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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Holländer, und Taylor kannte nur die Vertretung seiner eigenen
Interessen. Trotzdem fielen, gleichsam als Brosamen, bei der Durchsetzung der
ganz individuell gelagerten Zielvorstellungen dieser Leute auch Arbeitsplätze
ab. Wenn Vanderborg es zur Erzielung eines besseren Shareholder-Values für
angemessen erachten sollte, würde er mit Sicherheit nicht zögern, Arbeiter zu
entlassen. Und die Lobby der Arbeitnehmer war in diesem Spiel nicht vertreten.
Die Beschäftigten hatten kein Interesse an einer Schädigung des
Werftstandortes. In diese Richtung mussten die Ermittlungen nicht geführt
werden. Nicht einmal die Friedensaktivisten um den Dauerprotestierer
Potthoff-Melching hatten das Schicksal von Familien wie der des Werftarbeiters
Dennis Altrogge im Visier. Der Kriegswaffengegner war Lehrer und musste sich
nicht um seine berufliche Zukunft sorgen.
    Ich sollte nicht mit
Steinen werfen, schoss es Lüder durch den Kopf, ich sitze als Beamter selbst im
Glashaus.
    »Der Einsatz der
Polizei auf Ihrem Betriebsgelände wurde durch die Staatsanwaltschaft veranlasst«,
behauptete Lüder kühn, da er es nicht genau wusste. Wahrscheinlich lag er aber
richtig mit dieser Vermutung. »Da bin ich nicht Ihr Ansprechpartner. In einem
gut organisierten Betrieb sollte das aber keine Störung bedeuten.«
    Vanderborg sah Dr.
Vollquardsen an. Die Spitze mit dem »gut organisierten« Betrieb hatte gesessen.
    »Wegen der
Eskalation der Gewalt halte ich die Maßnahmen der Behörden für angemessen. Zu
ihrem zweiten Punkt kann ich nichts anmerken, weil mir dazu Einzelheiten
fehlen.«
    Vanderborg lehnte
sich ein wenig zurück. Seine Gesichtzüge entspannten sich.
    »Herr Taylor ist in
unserem Hause, weil wir Grundsatzgespräche zu zukunftsweisenden Projekten
führen«, erklärte der Werftvorstand.
    Lüder wandte sich
direkt an den Australier.
    »Haben Sie auch beim
Argentinienauftrag Ihre Finger im Spiel?«
    Taylor ließ kein
Mienenspiel erkennen, zuckte nicht einmal mit den Mundwinkeln. Für ihn
antwortete Vanderborg. »Ich glaube nicht, dass vertragliche Fragen Gegenstand
unserer momentanen Betrachtung sein sollten. Es geht um die Zukunft …«
    »… und um
Arbeitsplätze«, warf Lüder ein.
    Vanderborg
ignorierte die spitze Bemerkung.
    »Die Kontinuität
unserer Entwicklungsarbeit und unsere herausragende Positionierung in einer
globalisierten Welt können wir nur durch internationale Zusammenarbeit
sicherstellen. Herr Taylor ist einer der Partner, mit denen wir an der Welt von
morgen arbeiten.«
    Lüder unterdrückte
den Einwurf, das er Zweifel daran hegte, dass diese Zukunft unbedingt
Hightech-Waffen benötigen würde.
    »Durch Beeinträchtigungen
in unserem Betriebsablauf, deren Urheber wir noch nicht haben identifizieren
können, wird möglicherweise das Vertrauen in unsere Leistungsfähigkeit
erschüttert. Wir müssen jeden möglichen Zweifel daran ausmerzen. In diesem
Punkt besteht Übereinstimmung mit den Verantwortlichen in Berlin und in der
hiesigen Landesregierung. Ich setze alle meine Erwartungen dahin, dass uns die
zuständigen Behörden den Rücken freihalten. Sie können uns am besten helfen,
indem Sie der Leute habhaft werden, die unsere Arbeit sabotieren, sei es durch
Einbruchsversuche oder Attacken gegen unsere Informationstechnologie, aber auch
durch Aktionen wie die Ermordung unserer Gäste. Auch diesen rufschädigenden
Aktionen verbohrter Spinner in der Stadt und vor unserem Werktor muss Einhalt
geboten werden.«
    Vanderborg sah Lüder
durchdringend an. »Auf Ihnen ruht viel Verantwortung. Wenn Sie Unterstützung
und Hilfe benötigen, dann lassen Sie es meinen Mitarbeiter Dr. Vollquardsen
wissen. Es sollte weder am guten Willen noch an der Bereitstellung anderer
Ressourcen mangeln.«
    Es hätte nichts
gebracht, wenn Lüder mit den dreien eine Diskussion gestartet hätte. Wenn die
Motive der Manager auch andere waren, so hatten sie doch das gleiche Ziel: Die
Aufklärung der Morde, obwohl an dieser Stelle nicht ein Wort zur Ermordung
Kremers gefallen war. Und natürlich konnte Lüder nicht verhehlen, dass die
Werft einen legitimen Anspruch auf Unterstützung der Polizei hatte, wenn sie durch
rechtsmissbräuchliche Maßnahmen Dritter gestört wurde.
    Die Verabschiedung
fiel kurz und unterkühlt aus. Im Vorzimmer schenkte Lüder dem dort ausharrenden
Leibwächter Taylors keinen Blick. Aber direkt nach dem Hinaustreten auf dem
Gang hatte Lüder sein Handy herausgeholt, rief Hauptkommissar Vollmers an und
gab ein paar

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