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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Doch in seinem Geist konnte er sie bereits vor sich sehen, da war das dunkleRimella unter ihm wieder belebt, die Sonne schien. Niccolò wurde das Gefühl nicht los, dass es genau dieses strahlende Rimella war, auf das die Hunde neben ihm schon die ganze Zeit über blickten.
    »Sie sind alle bereit, mit uns zu kämpfen«, sagte Franca. »Sogar der Lhasa Apso von Marco! Wir werden die Wölfe vertreiben. Je eher, desto besser.«
    »Du riechst nach Schinken«, sagte Niccolò. »San Daniele.«
    »Dahinten bei den feiernden Menschen«, antwortete Franca, »da gibt es einen Stand ... Du musst nur schnell sein. Komm, ich bring dich hin, die anderen brauchen noch etwas Zeit. Zum Sattsehen.«
    Es musste der erste Witz sein, den Franca seit dem Verlust ihrer Heimat gemacht hatte. Er war nicht gut. Aber immerhin ein Anfang.
    Ein gestreiftes Absperrband war wie eine riesige Pappardelle-Nudel um die Buden und Tische gespannt, die einen kleinen Markt bildeten. Die meisten Stände boten Speisen an, aber es gab auch Plüschtiere in den Auslagen. Wölfe in allen Farben und Größen. Ein anderer Händler verkaufte T-Shirts mit Wölfen. Eine Frau mit einer Lederjacke, wie James Dean sie auch trug, malte mit einer Nadel Wolfsbilder auf die Haut, wobei ihre Kunden vor Schmerz die Gesichter verzogen. Obwohl sie da ganz offensichtlich freiwillig saßen.
    Der Stand mit den Tramezzini schien merkwürdigerweise auch tote Tiere zu verkaufen, die nebeneinander von der Tischplatte baumelten. Von der Größe her mochten es Füchse sein. Verkauften sie die etwa zur Wolfsfütterung? Waren diese Menschen denn völlig von Sinnen?
    Die Toten bewegten sich.
    Sie hatten plötzlich allesamt Tramezzini im Maul und rannten fort. Hinter ihnen schrie der Verkäufer, doch ererntete nur lautes Lachen und keinerlei Hilfe von den Umstehenden. Als die Diebe Niccolò erkannten, kamen sie direkt auf ihn zu. Bei ihm angekommen, hatten sie ihre Beute bereits verschlungen. Es waren die Dachshunde.
    »Da ist er ja! Ich hatte ihn viel größer in Erinnerung.«
    »Das macht das Mondlicht. Ist schlecht für die Beine. Ich fühl mich auch schon ganz schwach.«
    »Blödsinn! Der Junge muss nur was essen. Dahinten gibt’s super Tramezzini. Und der Mensch ist wunderbar langsam!«
    »Was macht ihr denn hier?«, brachte Niccolò überrascht hervor. Er freute sich irrsinnig, die verrückten Unterweltler wiederzusehen.
    »Rudelausflug!« , rief einer.
    » Zurück zur Natur!« , ein anderer.
    »Der Spürer hat erzählt, dass Hunde hier Hilfe brauchen« , sagte ein Dachshund, den Niccolò für Zamperl hielt. Aber völlig sicher war er sich da nicht. »Und dass du mit von der Partie bist und Giacomo. Und dass die Wölfe eine Armee gegen euch aufgestellt haben. Deshalb sind wir da! Um diesen Wilden zu zeigen, welche Kampftechniken man in der Kanalisation von Alba so aufschnappt.«
    »Glaub mir, Kleiner, die geben wieder an wie zehn chinesische Nackthunde.« Der rosa Pudel aus dem Tierheim beschnüffelte Niccolò ausgiebig zur Begrüßung und wedelte dabei. »Ich bin auch mit dabei, und das dürfte ja wohl einiges klarmachen. Außerdem sind die Zirkusburschen mit von der Partie. Die haben einiges an Tricks drauf, kann ich dir sagen. Optisch natürlich kein Vergleich zu mir, aber darüber musst du einfach hinwegsehen.«
    »Ich dachte, du hättest längst neue Menschen gefunden?«
    »Jaja, hatte ich auch. Aber da gefiel es mir nicht. Also habe ich sie dazu gebracht, mich wieder zurück ins Tierheim zu bringen. Ich wollte das so, klar, lass dir nichts andereserzählen! Ich will nämlich nicht bei jedem leben, ich hab schließlich gewisse Qualitätsansprüche.«
    Jetzt erst fielen Niccolò die vielen Hunde auf, die sich zwischen den Menschenbeinen tummelten. Er konnte den Unglaublichen Houdini ausmachen, auch den Großen Bellachini, dazu viele andere, die er nicht kannte, aber die es geschickt verstanden, sich ihre Abendverpflegung zu sichern.
    Plötzlich waren Blitze zu sehen.
    Jedoch nur in der Mitte des Platzes.
    Dabei wurde geklatscht und gejohlt.
    »Das wird morgen in allen Zeitungen stehen!«, schrie einer der Menschen und steckte seine Kamera wieder ein. »Ein Zeichen!«, jubelte ein anderer. Der Pudel war schon halb auf dem Weg zum Tramezzini-Stand, als er Niccolòs fragenden Blick sah. »Ein echtes Showtalent, unser Priester. Gehört ins Fernsehen, wenn du mich fragst. Größer als Adriano Celentano. Mindestens! Schlägt vielleicht sogar den Papst.«
    Der Priester war also auch

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