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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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dieser verrückten Frau?«, fragte der Dobermann. Canini sah, wie sich die Muskeln des Dobermanns unter dem Fell bewegten, wie Schlangen in einem Sack.
    »Auf deiner Seite, ganz klar auf deiner«, sagte das Windspiel. »Aber mit dieser Frau bin ich verbunden, ich will nicht, dass sie zu Schaden kommt. Ruf mich, wenn du mich brauchst! Ich tue alles, was in meiner Macht steht. Es sind auch noch andere Hunde da, die dir helfen werden, Rimella zurückzugewinnen. Wir besorgen dir alle Informationen, die du brauchst, und wir kämpfen an deiner Seite.«
    Canini drehte den Kopf fort, sah nicht mehr hin, hörte nicht mehr zu. Was war nur mit ihrem Leben geschehen? Heute Morgen war es noch so wundervoll gewesen. Jetzt gab es einen Feind darin. Einen Feind, der Isabella näher war als sie selbst.
     
    Zwei Krähen drehten träge ihre Runden über Rimella.
    Vespasian fühlte sich beobachtet. Er misstraute allen Tieren, die fliegen konnten. Auch die anderen Neuankömmlinge,die Marder, gefielen ihm nicht. Und er hasste es, dass sie ihnen ein Haus hatten abtreten müssen. Er selbst war nun mit Commodus in der kleinen Kirche stationiert. Der sprach kaum noch mit ihm, dabei sehnte sich Vespasian so nach den Worten des Freundes, zusammen mit dem er seit Welpentagen durch die Wälder gestreift war. Doch nachdem sich die Hierarchie geändert hatte, nachdem Vespasian dank seines Kampfes gegen die Zweibeiner einen höheren Rang bekleidete, war alles anders geworden. Es fiel ihm immer noch schwer, Commodus Befehle zu erteilen. Es war viel einfacher gewesen, nur gehorchen zu müssen.
    Was die Begegnung in Lagiorno betraf, hatte Commodus zuerst abgestritten, da gewesen zu sein. Später hatte er dann behauptet, er wäre auf einer Erkundungsmission zur Futterfindung gewesen, einem Spezialauftrag von Grarr, und hätte weder die Kralle noch ihn gesehen. Vespasian glaubte ihm nicht und begriff traurig, dass er ihm nun vieles nicht mehr würde abnehmen können.
    Der Kirchturm war der beste Aussichtspunkt im Dorf. Selbst die merkwürdige Zweibeinerin, die mit ihrem schlappohrigen Hund in einem winzigen runden Haus am Waldrand lebte, konnte von hier aus beobachtet werden.
    Trotzdem hatte Commodus angeblich nicht gesehen, wie Placidia und ihr Sohn Valentinian von den Zweibeinern geraubt worden waren. Merkwürdigerweise hatte niemand etwas bemerkt, noch nicht einmal die widerlichen Krähen. Das verunsicherte alle Wölfe. Die Verteidigungsmaßnahmen schienen nicht auszureichen. Der Feind konnte jederzeit ungesehen zu ihnen dringen. Sie waren ihm ausgeliefert. Vespasian spürte die Nervosität, jedes Mitglied des Rudels war gereizt, alle suchten sich nun besonders sichere Plätze für den Schlaf und versuchten, diesen so kurz wie möglich zu halten. Das war der Stimmung nicht zuträglich.
    Grarr hatte Commodus für das Versäumnis nicht bestraft, was alle überraschte. Auch war die Verteidigung nicht gestärkt worden, außer dass Septimius, Laetitias jüngster Sohn, zu den Wildschweinen entsandt worden war. Die bevorzugte Beute um Hilfe zu bitten, war ein verzweifelter Schritt. Doch Vespasian konnte Grarr verstehen. Ein Keiler in Raserei war ein mächtiger Verbündeter.
    Vespasian entschied sich, keinen neuen Versuch zu unternehmen, mit Commodus ins Gespräch zu kommen, trank stattdessen aus dem Taufbecken und ging auf die Piazza. Er musste die Augen nach der Kralle offenhalten.
    Doch sein Blick entdeckte anderes, und er senkte das Haupt. Theophanu kam des Wegs, die frisch erkorene Leitwölfin, welche nun eine neue Dynastie begründen würde. Das ließ sie all jene spüren, die eng mit Laetitia verbunden gewesen waren. Dass sie einst auch deren Nähe gesucht hatte, mehr als andere, das Wissen der alten Wölfin aufgesaugt und ihre Zuneigung genossen hatte, spielte nun keine Rolle mehr. Theophanu sonnte sich im Glanz der Krönung und markierte das nun ihr gemeinsam mit Grarr zustehende Revier, wo immer sie konnte. Es galt, sich Respekt zu verschaffen, nach innen und nach außen. Sie forderte Demut, was ihr gutes Recht war. Gefallen musste es Vespasian trotzdem nicht.
    Als sie auf ihn zukam, drehte er sich auf den Rücken und ließ sie sein Geschlecht lecken. Sie war nicht nur die prächtigste der jungen Wölfinnen, sondern ohne Frage auch die gerissenste.
    »Gibt es etwas zu berichten?«, fragte sie.
    Vespasian erhob sich und blickte ihr fest in die schönen Augen. »Bist du jetzt für die Kontrolle der Wächter verantwortlich?«
    »Erhalte ich Antwort

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