Tod an der Förde
sollte, hat der Anrufer die Verbindung schnell beendet.«
»Haben wir das Telefon sichergestellt?«
Vollmers sah fast ein wenig entrüstet aus.
»Selbstverständlich.«
FÜNF
Bereits eine viertel
Stunde vor acht saßen die ersten Beamten im großen Sitzungssaal. Das einzig
beherrschende Gesprächsthema war der Mord an Staatsanwalt Kremer.
Ein älterer Polizist
hatte gleich zwei Morgenzeitungen vor sich ausgebreitet. »Terroristen im
Blutrausch – Starb der Staatsanwalt, weil die örtliche Polizei versagte? –
Berlin zieht das Verfahren an sich« hatte ein Blatt aufgemacht. Ein anderes
zeigte auf der halben Titelseite ein verschwommenes Bild von der Eingangstür
und dem dahinter liegenden Kremer. Mit dicken Lettern textete diese Zeitung: »Sie schossen ihm den Kopf ab.«
Lüder hatte mit
Widerwillen die Sensationsmeldungen eines Teils der Morgenpresse zur Kenntnis
genommen. Seriösere Zeitungen berichteten auf der Titelseite auch über die
Bluttat, beließen es aber bei einer Ablichtung des Hauses und der polizeilichen
Absperrungen. Außerdem waren die Schlagzeilen weniger reißerisch gestaltet.
Kriminaldirektor
Nathusius hatte einen größeren Kreis von Polizeibeamten zusammengerufen.
Langsam füllte sich der Raum, bis sich etwa vierzig Frauen und Männer
eingefunden hatten.
Zwei Minuten vor
acht betrat der Kriminaldirektor den Raum. Er wurde begleitet von Dr.
Pagenkämper, von Glahn und einem Mittvierziger, den Lüder schon einmal gesehen
hatte.
Die Männer nahmen an
der Stirnseite Platz. In seiner kurzen Begrüßung stellte Nathusius den Mann zu
seiner Linken als Oberstaatsanwalt Brechmann vor, der die Ermittlungen im Fall
Kremer leiten sollte.
Der Kriminaldirektor
erklärte, dass sofort eine Sonderkommission gebildet würde, die sich
ausschließlich mit diesem Mord auseinandersetzen sollte. Vorerst sollten
achtundzwanzig bereits informierte Beamte in dieser Gruppe mitarbeiten. Die
Leitung würde Kriminaloberrat Gärtner übernehmen.
Lüder kannte seinen
Kollegen als ruhigen, besonnenen Kriminalisten. Nathusius hätte keinen Besseren
finden können.
Nach dem
Kriminaldirektor sprach der Oberstaatsanwalt. Er drückte seine Betroffenheit
über den Tod des jungen Kollegen aus und versicherte den Angehörigen
Anteilnahme und Mitgefühl. In matten Worten erklärte er, dass sich der
demokratische Rechtsstaat nie der Anarchie und dem Terrorismus beugen werde.
Ähnliche Worte fand
auch Dr. Pagenkämper, der sich im Namen seines Ministers an der Spitze derer
sah, die leidenschaftlich und erbarmungslos den oder die Täter stellen wollten.
Die herausragende Bedeutung der ganzen Affäre – Lüder war überrascht, dass er
von Affäre sprach – habe man schon rechtzeitig bei den verantwortlichen Stellen
in Berlin erkannt und umgehend geeignete Maßnahmen getroffen. Dann wagte er
sich noch ein Stück weiter hinaus und forderte von der Politik Gesetze, die den
Strafverfolgungsbehörden ein härteres Vorgehen gegen Verbrecher dieser Art
gestatten würden. Erst zum Schluss seiner Ausführungen fand auch Dr. Pagenkämper
Worte des Mitleids für das Opfer und dessen Familie.
Danach bat
Kriminaloberrat Gärtner die Mitglieder der Sonderkommission, zur Abstimmung der
weiteren Vorgehensweise noch zu bleiben, während die anderen den Saal
verließen. An der Tür stieß Lüder mit Vollmers und Horstmann zusammen und bat
sie mit in sein Büro.
»Dieser Pagenkämper.
So ein Blindfisch«, schimpfte Horstmann. »Mir ist selten so ein verlogenes
Subjekt begegnet.«
»Bleib ruhig,
Junge«, versuchte Vollmers seinen Kollegen zu besänftigen. Dann sah der
Hauptkommissar Lüder an.
»Die sind doch nur
aufgrund der öffentlichen Meinung eingeknickt. Durch Kremers Tod sind die da
oben gezwungen, eine Show für die Allgemeinheit abzuziehen. Warum hat man uns
zum Beispiel nicht mit in diese Sonderkommission einbezogen?«
»Das frage ich mich
auch«, antwortete Lüder. Dann sah er Vollmers an. »Ich habe noch ein paar
Fragen. Können Sie für mich herausfinden, wem folgendes Fahrzeug gehört?« Er
nannte das Kennzeichen des Audi aus dem Landkreis Güstrow, mit dem Forstheim am
gestrigen Abend abgeholt wurde. »Außerdem interessieren mich die Ergebnisse der
Spurensicherung aus Flintbek. Können Sie auch einmal in unseren zentralen
Dateien auf Spurensuche gehen, ob Sie etwas über ›Fred‹ finden? Das ist der geheimnisvolle
Anrufer, den der Zuschauer bei Aufheben des Handys in der Leitung hatte.
Natürlich möchte ich auch
Weitere Kostenlose Bücher