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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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Ding
reden? Übers Älterwerden und Potenzprobleme vielleicht? Damit tust du deiner
Bekannten wirklich keinen Gefallen, glaub mir.«
    »Erstens: Sie hat die Zahnspangen schon raus. Zweitens: Sie hat
Psychologie studiert, und drittens ist sie neunundzwanzig, fast dreißig«,
konterte Trobisch Wärmlands Abwehrversuch. »Und sie sieht älter aus«, ergänzte
er noch schnell.
    »Darf ich das zitieren?«, fragte Wärmland spontan.
    »Wenn das die Bedingung für deinen Einsatz ist, dann auch das, in
Gottes Namen.«
    Wärmland war in der Zwickmühle. Er war nicht gerade in der Stimmung
für männliche Hostessendienste. Aber Trobisch war definitiv nicht in der Lage,
seinem Gast einen einigermaßen netten Abend zu gestalten. Vielleicht konnte er
ja dem Umstand, dass er nach längerer Zeit mal wieder würde Englisch sprechen
können, so viel Bedeutung zumessen, dass er Ja sagen konnte.
    »Okay«, kam es schließlich kurz und bündig von Wärmland.
    »Du bist doch ein guter Freund. Ich werde Mary gleich Bescheid
geben. Ich hab sie auch schon ein wenig vorgewarnt, weil ich ziemlich sicher
war, dass du mir helfen würdest.«
    »Ach, vorgewarnt hast du sie?«, fragte Wärmland misstrauisch. »Was
hast du ihr denn gesagt? ›Mary, ich kenne den Cousin von Quasimodo. Kleiner
Buckel, aber nur ein Holzbein‹?«
    »Das waren genau meine Worte. Und sie hat sich riesig gefreut auf
diese Chance, mal einem echten german freak zu
begegnen.«
    »Prima, und bei welchem Piraten soll ich mir jetzt noch auf die
Schnelle ein Holzbein leihen, damit ich authentisch bin?«
    »Mach es dir nicht so schwer«, beschwichtigte Trobisch ihn. »Sie ist
ein nettes Mädchen und obendrein kreuzbrav. Sie hat noch nicht mit mir
geschlafen.«
    »Sven, eher glaub ich an die Unschuld eines Fuchses zwischen toten
Hühnern.«
    »Die Hühner sind an einer Seuche eingegangen«, wehrte Trobisch ab.
    »Also, wie auch immer. Wie hast du dir das heute Abend
vorgestellt?«, wollte Wärmland wissen. »Ab wann soll ich was mit deiner kleinen
Engländerin machen? Vielleicht erst mal Blätterharken im Schlosspark und dann
die Abendmesse in St. Kastor? So als kleine kulturelle Einführung.«
    »Du sollst gar nichts einführen, nur vielleicht um zwanzig Uhr eine
Kleinigkeit essen gehen und danach ins Maximus. Schaffst du das?«
    »Nein, aber du kannst sie ja noch ein klein wenig vorbereiten, ihr
zum Beispiel sagen, dass wir Eifeler ein wenig anders sind. Etwas einfacher,
rustikaler«, schlug Wärmland vor.
    »Grundsätzlich hab ich das schon. Ich hab ihr halt gesagt, dass sie
dich am Fliegenschwarm erkennen kann.«
    »Och nö, nicht das schon wieder. Hast du ansonsten vielleicht noch
einen konstruktiven Vorschlag?«
    »Aber ja, geh doch mit ihr zum Essen ins Augusta in der Rheinstraße.
Da habt ihr einen tollen Blick auf den Rhein und die Festung Ehrenbreitstein.
Das wird ihr gefallen. Du musst da nur sagen, dass ich einen Platz bestellt
habe, dann geht die Rechnung automatisch auf mich. Ich sage Mary, dass ihr euch
dort um zwanzig Uhr trefft. Sie kommt mit dem Taxi, und sie fährt mit dem Taxi.
Du musst dich nicht verpflichtet fühlen, ihr etwas zu spendieren. Sie ist meine Freundin, falls du also doch etwas auslegen solltest,
geb ich es dir natürlich zurück. Du hilfst mir schließlich sehr damit, dass du
den Job übernimmst. Und keine Sorge, sie ist stinkreich. Sie kommt auch allein
klar.«
    »Guter Hinweis«, meinte Wärmland. »Vielleicht kann sie mir was
leihen. Meine Bank gibt mir keine Kredite mehr für Colafläschchen.«
    »Ich weiß, wie problematisch Sucht ist«, antwortete Trobisch völlig
ernst. »Frag lieber mich, wenn es sich nicht mehr vermeiden lässt. Prima, dann
haben wir doch alles.«
    »Nein, eine letzte Frage noch: Was zieht man bei solchen Treffen mit
der Bekannten eines Freundes an?«
    »Na ja, sie kommt zwar von der protestantischen Insel, aber sie ist
sehr katholisch. Also versuch mal deinen Kommunionsanzug. Das wäre angemessen.«
    »Verstehe. Na, dann bis später«, sagte Wärmland. »Aber lass mal für
alle Fälle dein Handy an. Man kann ja nie wissen.«
    »Keine Sorge, Herr Hauptkommissar. Sie wird dir nichts tun.«
    »Wie geht es eigentlich deinem Bein?«, wollte Wärmland noch wissen.
    »Alles gut. Ich glaub, es wächst wieder an.«
    Sie verabschiedeten sich.
    Wärmland verbrachte den Tag in der Hauptsache mit Lesen und
einem Ausflug ins Ettringer Grubenfeld, wo er eine Weile den Kletterern an
einer wunderbar strukturierten Basaltsteilwand

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