Tod an der Förde
gutgeht. Als
Personalverantwortlicher kann ich es nur begrüßen, wenn der zuständige
Projektmitarbeiter seinen inneren Ausgleich nicht nur im Bordell sucht, sondern
auch noch in einer außerehelichen Beziehung findet. Dabei haben Sie in Ihrer
Ehe doch alles. Zufriedenheit, angemessenen Wohlstand, sogar über die Grenzen
Ihrer Möglichkeiten hinaus.« Obwohl Vollquardsen seine Stimme in der gleichen
ruhigen Tonlage gehalten hatte, trafen seine Worte Forstheim wie
Peitschenhiebe. »Überhaupt ist diese Welt eine gute«, fuhr er fort. »Lauter
aufrichtige Leute. Und wenn etwas verloren geht, kommt ein ehrlicher Finder und
bringt das Fundgut zurück. Hier.« Er hielt eine DVD in die Höhe. »Das wurde uns heute Morgen von einem Kurierdienst ins Haus
gebracht. Hierauf befinden sich interessante Ablichtungen wichtiger
Konstruktionszeichnungen, die den Sicherheitsbereich nie hätten verlassen
dürfen.«
Forstheim zuckte zusammen.
»Der Finder, der übrigens anonym bleiben wollte und
deshalb keinen Absender angegeben hat, schreibt dazu, dass sich diese
Unterlagen in Ihrem privaten Umfeld befanden.« Vollquardsen legte die DVD wieder zurück. »Wollten Sie mit der
Publikation dieser vertraulichen Unterlagen möglicherweise Ihr Einkommen
aufbessern?«
Forstheim sah den Manager mit flackerndem Blick an.
Dann wischte er sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, der ihm
bereits in die Augen getropft war und höllisch brannte.
»Ich … ich kann das erklären«, stammelte er, »das ist
alles ganz anders, als Sie denken.«
»Spannend«, höhnte Vollquardsen, »diesen Satz hört man
sonst nur bei Rosamunde Pilcher, wenn der Ehemann von seiner Frau in flagranti
ertappt wurde. Die Werft freut sich jedenfalls, dass es Ihnen nach eigener
Auskunft privat gutgeht. Wir wollen Ihnen in dieser Hinsicht nicht im Wege
stehen, sondern Ihnen mehr Freiräume einräumen. Deshalb haben wir uns
entschlossen, Ihnen fristlos zu kündigen. Ersatzweise sprechen wir eine
ordentliche Kündigung aus. Sie werden mit sofortiger Wirkung freigestellt. Wenn
Sie jetzt den Raum verlassen, wird Sie Herr Böttcher direkt zum Ausgang
begleiten.«
»Das können Sie nicht machen«, sagte Forstheim. Er war
laut geworden. »Ich habe nichts …« Er brach mitten im Satz ab. »Sie hören von
meinem Anwalt«, sagte er stattdessen.
»Das würde ich mir überlegen«, mahnte Vollquardsen.
»Wir wollen Sie nicht ganz zerstören. Da wäre noch das Thema Korruption und
Bestechlichkeit. Denken Sie an die Bordellbesuche des Commodore und Ihre
eigenen. Das hat nie im Einklang mit den Grundsätzen unserer Geschäftspolitik
stattgefunden.«
»Aber Sie haben doch selbst …«
Erneut brach Forstheim ab. Er wusste, dass er verloren
hatte. Wer hatte bei ihm eingebrochen und die Informationen an die Werft
weitergeleitet? Seine Auftraggeber, denen er kleine Gefälligkeiten erwiesen
hatte, konnten kein Interesse an seiner Bloßstellung haben. Warum sollten sie
ihn, der durch gezielte Maßnahmen bisher so erfolgreich den U-Boot-Auftrag
sabotiert hatte, bloßstellen? Ohne seine geschickt getarnten Aktionen wäre es
weder hier in Kiel noch in Argentinien zu den unliebsamen Verzögerungen im
Projektfortschritt gekommen. Nie hatte er geglaubt, dass man ihn enttarnen würde,
schon gar nicht durch Verrat. Dafür, dass jetzt sein Leben wie ein Kartenhaus
zusammenbrach, standen die Gegenleistungen, die er erhalten hatte, in keinem
Verhältnis. Nein! Er würde versuchen, Kontakt zu seinen Auftraggebern
aufzunehmen, und als Schadenersatz Nachforderungen stellen, obwohl er nicht so
recht wusste, wie man die Leute erreichen konnte.
*
Das Schlürfen durchdrang laut und vernehmlich die
Stille des Raumes. Vollmers sah Horstmann an.
»Frank! Kannst du nicht pusten, wenn dir der Kaffee zu
heiß ist?«
Ein breites Grinsen überzog das Lausbubengesicht des
Oberkommissars.
»Doch, aber ich liebe ihn heiß und stark. Und nichts
schmeckt besser als ein angesogener Schluck. Hast du noch nie gehört, dass
Weinkenner ihren edlen Tropfen auf ähnliche Weise kosten?«
Vollmers lachte. »Du wirst doch ein Rebengewächs nicht
mit Bürokaffee, zumal mit Fördewasser gekocht, vergleichen wollen?«
»Warum nicht? Was dem Nabob der Champagner, ist dem
norddeutschen Polizisten das Guatemala-Hochlandgewächs.«
»Insbesondere, da der meiste Kaffee heute aus Vietnam
kommt.«
»Was ist Wein dagegen?«, fragte Horstmann. »Da wird
der Rebensaft in mit Chemie gereinigte Flaschen abgefüllt. Mein
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