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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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befreit auf. Er griff nach ihrer Hand und
hielt sie zärtlich fest. Sie führte seine Hand vorsichtig auf ihren Bauch.
    »Spürst du es? Es bewegt sich.«
    Lüder nickte, obwohl er keine Regungen des Ungeborenen
wahrnehmen konnte. Vielleicht sind Männer weniger feinfühlig, dachte er.
    »Übrigens«, Margit sah ihn an, »ich habe mit dem
Oberarzt gesprochen. Morgen werde ich entlassen.«
    Ein Schreck durchfuhr Lüder. Die Veränderung war auch
Margit nicht verborgen geblieben.
    »Freust du dich nicht?«
    »Doooch«, stammelte er. »Glaubst du nicht, dass es
ratsamer wäre, noch ein wenig unter ärztlicher Beobachtung zu bleiben? Ich
meine … Vielleicht ist es besser …«
    Margit musterte ihn aufmerksam.
    »Was ist los mit dir? Warum willst du mich nicht bei
dir haben?« Ein forschender Unterton begleitete ihre Frage.
    »Es ist nur … Ich bin der Meinung, man kann nicht
vorsichtig genug sein.«
    Lüder fehlten die rechten Worte, vor allem die
überzeugenden. Er konnte Margit nicht erklären, dass er um ihre Sicherheit
besorgt war. Jede weitere Aufregung konnte ihr und dem Baby Schaden zufügen.
    »Also«, bestimmte sie resolut, »morgen komme ich nach
Hause, ob es dir passt oder nicht.« Ihre Stimme klang fast ein wenig
eingeschnappt.
    Lüder löste vorsichtig seine Hand aus der ihren und
streichelte ihr sanft über den Kopf.
    »Natürlich freue ich mich, wenn ihr wieder da seid«,
sagte er und zeigte dabei mit der anderen Hand auf Margits Leib.
    Margit erkundigte sich nach den Kindern und nahm mit
einer stillen Schadenfreude zur Kenntnis, dass der Nachwuchs das beschauliche
Leben der alten Lüders kräftig durcheinanderwirbelte.
    Nachdem sich Lüder verabschiedet hatte, besuchte er
Ivanna Krucowa. Die junge Frau konnte immer noch nicht sprechen, zeigte ihm
aber durch Gestik und Augenkontakt, dass sie sich über seinen Besuch freute.
    Seine dritte Rückfrage galt der Frau des ermordeten
Staatsanwalts Kremer. Sie wurde immer noch abgeschottet, und die behandelnden
Ärzte untersagten jedem den Zutritt zu ihr. Lediglich der Stationsarzt war
bereit, Lüder eine vage Auskunft zu erteilen. Die Frau litt immer noch unter
schweren Schockzuständen. Der junge Arzt machte Lüder keine Hoffnungen. Nach
Behandlung der derzeitigen Krankheitssymptome würde sich eine langwierige
Psychotherapie anschließen.
    Als Lüder das Krankenhaus verließ, begleiteten ihn
keine wirklich frohen Gedanken. Wie um seine trübe Stimmung zu bekräftigen,
hingen die grauen Wolken immer noch über der Förde, und der leichte Nieselregen
wirkte auch nicht als Stimmungsaufheller.
    *
    Lüder hätte sein weiteres Vorgehen gern mit Kriminaldirektor
Nathusius abgestimmt. Er zögerte aber, zum Telefon zu greifen. Sarah
Worthington hatte angedeutet, was ihm selbst bereits klar gewesen war. Irgendwo
agierte ein Maulwurf in den eigenen Reihen, jemand, der über alle seine
Schritte informiert war und auch Zugriff auf die aktuellen Ergebnisse seiner
Ermittlungen hatte. Es kamen nicht viele dafür in Frage. War Jochen Nathusius,
dem er bisher immer vertraut hatte und dessen scharfen Verstand er schätzte,
der Verräter? Lüder mochte es nicht glauben, aber die bisherigen Erfahrungen in
diesem komplizierten Fall hatten ihn gelehrt, niemandem mehr zu vertrauen.
    Die britische Agentin hatte den Verdacht geäußert,
dass der chilenische Journalist da Silva möglicherweise tiefer in die
Angelegenheit verstrickt sein könnte, als Lüder bisher geglaubt hatte. Es war
nicht so abwegig, dass er im Interesse seines Landes den U-Boot-Deal mit
Argentinien nachhaltig stören wollte, zumal Chile auch U-Boote geordert hatte.
    Lüder beschloss, dem Werftmanager Dr. Vollquardsen zu
diesem Thema noch ein paar Fragen zu stellen, doch zuvor wollte er noch eine
andere Spur verfolgen.
    Auf dem Flur des Landeskriminalamtes begegnete Lüder
dem jungen Büroboten.
    »Hallo, Friedhof, alles in Ordnung?«, fragte er und
versuchte, seiner Stimme einen fröhlichen Klang zu geben.
    »Ich heiße …«, versuchte Friedjof zu erklären, winkte
dann aber ab. »Ich fürchte, Herr Oberwachtmeister, Sie werden meinen Namen nie
lernen.«
    »Natürlich, Friedhof«, antwortete Lüder. »Wer könnte
den schon vergessen? Schließlich klingt er ähnlich wie Friedjof, und auf dem
haben wir alle die bürokratischen Leichen vergraben, die jede Behörde im Keller
hat. Mal was anderes. Wissen Sie, ob Sven Kayssen in seinem Büro ist?«
    »Dem habe ich gerade einen Stapel Zeitungen gebracht«,
antwortete

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