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Tod am Nil

Tod am Nil

Titel: Tod am Nil
Autoren: Anton Gill
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sagen können, ob der Junge auf Zustimmung wartete oder damit rechnete, unterbrochen zu werden. »Wir haben heute gehört, daß Kenamun dich entlassen hat. Mein Vater weiß es von Kenamun selbst, denn er ist mit ihm befreundet. Sie sind Geschäftspartner. Kollegen. Du weißt schon. Eine Hand wäscht die andere.«
    »Und?« Huy würde sich nicht dazu hinreißen lassen, Reni oder Kenamun zu kritisieren. Das Leben hatte ihn gelehrt, vorsichtig zu sein, so sehr ihm das auch wider die Natur ging.
    »Ich glaube, daß er einen Fehler gemacht hat.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Bist du nicht wütend?«
    »Er war nicht zufrieden mit meiner Arbeit.«
    »Und du willst es dabei belassen - einfach so?«
    Huy sah den Jungen an, aber dessen Gesicht verriet nichts als Bangigkeit und einen merkwürdigen Eifer. »Ich habe keine andere Wahl.«
    »Und das kannst du ertragen?«
    Es lag eine Hartnäckigkeit in seinem Tonfall, die Huy ärgerte. Wieso hatte er es nötig, sich vor diesem verwöhnten Bürschchen zu rechtfertigen? Aber dann kam ihm ein anderer Gedanke: Lag da nicht auch Qual in Nebamuns Stimme?
    »Es geht nicht darum, was ich ertragen kann, sondern womit ich mich abfinden muß.«
    Nebamun fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schluckte. »Wenn du nicht herausfinden kannst, wer meine Schwester ermordet hat, dann kann es niemand.«
    Das Menschengewühl wurde immer dichter. Huy nahm den Jungen beim Arm und führte ihn aus dem Gedränge zum Kai, wo ein kurzer, breiter Anlegesteg ins Wasser hinausragte. Er stellte einen Fuß auf einen Poller und sah Nebamun an.
    »Hier können wir uns ruhiger unterhalten. Was willst du?«
    »Ich will dir helfen.«
    Huy lächelte innerlich. So lange war er allein gewesen, und jetzt fühlte er sich umzingelt von Leuten, die darauf brannten, entweder seine Hilfe in Anspruch zu nehmen oder ihm die ihre anzubieten.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Dein Vater würde es nicht billigen. Kenamun würde es nicht billigen. Es wäre schlecht für mich. Überhaupt, ich habe mit der Untersuchung nichts mehr zu tun.«
    Nebamun schaute ihn trotzig an. Immer noch war da etwas in seinem Blick, das Huy nicht zu deuten wußte. »Ich kann nicht glauben, daß du ein Mann bist, der eine Arbeit einfach unvollendet liegen läßt.«
    »Was willst du denn? Ich verdiene mir meinen Lebensunterhalt, wie ich es muß, und nicht, wie ich es gern möchte.«
    »Aber sind dir die Opfer denn gleichgültig? Willst du diesem Morden kein Ende machen?«
    »Das werden die Medjays schon tun.«
    »Die Medjays! Das sind Esel!«
    »Nein, sind sie nicht.«
    »Ich glaube einfach nicht, daß du den Fall aufgibst.« Nebamun sprach jetzt noch leiser.
    »Weil du es nicht glauben willst. Aber du mußt auf Merymose vertrauen. Er weiß schon, was er tut.«
    »Laß mich dir helfen.«
    »Es gibt nichts, wobei du mir helfen könntest.«

    Der Jüngling hatte ihn mit einem letzten Blick fixiert, ohne noch etwas zu sagen, und dann war er in der Menge verschwunden und hatte sich nur noch einmal umgedreht. Huy wünschte, er hätte die Botschaft in seinem Blick entziffern können. War es eine Herausforderung gewesen?

    In den nächsten Tagen wartete er ungeduldig auf Merymose. Der Ruhetag kam und ging, und man hatte Surere noch immer nicht gefaßt. Aber weder ihm noch Taheb war etwas zu Ohren gekommen, was darauf hingewiesen hätte, daß der Medjay-Hauptmann entlassen oder von dem Fall abberufen worden wäre. Huy nahm also an, daß er immer noch daran arbeitete. Er verbrachte die Nächte mit Taheb, aber er entschuldigte sich unter irgendwelchen Vorwänden, wenn sie ihn unter ihren Essensgästen haben wollte. Die Diener tauschten schon verstohlene Blicke aus; Huy war klar, in welcher Rolle sie ihn sahen, und es war ihm zuwider.
    Taheb spürte das und versuchte, ihn zu beruhigen, aber sein Stolz stand zwischen ihnen. Sie wußten beide, daß ihre Affäre mehr mit schlichtem Vergnügen als mit tiefen Gefühlen zu tun hatte. Sie schliefen noch immer leidenschaftlich miteinander, aber der Baum hatte seine Frühlingstriebe verloren und unter dem Sommerlaub wuchsen keine Früchte. Etwas Abgeschmacktes hatte sich in ihre Beziehung geschlichen.
    Er ging noch einmal in die Stadt der Träume. Er bezahlte den Preis, den Nubenehem verlangt hatte, und erhielt Informationen, die ihn zu dem Entschluß trieben, seine eigene Suche unverzüglich fortzusetzen und herauszufinden, welche Wahrheit hinter den Morden steckte - trotz seiner Versicherung Nebamun gegenüber, er habe nichts
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