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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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und
der vorgewölbte Bauch ließen nicht erkennen, dass es sich um einen der
bedeutendsten Wirtschaftsführer des Landes handelte. In der Fußgängerzone hätte
Vanderborg als gemütlicher Ruheständler auf Shoppingtour durchgehen können.
    Alle drei erhoben
sich, und der Werftdirektor trat Lüder entgegen. Noch schneller schaltete aber
ein vierter Mann, der unbeteiligt bei der Sekretärin im Vorzimmer gesessen
hatte. Lüder hatte keine zwei Schritte in das Vorstandsbüro gemacht, als er von
hinten fest umklammert und mit einem Ruck herumgerissen wurde. Bevor er
reagieren konnte, hatten die Hände des Unbekannten das Schulterhalfter mit der
Dienstwaffe erkundet und wollten die Pistole greifen. Das alles hatte sich in
Sekundenbruchteilen ereignet. Lüder machte einen Schritt zurück und schlug
dabei von unten die Hände des Mannes zur Seite, in dem er jetzt den Leibwächter
Taylors erkannte. Der missverstand Lüders Handeln, machte einen kurzen
Ausfallschritt und schlug ansatzlos von unten einen rechten Haken auf Lüders
Leber. Der sackte atemlos in sich zusammen, krümmte sich und bekam keine Luft
mehr.
    Noch bevor der
Angreifer ein zweites Mal zuschlagen konnte, wurde er durch einen kurzen Ruf
Taylors gestoppt. Aus funkelnden Augen sah er Lüder an, der immer noch benommen
war. Die wulstigen Lippen des Mannes bewegten sich tonlos. Es war eine fremde
Sprache, sodass Lüder den Wortlaut nicht von den Lippen ablesen konnte. Der
Sinn aber war international verständlich, und auch ohne Übersetzung erkannte
Lüder die Drohung. Dann drehte sich der Mann um und verließ wortlos das Zimmer.
    »Ich fürchte, das
war ein Missverständnis«, erklärte Vanderborg, ohne sich nach dem Befinden
Lüders zu erkundigen oder gar ein Wort des Bedauerns zu äußern.
    »Mein Bodyguard
erfüllt seine Aufgabe mit hoher Verantwortung«, ergänzte Taylor.
    Beide Männer hatten
Englisch gesprochen.
    Lüder nahm ohne
Aufforderung Platz, griff zu einem Glas, öffnete eine der Pellegrino-Flaschen
und trank einen Schluck.
    Deutlich spürte er
noch die Folgen des Überraschungsangriffs, doch er wollte sich in dieser Runde
nichts anmerken lassen. Dem Leibwächter würde er die Rechnung präsentieren.
Dann sah er die drei anderen der Reihe nach an.
    »Wir sind hier in
Deutschland. Hier wird Deutsch gesprochen«, verkündete Lüder und zeigte mit dem
ausgestreckten Finger auf Taylor. »Wenn der das nicht versteht, hat er
Pech gehabt. Deutsch ist die Sprache Europas, zu der sich die meisten Menschen
als Muttersprache bekennen.«
    Alle drei waren über
Lüders harsche Reaktion irritiert. Vanderborg war es sicher nicht gewohnt,
insbesondere nicht in seinem Büro, dass ihm jemand offenkundig unfreundlich
begegnete.
    Der Werftdirektor
öffnete den Mund, doch Taylor kam ihm zuvor.
    »Ich verstehe
Deutsch ebenso wie die bedeutenden Sprachen dieser Welt.«
    Der Australier hatte
mit einem einzigen Satz ein Zeugnis seiner internationalen Erfahrung abgeliefert
und klargemacht, dass Deutsch nicht zu den ersten Sprachen gehörte.
Lüder war es lieb so. Die Positionen waren abgesteckt. Nach nur zwei Minuten
wussten alle im Raum, ohne lange Worte gewechselt zu haben, wo sie standen.
    Dr. Vollquardsen
blickte demonstrativ auf die Uhr.
    »Wir hatten vor über
einer Stunde miteinander telefoniert«, sagte er spitz.
    Lüder sah ihn nur
an, ohne zu antworten. Er gab sich nicht die Blöße, eine Entschuldigung
vorzubringen. Stattdessen erwiderte er: »Was veranlasst Sie, meine Zeit in
Anspruch zu nehmen?«
    »Es gibt erhebliche
Beeinträchtigungen unseres Betriebsablaufs«, übernahm Vanderborg das Wort. »Zum
einen behindert uns der Polizeieinsatz in unserer Arbeit. Ich appelliere an
Sie, diesen aus meiner Sicht unnützen Aufwand abzubrechen und Ihre Arbeit auf
ein angemessenes Maß zu justieren. Zudem sehen wir uns unangenehmen Störungen
ausgesetzt, die nicht nur an der Effizienz und somit an der Produktivität
unseres Unternehmens zehren, sondern auch unsere internationale Reputation
beeinträchtigen könnten. Es geht hier um zwei immens wichtige Faktoren: den
Technologiestandort Deutschland und um Arbeitsplätze in der Region.«
    Natürlich hatte
Lüder Argumente dieser Art erwartet. Die beiden vorgebrachten Gründe zogen
immer. Selbstverständlich waren die hier anwesenden Männer nicht darauf aus,
als Wohltäter der Arbeitnehmer zu agieren oder aus Idealismus den Ruhm ihres
Heimatlandes zu mehren, zumal zwei von ihnen gar keine Deutschen waren.
Vanderborg war

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