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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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oder muss ich erst Grarr über dein Verhalten informieren?« Ihre Stimme wurde wieder geschmeidiger. »Haben wir uns nicht immer gut vertragen? Ich wünsche sehr, dass dies so bleibt.«
    »Laetitia hat mich niemals kontrolliert.«
    »Sprich diesen Namen nicht mehr aus! Ihre Zeit ist vorbei. Je eher du dies begreifst, desto besser wird es dir ergehen. Meine Zeit der Hitze kommt wieder, und du möchtest doch dann auch mit dabei sein, oder irre ich mich da?«
    Das tat sie nicht. Und einen Streit mit Grarr galt es auch zu vermeiden. Vespasian senkte wieder sein Haupt. »Es gibt nichts zu berichten. Alles ist ruhig. Keine Sichtung von Zweibeinern oder ihren Maschinen.«
    »Gute Arbeit, Vespasian! Das lob ich mir. Bis bald.«
    Doch als sie sich wieder zurück zur Straße wandte, erstarrte Theophanu. Denn sie sah Laetitia, wie sie mit Tiberius und Domitian zu Grarrs Heimstatt schritt. Es war der roten Wölfin anzusehen, dass sie erschöpft war. Vespasian erschien es, als kehre ein Fluss nach langer Trockenheit in sein Bett zurück. War er nun auch nur ein Rinnsal, er würde ohne Zweifel bald wieder reißend werden.
    Laetitias Weg führte zum Haus, das Grarr ausgesucht hatte. Ohne ein Wort des Grußes ging sie mit ihren Begleitern an den Wärtern vorbei hinein, gefolgt von Theophanu und Vespasian. Sie fanden Grarr in einem Raum, der vollends in Weiß eingerichtet war. Bodenfliesen, Gardinen, Lampen, Schränke und Konsolen, ja sogar die Uhr an der Wand. Die Bilder steckten in weißen Rahmen, darin Zeichnungen in Schwarzweiß, auch sämtliche Buchrücken waren weiß. Alles zusammen ergab eine blendende Helligkeit, wie inmitten eines Schneesturms. Es dauerte, bis sie Grarr ausmachen konnten. Er lag reglos auf einem Sofa, das ein weißes Leinenlaken mit gestickten Ornamenten bedeckte, und schaute erst auf, als Laetitia ihn fixierte.
    »Dich hatte ich nicht mehr erwartet.«
    »Ich bin zurück und nehme wieder meinen Platz an deinerSeite ein.« Laetitia sprang zu ihm auf das Sofa, doch er knurrte sie sofort herunter. Seine Zähne blitzten auf, die Lefzen zuckten. Doch als sie wieder auf dem Boden war, wurde Grarr sofort ruhiger, gab seiner Stimme sogar einen freundlichen Unterton.
    »Ich war mir sicher, dass du tot bist. Genau wie Tiberius und Domitian. Ich freue mich, dass es den beiden gutgeht.«
    Theophanu sprang zu Grarr auf das Sofa, schmiegte sich an ihn.
    Laetitia hielt ihr Haupt erhoben. »Die Zweibeiner haben uns schlafen gemacht. Als wir aufwachten, waren wir in einem Käfig eingesperrt. Doch uns wurde die Flucht ermöglicht.«
    »Von wem? Das wäre von besonderem Interesse für mich.« Grarr stieg auf die Sofalehne und blickte durchs Fenster hinaus auf die Piazza. »Ich will es genau erfahren.«
    »Von einem Zweibeiner. Aber einem anderen. Er hat mit denen, die unser Dorf einnehmen wollen, nichts zu tun.«
    »Beeindruckend, Laetitia. Du scheinst die Zweibeiner mittlerweile gut zu kennen. Verdächtig gut.« Grarr drehte sich nicht um, tat so, als beobachte er etwas Wichtiges auf der Piazza. »Ob man dir noch trauen kann? Sprich nicht! Ich will noch einmal rekapitulieren: Die Zweibeiner haben dich eingefangen und dich dann wieder freigelassen. Einfach so. Dass soll ich dir glauben?«
    »Du zweifelst an mir?«
    »Das wird die Zeit zeigen.« Er stieß mit der Pfote gegen eine weiße Porzellanvase auf der Fensterbank, die weiße Schneeglöckchen aus Plastik enthielt. Sie zerschellte auf dem Boden. »Die Wahrheit ist ein zerbrechliches Gut. Genau wie Vertrauen. Und sind sie einmal zerstört, heilen sie nicht wieder.«
    »Ich war dir immer eine vollendete Partnerin. Du hast keinen Grund zur Klage und ...«
    »Unser Gespräch ist beendet.« Er wandte sich noch einmal zu ihr, den Schwanz erhoben. »Nimm deine Position wieder ein. Die am Ende der Straße meine ich. Theophanu ist nun an meiner Seite. Es war Zeit für einen Wechsel, und ich werde ihn nicht rückgängig machen. So ist es besser für alle. Nun geht, alle. Auch du, Theophanu, ich muss nachdenken.« Die junge Wölfin, die gerade noch die Brust gestreckt hatte, als ihre Position bestätigt worden war, fiel nun in sich zusammen. »Es gibt Wichtiges zu planen«, fuhr Grarr fort. »Ein Sturm wird kommen, sehr bald. Wie es ihn noch nie zuvor gegeben hat. Ich will gewappnet sein. Streit in meinem Rudel werde ich nicht dulden.«
    Die Worte ließen keinen Widerspruch zu. Die Wölfe gingen zur Tür, in der, ohne dass es jemand bemerkt hatte, die Kralle stand. Sie wich nicht zur

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