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Tod am Nil

Tod am Nil

Titel: Tod am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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helfen«, sagte Taheb. »Dazu war ich von Anfang an bereit.«
    »Wenn du nicht wärest, würde ich immer noch Papier machen.«
    Sie lächelte. »Wirklich?« Sie stützte sich auf einen Ellbogen, und ihre Hand glitt über seinen Schenkel. Sie lagen im selben blauweißen Zimmer; aber diesmal brauchten sie für ihre Liebesspiele, wo mit wachsender Vertrautheit Wärme und zärtliche Spiele an die Stelle atemloser Leidenschaft getreten waren, kein Aphrodisiakum mehr. Huy schmiegte jetzt, sanft erregt, seinen Leib an ihren, und sie liebten sich träge, Seite an Seite.
    Nachher wurden sie von Tahebs Leibdienerinnen gebadet, und als die Hitze des Tages nachließ, schickte Taheb einen Diener zu Ipuky, Reni und dem General, der dort ankündigte, daß sie ihnen einen Besuch zu machen gedenke. Dann ließen sie sich in ihrer feinsten Sänfte in die Stadt tragen, umschmiegt von weichen Kissen aus schweren Stoffen, deren Ursprung ein unvorstellbares Land war, hoch im Norden, am Rande der Welt, jenseits des Großen Grünen. Über ihnen spannte sich ein Baldachin aus hellem, mit blauen und goldenen Fäden durchwirktem Leinen.
    Der Bote, der vorausgeschickt worden war, hatte dafür gesorgt, daß sie das Palastgelände ungehindert betreten konnten und die Wachen am Tor salutierten nur, als die Sänfte in den ummauerten Bereich getragen wurde.
    »Natürlich habe ich angekündigt, daß ich dich mitbringen würde; sie werden also darauf vorbereitet sein, daß es sich nicht nur um einen Freundschaftsbesuch handelt«, erklärte sie Huy. »Ich bin gespannt, welche Ausflüchte sie dafür Vorbringen, daß sie dich nicht schon früher empfangen haben.«
    »Ich bin nie über den Majordomus hinausgekommen«, sagte Huy.

    Der General, Mertsegers Vater, hatte eine stämmige Statur wie Huy. Er war ein guterhaltener Sechziger; die Muskeln an Brust und Armen allerdings waren schlaff geworden, und die goldenen Armreifen, die er trug, waren ihm zu eng und bissen sich in sein Fleisch. Er war von Trauer übermannt und hatte immer noch rotgeränderte Augen vom Weinen und schlaflosen Nächten. Er begrüßte Huy mit abweisender Höflichkeit, aber ihm schien kaum bewußt zu sein, wen er vor sich hatte. Er redete fast nur von seiner Schuld: Leichtfertig habe er sich auf die Wachsamkeit seiner eigenen Leute verlassen. Der alte Mahu, der Torwächter, der in der Nacht, als Mertseger verschwunden war, geschlafen hatte, war ohne eine Rente entlassen worden, aber diese Maßnahme hatte das Gewissen des Generals offensichtlich nicht beruhigen können.
    »Hat sie sich öfters mit jemandem getroffen?« fragte Huy unbeirrt.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine, mit einem Mann - oder mit Kameraden?«
    »Sie hatte ihre Freundinnen, aber mit denen hat sie sich tagsüber getroffen. Sie sind dann oft in den Park gegangen, um an dem Teich dort zu sitzen.« »Dann könnte es sein, daß sie sich in dieser Nacht mit jemandem verabredet hat, den sie kannte?«
    Der General sah ihn verständnislos an. »Ich sage dir doch, das ist ganz unmöglich. Warum sollte sie dort hingehen?«
    »Aber sie wurde dort gefunden.«
    »Das ist es ja, was ich nicht verstehe.« Der General war wieder in sich selbst versunken und schien seine Gäste kaum noch wahrzunehmen. »Vielleicht ist es eine Strafe für mich.«
    Huy wechselte einen Blick mit Taheb. »Wieso?«
    Der General sah ihn wieder an. Die großen, feuchten Augen waren voller Mißtrauen und Abneigung. »Wer bist du nochmal?«
    »Ich versuche, den Mörder zu finden. Ich arbeite für Kenamun und Merymose.«
    Der Blick wurde triumphierend. »Und hast du Kinder?«
    »Ja, aber nicht hier.«
    »Die Entfernung wird sie nicht retten, denn du bist wie ich.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wir haben beide dem Großen Verbrecher gedient.« Die Augen wurden schmal. »Ich erinnere mich doch an dich, Huy. Ich führte eine Streitwagendivision im Norden. Eine wichtige. Wir saßen in Tanis und hörten die Nachricht von der Küste, aber wir bekamen keine Befehle. Von euch Schreibern und Beamten in der
    Hauptstadt« - er spuckte die Worte förmlich aus - »erwarteten wir den Befehl zum Einsatz gegen die Rebellen. Aber nichts kam. Und jetzt bezahlen wir dafür. Ich habe meine Tochter verloren; du wirst deine Kinder auch verlieren.«
    Huy überlief es kalt. Aber hinter diesen Todesfällen steckte doch kein rächender Geist von jenseits des Sonnenuntergangs. Das konnte nicht sein. Alles, so hatte Huy schließlich gelernt, hat eine natürliche Ursache. Man muß sie nur

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