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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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definitiv tot«, hörte Niccolò hinter sich Giacomos Stimme. »Habt ihr Durchgeknallten das denn nicht gerochen?«
    Beppo drehte sich um, erbost die Augen aufreißend. »Wie kannst du es wagen! Er redet mit uns.«
    »Ach ja, und was sagt er denn so, wenn der Tag lang ist?« Giacomo atmete durch den offenen Mund, um den Leichengestank nicht aufnehmen zu müssen.
    »Meist ist er schlecht gelaunt und schickt uns weg. Sagt, dass wir nicht hier hingehören, nicht seine Kinder wären und seinen Ruheplatz entweihen würden. Aber das wird jetzt alles besser, wo Niccolò wieder da ist. Er war ihm immer der Liebste. Nicht wahr, Niccolò?«
    Giacomo ging näher auf Beppo zu, sondierte ihn mit den Augen, als würde er vermuten, dass irgendwo eine lockere Schraube hervorstünde. »Habe ich das richtig verstanden: Ihr redet mit einem Toten?«
    » Er ist nicht tot! «
    »Doch, ist er«, sagte Niccolò. »Komm doch her, Beppo, sieh ihn dir genau an.«
    »Ich weiß doch, dass es schlimm aussieht. Aber er spricht mit uns, Niccolò. Sylvio braucht nur Zeit, dann wird er wieder völlig gesund. Jetzt, wo du da bist, wird alles gut.«
    In Beppos Worten lag die Erleichterung, dass nun derjenige die Bürde tragen würde, der immer schon dafür auserkoren war. Niccolò.
    Dieser wollte sagen, dass Sylvio verscharrt werden musste, zurück in die Erde, aus der sie alle kamen. Doch er brachte es nicht heraus. Sylvio war der dünne Faden, an dem der mickrige Rest von Beppos Seelenheil hing, und solange kein neuer Halt gefunden war, durfte dieser nicht gekappt werden. »Was macht ihr mit ihm?«, fragte Niccolò. »Bringt ihr ihm Futter?« Die Fragen sollten nicht wie eine Anklage klingen, doch Beppos Antwort zeigte, dass sie es taten.
    »Wir machen alles richtig, Niccolò! Glaub mir! Wir haben ihm alles Mögliche zu essen gebracht, aber er rührt nichts an, gar nichts. Blitz meint, er würde nachts das Moos von den Wänden fressen, das würde ihn von innen heilen. Manchmal legt sich einer von uns zu ihm, damit es ihm nicht zu kalt wird. Bis er uns dann wieder fortschickt. Er kann sehr böse werden.«
    »Ich muss hier raus, an die frische Luft«, sagte Niccolò und rannte aus der Höhle. Dort saßen die anderen Hunde und sahen ihn erwartungsvoll an. »Hat der Chef mit dir gesprochen?«, fragte James Dean. »Bringt ihr zwei uns jetzt im Siegeszug zurück nach Rimella, zurück nach Hause?«
    Niccolò war zu mitgenommen, um dem Boxer zu antworten. Er wollte mit jemand Normalem reden, mit Giacomo. Er würde wissen, was zu tun war, würde die richtigen Worte finden, solche, die Sinn machten, die nichts mit Toten zu tun hatten.
    Doch Giacomo war nirgends zu sehen.
    »Wo ist er?«, fragte Niccolò in die Runde.
    »Wen meinst du? Der olle Beppo kommt gerade aus der Höhle.« James Dean deutete mit der Schnauze in die Richtung.
    »Giacomo. Ich meine Giacomo!«
    »Der ist abgedüst«, sagte der Boxer. »Hat gesagt, er geht zurück nach Alba.«
     
    Isabella ging in die Knie, so tief sie konnte. Sie wollte Kopf an Kopf mit Canini sein, die mit hochgezogenen Ohren zu ihr schaute.
    »Hast du alles verstanden, Prinzessin?« Isabella setzte sich neben die Spanielhündin ins hohe Gras. »Du musst hierbleiben, aber ich werd dich nicht wieder ins Zelt sperren. An einen Pflock binden will ich dich auch nicht, weil du dich dann nicht in Sicherheit bringen könntest, wenn was passiert. Deshalb musst du in die Holzhütte«, sie zögerte, »du weißt schon, wo mich der Irre eingesperrt hatte. Das verstehst du doch, oder? In der Hütte bist du sicher. Und damit du dort nicht vergessen wirst, falls mir was passiert, rufe ich jetzt Domenico an.« Sie nahm Caninis Kopf in die Hand. »Es tut mir leid, Prinzessin! Aber es geht nicht anders.« Ein langer Kuss auf die Stirn folgte, dann hob Isabella die Hündin hoch und ging mit ihr zu der Hütte. Schnell setzte sie Canini darin ab und verriegelte die Tür von außen, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und atmete erst einmal durch. Zwang sich, die Luft ruhig ein- und auszuatmen, auch wenn ihr Herz ein ganz anderes Tempo vorlegte.
    Jetzt musste es schnell gehen. Sie holte das Handy aus ihrer Hosentasche, als wäre es ein Revolver. Rasch drückte sie ab.
    »Domenico? Hör zu, ich hab nicht viel Zeit. Nein, es geht nicht um ein Date. Kannst du auch mal an was anderesdenken?« Sie ging den Hang hinunter und hörte kopfschüttelnd, was der Redakteur der La Stampa di Torino ihr zu erzählen hatte. »Will ich alles nicht wissen. Es

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