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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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machen.
    ***
    Sonnenschein und Helligkeit taten Wärmland gut. Er saß in seiner
Wohnung am Küchentisch und studierte die Veranstaltungshinweise in der
Samstagszeitung. Es war Ursulas Wochenende mit Stefan, und Wärmland war ganz
auf sich allein gestellt. Noch hatte er nichts ausfindig gemacht, was sein
Interesse geweckt hätte. Das Telefon erlöste ihn von seiner doch recht
unmotivierten Suche. Trobisch war am Apparat.
    »Na, bist du gerade wieder beim Einsamer-Wolf-Spiel?«
    »Wie hast du das nur wieder erraten? Willst du mein Rotkäppchen
sein?«, antwortete Wärmland.
    »Wie wäre es denn mit einem echten Rotkäppchen? Mal wieder die
Korken knallen lassen, tanzen, flirten? Oder hat der alte Mann unseren letzten
Discoabend in Koblenz schon wieder vergessen?«
    Trobisch spielte auf einen gemeinsamen Discobesuch im Frühsommer an,
als sie beide in netter weiblicher Gesellschaft gelandet waren. Im Gegensatz zu
Trobisch hatte Wärmland allerdings die Gunst der Stunde nicht genutzt, sondern
schließlich einen Rückzieher gemacht, weil ihm die Dame zu jung erschienen war
für ein kleines Abenteuer.
    »Willst du mich schon wieder auf diese Schülerinnen hetzen?«, fragte
Wärmland. »Okay, ist ja auch inzwischen kein Problem mehr. Die Mädels sind ja
jetzt alle schon vier Monate älter. Das verändert die Situation natürlich
grundlegend.«
    »Das Gute an deinem Sarkasmus ist, dass man dich überall daran
wiedererkennen kann und sofort weiß, dass du noch am Leben bist. Das waren
keine Schülerinnen, sondern Studentinnen der Pädagogik«, widersprach Trobisch.
»Ich sollte es vielleicht drangeben, dich an die Hand zu nehmen und gegen
deinen Willen ins Leben zu zerren. Du solltest Russisch lernen und rechts
hinter Sibirien ein Erdloch beziehen.«
    Wärmland musste Trobisch zugutehalten, dass er noch nichts wusste
von seinem kleinen seelischen Unglücksfall mit der Krankenschwester. Wie sollte
er da ahnen, dass ihm gerade heute nicht der Sinn nach weiblicher Gesellschaft
stand, schon gar nicht in Trobischs Zielgruppe. Aber vielleicht übertrieb er es
ja auch ein wenig mit seiner Abwehrhaltung. Bisher hatte er noch bei jedem von
Trobischs Ausgehvorschlägen abweisend reagiert. Wärmland beschloss, ein wenig
einzulenken.
    »Okay, okay, du hast ja grundsätzlich recht. Vielleicht können wir
uns auf einen Kompromiss einigen: Eine Ü-30-Party könnte ich mir durchaus mal
vorstellen. Damit sinkt natürlich der Pegelstand für deine Sorte Mädels.
Wahrscheinlich begegnest du da nur ihren Müttern.«
    »Du gönnst mir einfach nichts, alter Sack«, krächzte Trobisch ins
Telefon. »Hast du auch schon einen Termin im Auge, an dem ich mir das antun
soll?«
    »Wenn du nicht unter die Frühinvaliden gegangen wärst, hätten wir
gleich heute loslegen können.« Wärmland ließ noch einmal seinen Blick über die
Veranstaltungen in Koblenz schweifen. »Ja genau, heute Abend im Maximus in der
Stegemannstraße. Aber solche Sachen gibt’s ja immer wieder.«
    »Das kannst du nie wiedergutmachen, wenn ich mich mal für so etwas
opfere«, bemerkte Trobisch.
    »Du hast den völlig falschen Ansatz, mein Guter. Frauen werden ab
vierzig immer besser. Wenn du das erst mal rausgefunden hast, haben die jungen
Dinger keine Chance mehr bei dir.«
    »Jetzt hab ich aber genug von deinen Durchsagen«, protestierte
Trobisch. »Lassen wir das besser mal ruhen. Ich möchte dich noch um einen
kleinen persönlichen Gefallen bitten.«
    Wärmland wurde sofort unruhig. Um einen persönlichen Gefallen hatte
ihn Trobisch noch nie gebeten. Was konnte das wohl sein?
    »Was ist dein Anliegen? Ist es sehr unanständig?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Heute kommt eine liebe Bekannte von mir
zu Besuch«, antwortete Trobisch betont heiter, wahrscheinlich um Wärmlands Bedenken
zu zerstreuen. »Aus London. Ich wollte ihr absagen, aber sie hat sich durch
meinen Krankenhausaufenthalt nicht davon abbringen lassen, mich zu besuchen.
Nur kann ich sie ja schlecht heute Abend hier im Krankenhaus festhalten. Ich
dachte, du könntest vielleicht etwas mit ihr unternehmen. Ich weiß, dass du ein
anständiger Kerl bist und ihr keine Gefahr droht. Mit ihr könntest du zum
Beispiel zu dieser Veranstaltung gehen, von der du vorhin gesprochen hast. Was
meinst du?«
    Wärmland seufzte. »Ist sie wenigstens schon mit der Schule fertig?
Du bringst mich wirklich in Verlegenheit, mein Lieber. Ich tu gerne was für
dich, aber muss es so etwas sein? Worüber soll ich mit so einem jungen

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