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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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bildete er nun den Unterschlupf. Franca stand obenauf und leckte sich das filzige Fell, während Beppo, Blitz und James Dean in der Kuhle darunter schliefen. Als sie Giacomo erspähten, kamen sie augenblicklich auf ihn zugerannt. Der alte Trüffelhund war überrascht über so viel Herzlichkeit. Es stellte sich heraus, dass Niccolò viel von ihm erzählt hatte, und nur die Hälfte davon war wahr.
    Als Giacomo den Spürer vorstellte, wichen die anderen Hunde zurück.
    »Ihr seid mir vielleicht Schisser«, sagte der blinde Border-Collie verächtlich. »Dabei habt ihr überhaupt nichts zu befürchten. Ihr habt ja keine Vereinbarung mit mir getroffen, ihr werdet nicht zahlen müssen. Im Gegensatz zu Giacomo . «
    Die Hunde schienen der Sache nicht zu trauen. »Warum ist er denn hier?«, fragte Franca. »Wir leben doch alle noch. Müssen wir etwa bald sterben?«
    Bevor Giacomo darauf antworten konnte, kam Niccolòangerannt, drei Zwieback im Maul. Das Windspiel kam aus Richtung eines kleinen grünbraunen Zeltes, das so auf einer Lichtung am Waldrand stand, dass es nur schwer auszumachen war. Als Niccolò ihn erkannte, ließ er seine Mitbringsel fallen und bellte fröhlich auf.
    »Jetzt kann nichts mehr schiefgehen!« Er schleckte Giacomo ungestüm über die Lefzen. »Du glaubst ja nicht, was hier in der Zwischenzeit alles passiert ist. Ich habe einen Verbündeten gefunden, einen Dobermann, der zu einem mächtigen Menschen gehört. Er will die Wölfe auch weghaben und Rimella wieder den Menschen und Hunden zurückgeben. Besser und schöner, als es jemals war!« Das Windspiel redete ohne Unterbrechung, es sprudelte alles aus ihm heraus, er schien den Spürer überhaupt nicht zu bemerken. »Und ich habe eine perfekte Verbindung! Ich habe wirklich eine gefunden. Also da war diese Frau, Isabella, im Weinkeller, und ich habe ihr das Leben gerettet, dann sie mir. Zack, da war die Verbindung! Es war der Wahnsinn, das kannst du mir glauben. Und da gibt es eine Hündin, eine Spanielhündin, sie ist ganz anders als Cinecitta, aber irgendwie auch nicht, so eine unnahbare, aber dabei total süß und zickig, genau mein Typ. Eine, die erobert werden will, die sich ziert. Und jetzt bist du wieder da, das ist großartig. – Wer ist eigentlich dein Freund?«
    »Das ist der Spürer, Niccolò. Ich freu mich auch, dich zu sehen«, und das tat er. Doch die Freude des jungen Windspiels über seine tollen, neuen Gefährten versetzte Giacomo einen Stich. »Jetzt sollten wir schleunigst zu deinem Menschen gehen. Reden.«
    Giacomo ging langsamen Schrittes voraus. Er wusste, dass Niccolò einige Momente brauchen würde, bis die Bedeutung der Worte sein Hirn erreicht hatte. Das Windspiel musste schließlich ein ganzes Stück rennen, um Giacomo und den Spürer noch einzuholen. Hinter ihm liefen Beppo,Franca, James Dean, Knorpel und als Letzter Blitz, der versuchte, seine drei Beine so zu setzen, als gäbe es ein unsichtbares viertes. Der Weg war steil und schwer, doch die Sonne blickte nur trübe auf die Langhe und schonte die merkwürdige Prozession.
    »Ich dachte, er ist nur so eine Geschichte«, sagte Niccolò zu Giacomo, als er ihn endlich erreicht hatte.
    »Tust du kleiner Kläffer bitte nicht so, als ob ich taub wäre!«, sagte der Spürer. »Blind zu sein reicht mir nämlich völlig. Danke!« Er wandte sich zu Giacomo. »Ist das der Hund, wegen dem wir hergekommen sind? Wirklich ein reizender Bursche! Naja, wenigstens stinkt er nicht so wie der andere.«
    Giacomo war mittlerweile mulmig zumute, denn es passierte nicht jeden Tag, dass er mit Toten sprechen würde. Und er dafür zahlen musste. Trotzdem wollte er alles so schnell wie möglich hinter sich bringen. Er gab das Tempo vor und erhöhte es, je näher sie dem Fundort der Leiche kamen. Es war nicht zu überriechen, dass sie immer noch dort lag. Wie ein Wirbel aus vermoderten Erdfarben durchdrang der Geruch die frische Luft der Langhe.
    »Der Geist ist nicht fort«, sagte der Spürer sofort, als sie eintrafen. »Und was für ein wütender Bursche!«
    »Was sollen wir machen?«, fragte Giacomo und nahm etwas Abstand von dem blinden Border-Collie. »Sollen wir einen Kreis um dich bilden? Heulen? Müssen wir die Augen schließen?«
    »Es reicht, wenn ihr einfach die Schnauzen haltet. Bis auf den Hund, der mich eben für taub hielt. Er darf Fragen stellen.« Mit diesen Worten legte der Spürer sich auf den Boden, sein Körper am Bein des toten Menschen. Die Augen des Spürers waren offen,

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