Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
Vom Netzwerk:
mit Ihnen! Hallo ...?«
    Sie sah zu Niccolò und Canini. »Aufgelegt, einfach aufgelegt. Was sollen wir jetzt machen? Was können wir tun?«
     
    Die kleine Kirche Rimellas stand an der Piazza, aber bildete gleichzeitig auch den Rand des Dorfes. Noch war kein Rauch eingedrungen, doch der Gestank des Brandes hatte längst einen Weg gefunden, füllte den Raum wie ein Fluch, der Schlimmeres heraufbeschwor. Commodus stand oben im Glockenturm und heulte, denn Grarr hatte ihm den Befehl gegeben, alle Wölfe in die Kirche zu rufen, den größten und am stärksten befestigten Bau, dessen Mauern Sicherheit zu bieten schienen. Der weiße Wolf selbst stand am Eingangstor, von dem ein Flügel bereits geschlossen worden war. Nach und nach drängten die Mitglieder des Rudels hinein, tranken Weihwasser, um den Rauchgeschmack aus dem Maul zu bekommen, oder leckten ihr brenzlich stinkendes Fell. Doch eine Wölfin kam und kam nicht. Laetitia. Das Feuer wurde immer lauter, Äste barsten, und es prasselte, als hätten sich nun auch die Heuballen hinter der Kirche entzündet. Der Rauch wurde immer dichter. Vespasian aber ließ sich nicht aufhalten, rannte hinaus, mitten hinein in die Schwaden, spürte die verbrannte Luft wie spitze Kiesel in seinen Lungen, doch spurtete er weiter in die Richtung, wo sich seine Mutter aufhalten musste, das Haus am Dorfrand, von wo er ein großes Feuer ächzen hörte. Wo so viel Rauch geboren wurde, dort musste sie sein. Hoffentlich.
    Am Leben.
    Das Heulen hinter ihm wurde leiser, doch Commodus rief weiter in die brennende Nacht hinein.
    Mit einem Mal stieß Vespasian hart gegen eine Barrikade aus Holzscheiten und stolperte kopfüber. Doch er rappelte sich sofort wieder auf, rannte in Richtung der Flammen. Hier musste es gleich sein. Vespasian wurde langsamer,wollte nicht wieder gegen etwas stoßen, traf dann mit der Schnauze auf die Hausmauer und strich an ihr entlang, stets mit dem Fell seitlich schleifend, bis er zum Eingang gekommen war.
    In dem Laetitia stand. Ihre Augen tränten vom Rauch, der schon länger in sie zu dringen schien.
    »Worauf wartest du?«, fragte Vespasian. »Komm, lauf dicht hinter mir!«
    »Ich hoffe, das Feuer brennt alles nieder, dann müsste ich meinen Plan nicht in die Tat umsetzen«, sagte Laetitia und blickte am Haus hoch zum lodernden Feuer, die Flammen wuchsen schnell in den Himmel, trieben wie neue Äste aus.
    »Von welchem Plan sprichst du, Mutter?«
    »Alles zu seiner Zeit. Er reift heran. – Ich will nicht Grarrs Ruf folgen. Willst du es?«
    »Ich will nicht sterben. Komm schon!« Der Rauch schien immer noch dichter zu werden. Auch Vespasians Augen brannten nun, er schloss die Lider.
    »Lass uns in den Wald gehen, Sohn. Das Feuer kann doch nicht überall sein.«
    Wie ruhig sie war, wunderte sich Vespasian, als mache der Tod ihr keine Angst. Genau das machte ihm jedoch welche. Gemeinsam mit der Angst vor dem Feuer erdrückte sie den jungen Wolf fast.
    »Es gibt einen Ausweg, aber Grarr will die Stadt nicht verlassen. Alle sind in der Kirche – außer uns!«
    »Wirklich alle?«, sagte Laetitia und klang erstaunt. »Ja, komm . Bitte, Mutter! Dein Rudel braucht dich.« »Du sprichst wahr, Vespasian. Sehr, sehr wahr. Ich danke dir. Geh vor.«
    Und sie brachen auf. Das Dach krachte ein.
    Kein Heulen war mehr von der Kirche her zu hören.
     
    Sie setzte das Fernglas noch einmal ans Auge, als hätte es gerade ein falsches Bild gezeigt. Niccolò beobachtete sie, auch weil er nicht nach Rimella blicken wollte – oder dahin, wo Rimella liegen musste. Der Rauch hatte sich wie ein dickes graues Schaf quer auf den Ort gelegt, selbst der Kirchturm war nun darin versunken. Ein zufälliger Beobachter hätte annehmen können, dort unten in der schmalen Senke brenne bloß eine trockene Wiese ab.
    Und keine Heimat.
    »Sie löschen tatsächlich, diese verdammten Hurensöhne. Der Ort wird nicht abgefackelt, natürlich nicht, da steckt ja Burgnichs Kohle drin.«
    Niccolò wendete seinen Blick nun doch noch einmal Richtung Rimella. Canini starrte schon eine ganze Weile gebannt auf Feuer und Rauch. Sie zitterte. Er stellte sich direkt neben sie, ohne sie zu berühren. Er wollte nur für sie da sein. Und selbst nicht verlassen werden.
    Jetzt sah auch er, was Isabella wieder fluchend zum Handy greifen ließ. Am Rand Rimellas waren durch den Rauch Männer zu erkennen, mit Lampen auf dem Kopf. In den Händen hielten sie Schläuche, die an Tankwagen befestigt waren, wie er sie vom

Weitere Kostenlose Bücher