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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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viele Aufgaben mit sich gebracht, ständige Verteidigungen des Rangs und unendlich viele Entscheidungen. Weniger Jagd, weniger Freiheit. Ich bot euch die Macht im Geheimen. Seitdem bin ich euer ...«
    Er schaffte es nicht.
    » Sag es! « Wieder sprachen sie mit einer Stimme. »Seitdem bin ich euer Untertan. Ich durfte keine einzige Wölfin mehr besteigen und ihr alle.«
    Sie hatten ihm die Paarungen genommen, die vornehmste Pflicht seiner Position. Die Wölfinnen mussten seit ihrer Machtübernahme den Akt in einer Höhlennische über sich ergehen lassen. Diese wies keinen Faden Licht auf, und der Aasgeruch übertünchte jeden persönlichen Duft. Sie wussten nicht, wer sie bestieg.
    Plötzlich blieb die Kralle stehen. Teilte sich auf, wurde eins mit dem Wald, wurde Bäume und Blätter. Grarr verharrte ebenfalls und richtete sich zu voller Größe auf. Falls sich eine Gefahr näherte, wollte er ehrfurchtgebietend wirken, und wenn es eine Beute war, sollte sie sogleich Angst bekommen. Diese war wie ein lähmendes Gift. Er hatte es oft genug beobachtet.
    Doch es zeigte sich weder ein Gegner noch Beute.
    Der Wald rauschte so harmlos, als wäre nur der Wind in ihm. War dies die Chance, loszurennen und die kleinen Zweibeiner zu warnen? Oder sie nacheinander fortzutragen? Wenn die Kralle nun auf Jagd war, konnte es länger dauern. Die Zeit könnte reichen. Sie musste es einfach!
    Vorsichtig bewegte Grarr sich in Richtung zweier mächtiger Bäume, zwischen denen der Pfad zur Höhle führte. Als er näher war, fast schon hindurch, standen drei Wölfe dort. Sie waren unfassbar dreckig. Getrockneter Schlamm, Erde, ja sogar Reste von Zweibeinerabfall schienen in ihren Fellen zu kleben. Sie waren abstoßend.
    »Ihr müsst Grarr sein«, sagte der mittlere Wolf, ein junges Tier, dessen Augen eine große Klarheit aufwiesen und dessen Zähne scharf und unversehrt waren. Er senkte das Haupt. »Unsere Suche ist damit beendet. Wir hörten von eurem Kampf, dem wir uns anschließen möchten.«
    Die Kralle erschien. Es war Grarr, als wüchse sie aus dem Boden, wie wuchernde Pflanzen. »Hättet ihr ihn ... angreifen wollen ... wäret ihr nun tote Brüder.«
    »Jedoch nicht kampflos«, erwiderte der junge Wolf und heulte kurz auf. Aus dem Wald traten weitere seines Rudels, sicher mehr als zehn.
    »Wer seid ihr, woher stammt ihr?«, fragte Grarr.
    »Aus den Abruzzen, wo wir des Nachts bei den Menschen leben.«
    »Daher rührt ... euer Dreck ... der eure Felle wie … Kloaken erscheinen lässt«, sagte die Kralle, welche sich herrisch näherte, um den Duft der Neuankömmlinge zu prüfen.
    »Uns ist jede Hilfe willkommen«, sagte Grarr. »Geht nach Rimella, es liegt hinter uns, direkt unter der Sonne. Wir werden heute Abend über eure Aufgaben sprechen.«
    »Wir«, der junge Wolf rückte näher, »wollen eure Leibgardesein. Eure und die der Kralle. Selbst in den Abruzzen hat man von euch gehört.«
    Die Kralle stürzte sich auf den Wolf, sperrte ihn zwischen sich wie in einen Käfig aus Leibern. »Wirken wir ... als wäre eine ... Leibgarde nötig?«
    Einer der drei biss den jungen Schmutzwolf in den Rücken, so dass es blutete. Die anderen seines Rudels begannen zu knurren und einen Kreis zu bilden.
    » Genug! «, ging Grarr dazwischen. »Ich werde einen Platz für euch finden. Nun geht ins Dorf, zu Theophanu, und sagt ihr, dass ich euch schicke. Ich bin froh, dass ihr gekommen seid. Ich kann euch sehr gut gebrauchen.«
    Die Schmutzwölfe zogen ab, doch ihre Wut auf die Kralle war unübersehbar.
    »Beeil dich, Grarr ... wir möchten diese ... Wölfe nicht lange ... alleine lassen.«
    Weil ihr sie nicht alle erspäht habt, dachte Grarr. Sie machen euch Angst. Das gefällt mir sehr.
    Das erhöhte Tempo gefiel dem weißen Wolf dagegen gar nicht. Die Kralle trieb ihn an, trotz seiner verletzten Pfote rasch zu laufen. So erreichten sie die Höhle der Mutter, ohne dass er einen Plan hatte entwerfen können. Die Höhle lag träge in der Sonne, als wärmte sie ihr dickes, graues Gestein.
    »Bring sie uns hinaus ... wir mögen dieses ... Loch nicht, die ... Mutter ist eine ... streitsüchtige Kreatur.« Als es im Eingang rot aufflackerte, duckten sie ihre Köpfe, als wollte jemand sie schlagen. »Wir werden es ... vor den ... Augen der Zweibeiner machen ... damit sie sehen ... wozu wir fähig sind ... Es ist doch ein ... großes Rudel Zweibeiner auf ... dem Hügel ... dieses soll es sehen ... töte sie nicht sofort ... spiele ... ruhig mit

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