Tod an der Förde
Anweisungen durch.
*
Es war fast Mittag, als der dunkelblaue Mercedes durch
das Werktor fuhr. Bevor er das Betriebsgelände ganz verlassen hatte, stellte
sich ein Mann in Zivil vor das anrollende Fahrzeug und zwang den Fahrer zum
Bremsen. Im selben Augenblick wurde der Wagen von drei Polizeibeamten in
Uniform umstellt, die nicht nur mit einem dunklen Helm bekleidet waren, sondern
auch Kugelschutzwesten trugen. Die Polizisten des SEK umstellten das Fahrzeug mit gezogener Waffe. Die
Reaktion der Fahrzeuginsassen war durch die getönte Scheibe nur schemenhaft zu
erkennen. Das Gesicht des Fahrers zeigte Erstaunen und Irritation. Der
ebenfalls bewaffnete Zivilist trat an die Fondtür des Mercedes und wollte sie
öffnen, nachdem sich ein Streifenwagen vor das Fahrzeug gestellt hatte und
somit die Weiterfahrt blockierte. Aber der Fahrer machte keine Anstalten zu
fliehen.
Erst nach mehrfacher Aufforderung wurde im Inneren der
gepanzerten Limousine die Türblockade gelöst, und die Beamten rissen an beiden
Seiten die Türen auf. Immer noch hielten sie ihre Waffen auf die Leute im Auto
gerichtet. Langsam entstiegen die drei dem Wagen und streckten ihre Hände in
die Höhe.
Einer der SEK -Beamten
durchsuchte die drei Männer und förderte dabei sowohl beim uniformierten Fahrer
wie auch bei einem der Passagiere im Fond Pistolen zutage.
Der dritte Insasse, Douglas Taylor, war unbewaffnet,
protestierte aber am heftigsten gegen die polizeilichen Maßnahmen. Seine Einwände
blieben fruchtlos. Dafür durfte er aber ohne Handschellen eines der
Einsatzfahrzeuge besteigen, während es seinem Leibwächter weniger gut erging.
Der Fahrer, Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes,
konnte einen gültigen Waffenschein vorweisen. Nachdem vor Ort seine Personalien
aufgenommen worden waren, konnte er mit dem Mercedes die Heimfahrt ohne seine
Kunden antreten.
Der Waffenlobbyist und sein Bodyguard wurden zum
Dienstgebäude der Kieler Kripo gebracht.
*
Lüder saß Hauptkommissar Vollmers in dessen Büro
gegenüber und trank Kaffee, als Oberkommissar Küster, der den Einsatz am
Werktor geleitet und sich dem Mercedes mutig in den Weg gestellt hatte, vom
erfolgreichen Abschluss der Aktion berichtete.
»Taylor schimpft wie ein Rohrspatz und verlangt umgehend
Vanderborg oder von Glahn zu sprechen.«
»Von Glahn vom Auswärtigen Amt?«, fragten Lüder und
Vollmers wie aus einem Munde.
»Ja. Wir haben ihm gesagt, dass er das Recht hat,
einen Anwalt oder seinen Konsul in Frankfurt zu sprechen.«
»Für Schleswig-Holstein ist die Konsularabteilung der
australischen Botschaft in Berlin zuständig«, unterbrach ihn Lüder.
Doch Küster ließ sich nicht irritieren. »Das ist doch
piepeschnurzegal. Er ist uns fast ins Gesicht gesprungen, als wir ihm
konsularische Hilfe seines Heimatlandes angeboten haben. Ich glaube, der würde
sich lieber in unserer Arrestzelle verstecken, als sich seiner Heimat
auszuliefern. Das wird spannend, herauszufinden, ob die ihn suchen.«
»Gegen ihn liegt sonst nichts weiter vor. Ich fürchte,
wir müssen ihn wieder laufen lassen. Das Ganze ist aber eine heilsame Lehre für
ihn, dass wir uns weder einschüchtern noch für dumm verkaufen lassen«, meinte
Lüder.
»Dafür haben wir Andranik Wartanjan vorläufig
festgesetzt. Das ist der Bodyguard. Wir haben bei ihm eine Smith & Wesson
gefunden. Die Waffe haben wir sichergestellt. Wir werden analysieren, ob damit
auf Kremer geschossen wurde. Einen gültigen Waffenschein konnte er uns nicht
vorweisen. Dies und der tätliche Angriff gegen Sie sollten ausreichen, ihn für
eine Zeit festzusetzen. Ich habe bereits versucht, Oberstaatsanwalt Brechmann
zu erreichen, damit er uns einen Haftbefehl besorgt.«
»Sollten wir …?«, fragte Lüder, aber Vollmers
unterbrach ihn.
»Natürlich sind wir dabei, unsere Dateien zu
durchforsten. Auch die Anfrage bei Interpol ist angeleiert. Darüber hinaus habe
ich noch einige interessante Neuigkeiten.«
Vollmers hüstelte.
»Ich habe einen Spezi, der in der Sonderkommission
mitmischt. Da wäre zuerst das Handy, das möglicherweise der Täter verloren
hat.«
»Das, auf dem nach ›Fred‹ gefragt wurde?«
»Genau das. Auf dem Gerät befanden sich keine
Anruflisten, kein Hinweis auf ankommende oder abgehende Gespräche. Selbst die
Wahlwiederholung hat nichts gebracht. Dafür kennen wir den Besitzer.«
»Und? Wer verbirgt sich dahinter?«
Vollmers winkte ab. »Ein Toter. Der Vertrag für das
Prepaid-Handy läuft auf Wolfgang Satowski. Der
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