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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Remus?«
    »Gehst du bitte wieder ein Stück zurück? Nimm es nicht persönlich, aber ich mag scharfe Dinger nicht so nah an meinem Hals. Und deine Zähne sehen verdammt scharf aus. Ich sag schon mal danke.«
    Vespasian wich zurück. » Sprich! «
    »Der Spürer hat ihn gefunden. Aurelius erzählte von seiner Liebe zu Laetitia und zu dir. Dein Vater hat sehr andir gehangen. Wir Hunde erleben so was sehr selten, dafür werden wir einfach zu früh von unserer Familie getrennt. Die Menschen werden dann unsere Eltern. Aber dein Vater, er schien sehr stolz auf dich zu sein.«
    »Was redest du? Grarr ist mein Vater, Aurelius nur dessen Bruder.«
    »Nein, da muss ich dir widersprechen. Im Tod sagt man die Wahrheit. Ohne Frage.«
    Vespasian sagte nichts. Er begann, seine Rute zu klemmen.
    »Wenn das schon eine Überraschung für dich war, dann wird dich die nächste umhauen: Aurelius wurde von seinem eigenen Rudel getötet!«
    »Das wusste ich schon«, sagte Verspasian, dessen Stimme nun klang, als stecke ein anderer Wolf in seinem Fell. Einer der Dunkelheit. »Nun wird mir vieles klar.« Er blickte hoch ins Blätterdach und stieß ein Geheul aus, das Giacomo zusammenzucken ließ. Solche Laute hatte er dem jungen Wolf niemals zugetraut.
    »Wir haben einen neuen Grund, miteinander zu reden, Hund«, sagte Vespasian danach.
    »Aber nur, wenn du ein paar Trüffel mit mir futterst!« »Es könnte unser letztes Mahl werden.«
    Giacomo fing wieder an zu buddeln. »So was hab ich heute schon mal gedacht.« Er stieß auf etwas Hartes, Verwarztes. »Ich verrat dir was, Wolf: Wir haben uns dafür genau den richtigen Ort ausgesucht!«
     
    Wenn die Welt ihre Richtung ändert, ist es ratsam, langsamer zu werden, dachte Grarr und hörte auf zu traben, wechselte ins schnelle Gehen, wollte Zeit gewinnen. Zum Nachdenken.
    »Du wirst ... die kleinen Zweibeiner ... töten ... es wird dir ... guttun obwohl sie ... leider sehr jung ... sind und … keinerlei Gegenwehr zu ... erwarten ist.«
    Grarr wusste, wie sehr die Kralle das Spiel der Jagd liebte, und noch mehr den Moment, in dem das Leben der Beute endete. Es war ein Sieg, den niemand mehr ungeschehen machen konnte. Es war die Erfüllung der ureigensten Aufgabe aller Wölfe, der Befreiung des Landes von Kranken und Schwachen. Doch die kleinen Zweibeiner waren zwar schwach, hatten sich für Grarr aber nie wie Beute angefühlt. Die Mutter wollte sie als Gleichberechtigte, diese Brut sollte der Beginn eines neuen Zeitalters sein. Sie sollten wie Brüder aufwachsen, die Wölfe wirklich verstehen, die Sprache des Waldes beherrschen. So würden sie später die Mittler zu all den anderen Zweibeinern sein können. So war es schon einmal vor Urzeiten geschehen. Mit Romulus und Remus. Nun sollte endlich wieder eine neue goldene Zeit für Wölfe und Zweibeiner anbrechen. Mit Rimella als ihrem Zentrum.
    Die Tötung der Zweibeiner bedeutete das Ende für diesen Traum.
    Grarr begann, den linken Hinterlauf schleifen zu lassen und klagende Laute von sich zu geben. »Ich muss auf einen spitzen Stein getreten sein, verzeiht mein Tempo.«
    Die Kralle ging nah beieinander, Leib an Leib. Sie wurde langsamer. »So bleibt uns ... mehr Zeit ... für die Vorfreude.« Sie drehte sich um. »Du willst ... sie nicht ... töten, oder? Aber das ... ändert nichts.«
    »Es ist gegen den Willen der Mutter! Und ist sie nicht das Maß aller Dinge?«
    »Erzähl uns doch ... noch einmal unsere ... gemeinsame Geschichte ... weißer Wolf.«
    »Meine Pfote schmerzt, mir ist nicht danach.«
    » Erzähl! «, sagten alle drei gleichzeitig. Wenn sie dies taten, stand ein Angriff meist kurz bevor.
    Obwohl Grarr den Gedanken stets verbannt hatte, so wusste er doch, dass er nur ein Kiesel war, den man so lange rollen ließ, bis es in die verkehrte Richtung ging. Die Krallewollte ihren Erfolg wieder einmal auskosten, den Kiesel die zugewiesene Rolle spüren lassen.
    Was konnte er schon tun?
    »Damals, als ihr mir aufgelauert hattet, wäre meine Tötung ein Leichtes für euch gewesen. Doch ihr tatet es nicht, denn wir schlossen einen Bund.«
    »Du weißt es ... also noch ... berichte von unserem … Bund!«
    »Ihr wolltet die Macht, denn ihr seid die Stärksten unter uns. Niemand gleicht euch, keiner kann sich mit der Kralle messen.« Grarr holte tief Luft. Seine Klugheit hatte ihm zwar damals das Leben gerettet, aber ihm war nur eine Hülle geblieben. »Doch drei Wölfe können nicht Leitwolf sein. Außerdem hätte die Rudelführung

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