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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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ist aber vor einem viertel Jahr
gestorben und wurde in seiner Heimatstadt Hamburg von der Sozialbehörde in
einem Armengrab in Ohlsdorf verscharrt. Der Mann war ein den Behörden bekannter
Sozialfall und wurde wahrscheinlich nur als ›Hülle‹ von irgendwelchen Leuten
benutzt, die ihre eigene Identität nicht offenlegen wollten. Bei dieser
Gelegenheit haben die Kollegen festgestellt, dass Satowski nicht weniger als
fünfzehn Handyverträge abgeschlossen hatte. Das ist ja nicht strafbar, und
geschädigt wurde dabei auch niemand.«
    »Ein sicherer Beweis dafür, dass wir es hier mit
Profis zu tun haben.«
    Vollmers sah Lüder spöttisch an. »Daran haben wir doch
nie gezweifelt, oder?«
    »Die Tatwaffe ist auch identifiziert. Es handelt sich
um eine Makarow.«
    »Eine seltene Waffe«, sagte Lüder. »Sie wird vom
russischen Militär eingesetzt und war die Ordonanzpistole der Roten Armee.«
    »Das Projektil ist ein Neun-Millimeter-Hohlspitzgeschoss
aus Blei.«
    Lüder war erstaunt. »Das ist mehr als bösartig. Durch
die konkave Spitze kommt es bei Aufprall zu starken Deformationen, was noch
bösartigere Verletzungen verursacht, als es herkömmliche Geschosse vermögen,
weil beim Eindringen die Geschossenergie auf das Ziel übertragen wird.«
    Vollmers nickte. »Die Waffe war fast aufgesetzt. Das
haben die Rechtsmediziner festgestellt. Die heißen Gase und Rußpartikel der
Treibladung haben einen verfärbten Ring um die Einschussstelle hinterlassen,
also die berühmten Schmauchspuren. Die ganze Art der Tatausführung zeugt von
einer Hinrichtung. Der Täter war zudem kleiner als Kremer, sodass der
Schusskanal von unten nach oben führte. Durch die Haltung der Waffe und das
verwendete Geschoss kam es zu einer Druckübertragung auf den Schädelinhalt. Das
Schädelskelett wurde förmlich in alle Richtungen auseinandergesprengt. Kein
Wunder, wenn man bedenkt, dass die Geschwindigkeit des Projektils über
eintausendzweihundert Stundenkilometer beträgt.«
    »Wer benutzt so etwas? Vielleicht lässt das
Rückschlüsse auf den Täterkreis zu.«
    »In der Sonderkommission arbeiten viele gute und
erfahrene Leute. Die haben mit Sicherheit die gleiche Idee und werden dieser
Spur mit Akribie folgen. Weiterhin haben wir versucht, das Geheimnis um ›Fred‹
zu lüften. Leider ohne Erfolg. Weder ›Fred‹ noch ›Alfred‹ noch ähnliche
Begriffe haben irgendwelche Anhaltspunkte ergeben. Natürlich tauchen diese
Synonyme massenhaft in unseren Dateien auf, aber keine Spur führt in unseren
Motivbereich.«
    »Das heißt, kein unter dem Stichwort ›Fred‹
gespeicherter Kunde kommt für eine politisch und gar terroristisch motivierte
Straftat in Frage«, sagte Lüder.
    »Richtig. Unseren ›Fred‹ gilt es noch zu finden.«
    »Bleibt als einzige Spur nur noch das Fahrzeug, mit
dem Forstheim gestern abgeholt wurde, nachdem er Hinterbichlers Bordell
verlassen hatte.«
    Vollmers kramte eine Notiz von seinem Schreibtisch
hervor.
    »Das Fahrzeug mit dem Kennzeichen › GÜ ‹ für Güstrow ist auf Timothy McBain
zugelassen. Er ist britischer Staatsbürger und arbeitet als Golflehrer auf
Schloss Teschow.«
    »Wo ist das? Der Landkreis Güstrow liegt in
Mecklenburg-Vorpommern.«
    »Teschow gehört zu Teterow. Das ist eine Kleinstadt in
der Mecklenburgischen Schweiz, grob zwischen Rostock und Berlin. Ich habe noch
nichts weiter veranlasst, insbesondere nicht die dortigen Kollegen gebeten, den
Mann aufzusuchen. Wir haben nichts gegen ihn vorzubringen. Falls die Spur
heißer werden sollte, würden wir zudem nur jemanden aufschrecken, ohne davon
profitieren zu können.«
    »Der Mann ist vorgemerkt. Aber dass auf seinem Namen
der Wagen zugelassen ist, mit dem Forstheims Geliebte in Kiel herumfährt, ist
keine strafbare Handlung.«
    Lüders Handy meldete sich. Kriminaldirektor Nathusius
war am Apparat.
    »Ich habe soeben erfahren, dass Oberstaatsanwalt
Brechmann den Leichnam von Commodore Hernandez zur Überführung nach Argentinien
freigegeben hat. Die Botschaft hat noch einmal mächtig Druck auf das Auswärtige
Amt ausgeübt. Und nachdem von Glahn vorhin beim Oberstaatsanwalt vorstellig
geworden ist, ist dieser vermutlich eingeknickt.«
    Lüder berichtete Vollmers von dieser Entscheidung.
    Der Hauptkommissar sah verärgert aus. »Entweder ist
Brechmann dumm und erkennt die Zusammenhänge nicht, oder er ist tatsächlich von
interessierten politischen Kreisen weichgekocht worden. Was veranlasst Berlin
und unsere Landesregierung, sich so intensiv

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