Tod & Trüffel
zwei Männern, die zwar nicht sonderlich groß waren,doch genau in der Sonne standen. Und keinerlei Wärme ausstrahlten.
Isabella sah auf. »Herr Burgnich, welch unerwartete … Überraschung.« Sie aß beiläufig weiter.
»Ich dachte mir schon, dass ich mich nicht vorzustellen brauche, meine liebe Isabella Tinbergen, Biologin der Universität Turin, Assistenzstelle im Fachbereich Verhaltensbiologie, die gerade zur Verlängerung ansteht, wohnhaft in der Via ...«
»Woher wissen Sie das alles?«, fragte Isabella und stand auf, sich Strähnen aus der Stirn streichend.
Niccolò verfolgte ihre Gefühle und Gedanken genau. Gerade die über den Dobermann interessierten ihn sehr, denn einen solchen hatte er noch nie gesehen. Das Tier trug ein teures, glitzerndes Halsband, das Fell glänzte perfekt, sogar die Haare an den Pfoten hatten exakt die richtige Länge. Niccolò konnte solche Feinheiten dank etlicher Monologe Francas zum Thema Hundefrisuren erkennen. Auch der Name des Dobermanns kam in Isabellas Gedanken vor: Junior. Sein Herr schleppte ihn anscheinend überall mit hin, in Diskotheken, Schickimicki-Restaurants und sogar in die VIP-Lounge beim Fußball. Was einigen Frauen ihr Fuchs um den Hals, dachte Isabella nun, das ist Burgnich sein Dobermann am Fuß. Es waren unglaublich viele Gedanken, die ihr nahezu gleichzeitig durch den Kopf gingen.
»Ich weiß halt gerne, wen ich auf meinem Besitz als Gast begrüßen darf, Frau Tinbergen. Wie läuft Ihre Arbeit? Ach, das ist natürlich eine dumme Frage. Eben hat mich ein Journalist der Stampa angerufen und mich auf den neuesten Stand gebracht. Faszinierende Tiere, diese Wölfe, nicht wahr?«
»So faszinierend, dass Sie sie mit Betäubungsgewehren jagen und in einen Weinkeller sperren. Ich wusste nicht, dass Tierliebe heute so aussieht.«
»Setzen wir uns doch, Frau Tinbergen. Im Sitzen plaudertes sich doch viel entspannter. Und wir wollen doch beide eine entspannte Situation, nicht wahr?«
»Deshalb lassen Sie mich auch in eine Hütte einsperren. Weil Sie eine entspannte Situation wollen.« Isabella setzte sich nicht hin. Sie straffte im Gegenteil nochmals ihren Körper.
»Ein unglückliches Missverständnis, sonst nichts. Genau wie die Schüsse auf diese liebenswerten Wölfe. Ein übermotivierter Mitarbeiter, beide Male, ich habe ihn zur Rechenschaft gezogen. Ich selbst hätte die Wölfe freigelassen, wenn Sie mir nicht zuvorgekommen wären.« Er zündete sich einen Zigarillo an und blies ihr den Rauch ins Gesicht. »Die zerstörten Weinfässer samt Inhalt werde ich der Universität natürlich in Rechnung stellen müssen. Es tut mir sehr leid, dass dies gerade jetzt passiert, wo Ihre Vertragsverlängerung diskutiert wird. Aber mir ist ein Schaden entstanden, und der muss beglichen werden. Ich habe kein Geld zu verschenken. Wegen der Wölfe, Sie verstehen. Wenn das anders wäre, ja dann ... « Er zwinkerte.
»Ich lasse mich nicht kaufen.« Isabella verschränkte die Arme. »Sie werden schon noch merken, dass man sich trotz Geld nicht alles leisten kann. Die Öffentlichkeit lässt sich nicht belügen.« Sie stockte. »Zumindest nicht in diesem Fall. Dafür werde ich sorgen! Ihre Verbrechen werden alle aufgedeckt.«
»Meine liebe Frau Tinbergen ... «, Burgnich ging einen Schritt auf sie zu, wollte ihren Arm packen, doch Isabella wich aus, wodurch sie fast das Gleichgewicht verlor. »Ich würde nie gegen das Gesetz verstoßen. Sie werden mir nichts vorwerfen können, seien Sie dessen gewiss. Natürlich passieren manchmal ... Unglücke. Für die niemand etwas kann. Meine guten Freunde von der Stampa, die so ausnehmend gern die Juve-Spiele in meiner VIP-Lounge verfolgen, werden das genauso sehen.«
»Es gibt andere Medien. Sie kommen damit nicht durch!«
Ab diesem Moment lauschte Canini, die kein Wort verstanden, nur die Stimmung Isabellas gespürt hatte, einem anderen Gespräch. Das angeberische, verlogene Windspiel führte es mit dem Hund zu Füßen des Zweibeiners. Einem glänzend aussehenden Dobermann, der Ehrfurcht gebietend den Kopf hob, als überschaue er ein großes Revier.
»Mein Herrchen will, dass neue Menschen nach Rimella kommen«, sagte er. »Damit sie glücklich werden, will er bessere Häuser, er will auch, dass es Kühe gibt, Ziegen, Schweine, so wie es früher war. Alles soll besser werden. Dann werden auch wir, ihre Begleiter, glücklich sein. Nur die verdammten Wölfe sind im Weg. Sie müssen fort. Bist du auf unserer Seite, oder gehörst du zu
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