlappen dazwischen, und stellte das Fenster
auf Kipp. Jetzt war alles bereit für eine Nacht, die früh um sechs zu Ende sein
würde.
    Malchow kuschelte sich unter seine Decke und dachte an Beatrice. Er
sah sie vor sich, wie sie mit dem anderen Kerl zusammen war. Gewaltsam
schüttelte er den Gedanken an sie ab und dachte stattdessen an die Ereignisse
der Serie, die er vorhin gesehen hatte. Er versuchte, sich vorzustellen, dass
er selbst einer der Akteure war und einen Mord aufzuklären hatte. Darüber
schlief er ein.
    Weit nach Mitternacht schreckte Malchow auf. Er war sich
zunächst nicht sicher, ob er das Geräusch, das ihn aus dem Schlaf gerissen hatte,
richtig zuordnen konnte, aber es kam ihm irgendwie bekannt vor. Es hatte
geklungen wie der vierarmige eiserne Kerzenhalter, als er ihn einmal umgestoßen
hatte. Der stand draußen im Wohnzimmer auf dem niedrigen Couchtisch mitten im
Raum. Er hatte die letzten Kerzen, die Beatrice und ihm ihr romantisches Licht
geschenkt hatten, inzwischen entfernt. So stand der Kerzenhalter ohne seine
wichtigsten Bestandteile neben dem Deckchen auf der dem Balkon zugewandten
Seite des Tisches. Aber jetzt war er wohl umgefallen.
    Ein Adrenalinstoß riss Malchows Puls unbarmherzig nach oben. Denn
ein relativ schwerer Kerzenhalter aus Eisen fiel nicht so einfach um. Sein Atem
beschleunigte unter dem Stress der Ungewissheit: Was hatte den Kerzenhalter
umgeworfen? Wie erstarrt versuchte er, jedes Geräusch zu vermeiden. Er lauschte
in die Stille und war sich ganz sicher, dass sein Atem und sein Puls viel zu
laut waren. Es muss eine Katze sein, dachte er dann. Eine Katze, die vom Balkon
hereingeschlüpft und auf den Tisch gesprungen war. Aber warum hörte er jetzt
nichts mehr? Sie würde sich doch gewiss weiterbewegen. Malchow spürte, wie eine
lähmende Furcht durch seine Glieder kroch. Er hatte das Gefühl, nicht
ausreichend Luft zu bekommen. Was war da draußen? Malchow fürchtete, dass ihn
die Anspannung bald zerreißen würde. Es war unerträglich. Die Ungewissheit fraß
sich durch seine Brust wie ein Schwelbrand. Aber er lauschte nur weiter wie
gelähmt in die Stille, nicht fähig zu irgendeiner Reaktion. Doch er hörte
nichts mehr. Alles war ruhig, als sei nie etwas geschehen. Nach ein paar
Minuten löste sich seine Anspannung.
    Malchow war in Schweiß gebadet und begann zu frieren. Er musste ins
Bad gehen, sich abtrocknen und einen neuen Schlafanzug anziehen. Aber noch
traute er sich nicht, seine Lampe neben dem Bett anzumachen. Als habe er Angst,
damit seine Position zu verraten. So saß er einige weitere Minuten im Bett, bis
seine Furcht nachzulassen begann. Schließlich gewann ein Gedanke immer mehr die
Oberhand: Er hatte gar nichts gehört, sondern noch im Traum ein Geräusch
wahrgenommen, das er fälschlicherweise für real gehalten hatte. Das musste es
sein. Je länger er so dalag und lauschte und nichts hörte, umso stärker
erfüllte ihn dieser Gedanke mit Zuversicht.
    Er streckte seinen Arm zur Lampe und knipste das Licht an.
Augenblicklich fühlte er sich bedeutend wohler. Das Licht, das er vorhin noch
gefürchtet hatte, gab ihm jetzt Sicherheit. Es war alles in Ordnung. Er hatte
sich geirrt und war einem Traumphänomen zum Opfer gefallen.
    Malchow schlug die Bettdecke zur Seite und schwang die Füße nach
draußen. Einen kurzen Moment blieb er stehen und lauschte noch einmal in die
Stille. Er schalt sich einen Narren, weil er sich so verrückt gemacht hatte.
Dann ging er zur Tür. Er zögerte einen Augenblick, als sein Blick dem
Lichtschein ins Wohnzimmer hinein folgte. Dann streckte er die rechte Hand aus
und betätigte den Lichtschalter des Wohnraumes. Er stieß die Tür etwas weiter
auf, ging hindurch und schaute nach rechts auf die Kommode.
    Malchow erstarrte. Der Kerzenständer lag auf der Seite, so, dass er
beinahe auf den Boden gefallen wäre. Etwas hatte ihn zu Fall gebracht. Dann sah
Malchow, dass die Balkontür weiter offen stand als zuvor.
    Die Panik befiel ihn nun noch heftiger. Doch ehe er sich bewegen konnte,
schlug ihm mit großer Wucht die Tür an die linke Schulter und an den Kopf.
Malchow kippte benommen vornüber und nahm noch in letzter Sekunde einen
schwarzen Schatten wahr, der, von seiner linken Seite kommend, nach

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