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Tod am Nil

Tod am Nil

Titel: Tod am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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werden.«
    »Und man wird mich beschatten. Könnte ja sein, daß ich eure Leute zu dem Flüchtling führe.«
    »Das stimmt. Aber wenn du bereit wärest, uns zu Diensten zu sein... «
    »Wie kommst du darauf, daß ich euch helfen könnte?«
    Merymose gestattete sich ein Lächeln. »Alles, was Taheb mir über dich erzählt hat, weist darauf hin. Mach ihr keine Vorwürfe; sie will dir helfen. Außerdem bist du bekannt dafür, daß du anderer Leute Probleme löst, was dich allerdings nicht sehr beliebt bei den Medjays oder bei Haremheb macht.«
    »Danke für den Rat. Ich werde aufpassen.«
    »Es ist schade, daß du nicht selbst ein Medjay bist. Unsere Truppe taugt nur dazu, auf der Straße für Ruhe zu sorgen, und auch das gelingt ihr nicht immer. Was du tust - Ermittlungsarbeit -, das ist etwas Neues. Auch wenn die anderen wenig davon halten, mich interessiert diese Art Arbeit. Aber ich verstehe nicht viel davon und brauche deine Hilfe.«
    »Das wäre, als ob ein Blinder den anderen führen wollte.«
    »Zu zweit kommen sie jedenfalls weiter als allein. Gemeinsam finden sie leichter ein Ziel.«
    »Sie könnten aber auch gemeinsam in ein Loch fallen.« Die Schmeicheleien des Polizisten machten Huy äußerst mißtrauisch.
    »Macht dieses Mädchen dich denn überhaupt nicht neugierig? Sieh sie dir zumindest an. Ich kann den Leichnam höchstens bis heute abend hier behalten; dann muß ich ihn den Einbalsa-mierern übergeben.«
    »War war sie?«
    »Sie hieß Iritnofret. Ihr Vater ist Ipuky.«
    Huy sah den Medjay scharf an. »Ipuky - du meinst den Kontrolleur der Silberminen?«
    Merymose nickte.
    »Was ist denn passiert?« Huy war erschrocken. Ipuky war einer der wichtigsten Männer am Hofe Tutenchamons.
    »Das wissen wir nicht. Eine Kolonne von Arbeitern, die vor Tagesanbruch den Fluß überquerte, fand sie am Ufer.«
    »Wo haben sie übergesetzt? Doch nicht vom Hafen aus?«
    »Nein, weiter flußabwärts.«
    »Näher am Palast?«
    »Ja.«
    Huy überlegte kurz. Ipuky hatte ein Haus im Palastbezirk.
    »Sobald sie es gemeldet hatten, wurde Ipuky informiert und man schickte nach mir.«
    »Die Pferde?«
    »Ja.«
    Huy sah wieder das Mädchen an. Sie hatte ein zartes, unschuldiges Gesicht, noch rund und kindlich, beinahe pausbäckig. Jemand hatte ihr die Augen zugedrückt und kleine weiße Steingewichte auf die Lider gelegt, damit sie geschlossen blieben, aber nichts in ihren Zügen deutete darauf hin, daß sie im Augenblick ihres Todes Schrecken oder Angst verspürt hatte.
    »Hat irgend jemand darauf geachtet, wie sie aussah, als man sie fand? Wie sie am Boden lag, zum Beispiel?«
    Merymose lächelte wieder kurz, diesmal aber grimmig. »Die ersten, die dort eintrafen, waren Diener aus Ipukys Haushalt, und sie nahmen den Leichnam gleich mit. Wenn ich nicht um einen Aufschub gebeten hätte, dann hätten die Einbalsamierer sie schon mit Natron bedeckt.«
    »Es war mutig von dir, darum zu bitten. Was hielten sie davon?«
    »Sie waren erstaunt, aber Ipuky ist ein intelligenter Mann, und er will, daß der Täter gefaßt wird. Ich bin sicher, seine Frau glaubt, ich sei mit Seth im Bunde.« Merymoses Gesicht wurde gleich wieder ernst. »Aber der Mörder muß gefangen werden, sonst macht man mir das Leben schwer.«
    »Es ist schade, daß du das Mädchen nicht da gesehen hast, wo sie gestorben ist. Dann hätten wir vielleicht einige Hinweise.«
    »Ich habe mit den Arbeitern gesprochen. Der Vorarbeiter sagt, sie hat auf dem Rücken gelegen, mit gefalteten Händen, wie jetzt.«
    »War sie bekleidet?«
    »Nein, sie war nackt.«
    Huy trat dichter an die Leiche heran. Er hatte keinerlei medizinische Kenntnisse und wußte nicht, was er tun oder wonach er suchen sollte, aber die Stille des Leichnams faszinierte ihn. Er berührte die Tote leicht. Die Sonne hatte die Haut gewärmt und Huy hatte für einen kurzen Moment die Illusion, das Mädchen sei noch lebendig.
    »Sind irgendwelche Male auf dem Rücken?«
    »Nein.«
    Huy betrachtete noch einmal die Hände des Mädchens; sie waren makellos. An ihren Fersen waren feine Schrammen; aber soweit er sehen konnte, war ihr übriger Körper unversehrt. Ein Arzt wäre nötig, um ihm zu sagen, ob das Mädchen mißbraucht worden war, aber Hinweise darauf gab es nicht, nicht einmal einen Bluterguß am Arm, wo eine starke Hand sie festgehalten haben könnte. Behutsam schob Huy die Finger hinter ihren Kopf und befühlte ihr Haar und ihren Nacken, aber er fand keine Verletzung. Als er den Kopf wieder sinken ließ,

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